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Stille Nacht

Stille Nacht

Titel: Stille Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Zeigestab. »Hier ist
unser Ausgangspunkt, Mort. Wir müssen von der Voraussetzung
ausgehen, daß Siddons einen Wagen bereitstehen hatte, als er
von seiner Schwester aufbrach. Ihrer Aussage nach ist er um
kurz nach sechs gegangen. Wenn wir recht haben und er sofort
in ein Auto gestiegen ist, ist er jetzt seit etwa fünfeinhalb
Stunden unterwegs.«
    Der Stab bewegte sich weiter. »Der Bereich mit leichtem
Schneefall erstreckt sich von hier in der Stadt bis etwa nach
Herkimer, Ausfahrt dreißig auf dem Thruway. Stärker ist das
Schneetreiben im gesamten Neuengland. Trotzdem ist Siddons
vermutlich nicht mehr weiter als vier bis sechs Stunden von der
Grenze entfernt.«
    Folney verpaßte der Landkarte einen entschiedenen Stups.
»Das heißt praktisch eine Nadel in einem Heuhaufen suchen.«
Mort wartete. Er wußte, daß der Boß keine Kommentare
schätzte.
»Wir haben die Region an der Grenze in Alarmbereitschaft
versetzt«, fuhr Folney fort. »Doch bei dem dichten Verkehr
könnte man ihn trotzdem übersehen, und wir alle wissen, daß es
jemand wie Siddons vermutlich versteht, nach Kanada
reinzukommen, ohne eine Grenzkontrolle zu passieren.« Jetzt
wollte er Vorschläge hören.
»Wie wäre es, wenn wir auf den größeren Straßen einen
Unfall inszenierten, um etwa dreißig Kilometer vor der Grenze
eine einspurige Fahrbahn zu erzwingen?« schlug Mort vor.
    »Das würde ich nicht ausschließen. Aber nach dem gleichen
Prinzip wie bei einer Straßensperre würde sich der Verkehr in
zwei Minuten aufstauen, und Siddons würde vielleicht einfach
versuchen, an der nächsten Ausfahrt rauszufahren. Falls wir
nach diesem Plan vorgehen, müssen wir auch an allen
Ausfahrten Sperren aufstellen.«
    »Und wenn Siddons das Gefühl kriegt, er sitzt in der Falle…?«
Mort Levy zögerte. »Siddons tickt nicht sauber, Sir. Cally
Hunter hält ihren Bruder für fähig, eher Brian und sich selbst
umzubringen, als sich festnehmen zu lassen. Ich glaube, sie
weiß, wovon sie redet.«
    »Und wenn sie Mumm genug gehabt hätte, uns in der Minute
anzurufen, als Jimmy mit diesem Jungen ihre Wohnung verließ,
dann wäre er gar nicht erst aus Manhattan rausgekommen.«
    Beide Männer drehten sich um. Jack Shore stand im
Türrahmen. Er schaute an Mort Levy vorbei zu Bud Folney
hinüber. »Eine neue Entwicklung, Sir. Ein State Trooper, Chris
McNally, hat sich vor etwa zwanzig Minuten einen Hamburger
an der Raststätte besorgt, die zwischen Syracuse, Ausfa hrt
neununddreißig, und Weedsport, Ausfahrt vierzig, an der
Schnellstraße liegt. Zu dem Zeitpunkt hatte er nicht groß drauf
geachtet, aber die Frau am Ausgabeschalter, eine Miss Deidre
Lenihan, hat was von einer Christophorus-Münze erwähnt, die
irgendein Kind um den Hals hatte.«
Bud Folney schnauzte: »Wo ist diese Lenihan jetzt?«
    »Ihre Schicht ging um elf zu Ende. Ihre Mutter hat erklärt,
daß ihr Freund sie abholen wollte. Sie versuchen gerade, die
beiden zu finden. Aber wenn Cally Hunter uns früher Bescheid
gegeben hätte, dann wär das alles nicht passiert, wir hätten
längst jede Raststätte von hier bis…«
    Bud Folney erhob fast nie die Stimme. Seine zunehmende
Frustration über die quälenden Wendungen bei der Jagd auf
Jimmy Siddons jedoch ließen ihn plötzlich losbrüllen: »Halten
Sie die Klappe, Jack! Dieses ewige ›Wenn‹ hilft uns jetzt nicht
weiter. Tun Sie was Sinnvolles. Lassen Sie die Radiosender in
der Gegend dort eine Bitte an Deidre Lenihan durchgeben, sie
möchte ihre Mutter anrufen. Sagen Sie, daß sie zu Hause
gebraucht wird, oder so was. Und um Himmels willen sorgen
Sie dafür, daß niemand sie mit Siddons oder dem Kind in
Verbindung bringt. Kapiert?«
19
    Von seinem Wachposten gleich neben der Straße behielt Chris
McNally die vor ihm vorbeifahrenden Autos wachsam im Auge.
Es hatte endlich aufgehört zu schneien, aber die Fahrbahn blieb
eisig. Wenigstens waren die Fahrer vorsichtig, dachte er, obwohl
sie vermutlich alle frustriert darüber waren, mit fünfzig
Kilometer pro Stunde dahinzukriechen. Seit er sich seinen
Hamburger geholt hatte, hatte er nur einem Fahrer einen
Strafzettel verpaßt, einem Angeber in einem Sportwagen.
    Obwohl er sich auf den Verkehrsstrom auf dem Highway
konzentrierte, wollte McNally der Bericht über das vermißte
Kind einfach nicht aus dem Sinn. Sofort nachdem der
Fahndungsaufruf über den kleinen Jungen hereingekommen
war, den ein flüchtiger Polizistenmörder als Geisel

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