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Stille Nacht

Stille Nacht

Titel: Stille Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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auszuweichen. Als er
anschließend den Schneepflug überholte, fuhren sie gerade an
der Ausfahrt vorbei.
    Er hämmerte mit der Faust auf das Steuerrad ein. Jetzt mußte
er also auf die Ausfahrt 42 warten, um von der Schnellstraße
runterzukommen. Wie weit war das wohl noch? fragte er sich.
    Doch als er einen Blick zurück zu der Ausfahrt warf, die er
eben verpaßt hatte, begriff er, daß er in Wirklichkeit Glück
gehabt hatte. Sie war von einem Stau blockiert. Er mußte sich
gerade gebildet haben. Deshalb wohl hatte der Schneepflug die
Spur gewechselt. Hätte er selbst versucht, dort rauszufahren,
wäre er womöglich für Stunden steckengeblieben.
    Endlich sah er ein Zeichen, dem er entnehmen konnte, daß es
zehn Kilometer zur nächsten Ausfahrt waren. Selbst bei diesem
Tempo sollte das nicht länger als eine Viertelstunde dauern. Die
Reifen griffen jetzt wieder besser. Auf dieser Strecke hatte man
offenbar gestreut. Jimmy tastete nach seiner Kanone unter seiner
Jacke. Sollte er sie rausholen und unter dem Sitz verstecken?
    Nein, entschied er. Falls ein Cop ihn anzuhalten versuchte,
brauchte er sie genau dort, wo sie war. Er blickte auf den
Kilometerzähler am Armaturenbrett. Er hatte ihn auf Null
gestellt, als er mit dem Kind losgefahren war. Jetzt zeigte er an,
daß sie knapp fünfhundert Kilometer hinter sich gebracht hatten.
    Es lag noch eine weite Strecke vor ihm, aber allein schon der
Gedanke, daß er so nah an der Grenze und bei Paige war, war
derart aufregend, daß er ihn fast schmecken konnte. Diesmal
würde er dafür sorgen, daß es klappte, und was auch immer er
tat - diesmal würde er nicht so blöd sein, sich von den Cops
schnappen zu lassen.
    Jimmy merkte, daß sich der Junge neben ihm bewegte und
offenbar wieder einzuschlafen versuchte. Was für ein Fehler!
dachte er. Ich hätte ihn schon fünf Minuten, nachdem ich ihn
mitgenommen hatte, beiseite schaffen sollen. Ich hatte das Auto
und das Geld. Wieso bin ich nur auf die Idee gekommen, ich
brauchte ihn?
Er sehnte sich nach dem Augenblick, da er das Kind endlich
los und in Sicherheit war.
20
    Officer Ortiz eskortierte Catherine, ihre Mutter und Michael zu
dem Eingang der St. Patrick’s Cathedral, der an der Fünfzigsten
Straße lag. Ein draußen stationierter Wachposten erwartete sie
bereits. »Wir haben in der reservierten Abteilung Plätze für sie,
Ma’am«, teilte er Catherine mit, während er die schwere Tür
aufstieß.
    Der prachtvolle Klang des von der Orgel angeführten und von
dem Chor begleiteten Orchesters strömte durch die große
Kirche, die schon dicht mit Gläubigen gefüllt war.
»Freuet euch, freuet euch«, sang der Chor.
     
Freuet euch, freuet euch, dachte Catherine. Bitte, Gott, ja, laß
es heute nacht auch so zu Ende gehen.
    Sie kamen an der Krippe vorbei, wo die lebensgroßen Figuren
der Jungfrau Maria, Josephs und der Hirten um das leere
Heubündel versammelt waren. Catherine wußte, daß die Figur
des neugeborenen Christuskindes während der Messe dort
plaziert werden würde.
    Der Mann vom Sicherheitsdienst führte sie zu ihren Plätzen in
der zweiten Reihe am mittleren Gang. Catherine bedeutete ihrer
Mutter, doch als erste hineinzugehen. Dann flüsterte sie: »Setz
du dich zwischen uns, Michael.« Sie wollte außen am Rand der
Reihe sitzen, damit sie sofort mitbekam, wenn die Tür aufging.
    Officer Ortiz beugte sich zu ihr hinüber. »Mrs. Dornan, wenn
wir irgend etwas hören, komme ich rein und hole Sie. Ansonsten
aber wird der Wachmann Sie als erste hinausführen, sobald die
Messe zu Ende ist, und ich erwarte Sie dann draußen im
Wagen.«
    »Danke«, sagte Catherine und ließ sich unmittelbar darauf auf
die Knie fallen. Die Musik verwandelte sich nun in einen
rauschenden Triumphgesang, während die Prozession begann der Chor, die Meßdiener, der Diakon, die Priester und Bischöfe,
gefolgt von dem Kardinal, der den Krummstab des Hirten in der
Hand hielt. Lamm Gottes, betete Catherine, bitte, bitte rette mein
kleines Lamm.
    Bud Folney hatte seinen Blick noch immer auf die Straßenkarte
an der Wand seines Büros gerichtet, wobei ihm bewußt war, daß
die Chancen, Brian Dornan lebend zu finden, mit jeder weiteren
Minute geringer wurden. Mort Levy und Jack Shore waren ihm
gegenüber auf der anderen Seite des Schreibtischs.
    »Kanada«, sagte er mit Nachdruck. »Er ist auf dem Weg nach
Kanada, und er nähert sich immer mehr der Grenze.«
Sie hatten gerade wieder Nachricht

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