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Stille Nacht

Stille Nacht

Titel: Stille Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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war, dann konnte er sich schon darauf
freuen, in weniger als zwei Stunden das Land verlassen zu
haben.
    Was hatte es mit dem Zulassungsschild an dem Toyota bloß
auf sich? fragte er sich aufs neue.
Chris kniff plötzlich die Augen zusammen. Er konnte auf der
Überholspur einen dunklen Toyota sehen, der ziemlich schnell
fuhr. Chris wechselte die Spur, fuhr auf die gleiche Höhe und
warf einen Blick hinein. Er betete, es möge ein einzelner Mann
oder ein Mann mit einem kleinen Jungen darin sitzen. Bloß eine
Chance, dieses Kind zu finden. Gib mir eine Chance, betete er.
Ohne seine Sirene oder sein Warnlicht anzustellen, fuhr Chris
an dem Toyota vorbei. Er hatte ein junges Paar in dem Wagen
ausmachen können. Der junge Mann saß am Steuer und hatte
einen Arm um das junge Mädchen gelegt, nicht gerade klug bei
eisglatter Fahrbahn. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er ihn an
den Straßenrand gewinkt.
Chris gab Gas. Die Straße war jetzt übersichtlicher, der
Verkehr besser verteilt. Doch alles bewegte sich auch immer
schneller voran, kam Kanada immer näher.
Sein Funkgerät war leise gestellt, als ein Anruf für ihn
hereinkam. »Officer McNally?«
     
»Ja.«
    »Hier Bud Folney, New York, One Police Plaza. Ich habe
gerade noch mal mit Ihrem Vorgesetzten gesprochen. Die
Meldung aus Vermont war ein Reinfall. Die Lenihan ist nicht
aufzufinden. Sagen Sie mir, was Sie da vorhin über einen
braunen Toyota berichtet haben.«
Da sein Boß dies, wie er wußte, bereits ad acta gelegt hatte,
merkte Chris, daß dieser Folney wirklich ernsthaft auf ihn setzte.
    Er erklärte, Deidre müsse von einem braunen Toyota mit
einem New Yorker Nummernschild gesprochen haben, falls sie
den Wagen gemeint hatte, der direkt vor ihm bei McDonald’s in
der Reihe stand.
»Und Sie können sich nicht an die Nummer erinnern.«
»Nein, Sir.« Chris hätte die beiden Wörter am liebsten
heruntergewürgt. »Aber irgendwas daran war ungewöhnlich.«
    Er war jetzt fast an der Ausfahrt 42 angekommen. Direkt vor
seinen Augen wechselte plötzlich ein Fahrzeug, das zwei Wagen
weiter vorne lag, in die äußerste rechte Spur hinüber. McNallys
beiläufiger Blick verwandelte sich in ein Starren. »Mein Gott«,
sagte er.
»Officer? Was ist los?« In New York wußte Bud Folney
instinktiv, daß gerade etwas Entscheidendes passierte.
    »Das ist es«, sagte Chris. »Es war gar nicht das
Nummernschild, was mir aufgefallen war. Es war der Aufkleber.
Da ist bloß noch ein Stück übrig, und da steht Erbschaft drauf.
Sir, ich folge im Moment dem Toyota die Ausfahrt hinunter.
Können Sie das Nummernschild überprüfen lassen?«
    »Verlieren Sie diesen Wagen ja nicht aus den Augen«, sagte
Bud barsch. »Und bleiben Sie dran.«
Drei Minuten später läutete in der Wohnung 8C, Stuyvesant
Oval 10, im Süden Manhattans, das Telefon. Ein verschlafener
und beunruhigter Edward Hillson nahm den Hörer ab. »Hallo«,
sagte er. Er spürte, wie seine Frau ihn nervös am Arm packte.
»Was? Mein Auto? Ich hab’s so etwa gegen fünf um die Ecke
rum geparkt. Nein, ich hab’s niemand geliehen. Ja. Es ist ein
brauner Toyota. Was erzählen Sie mir da?«
Bud Folney meldete sich wieder bei Chris. »Ich glaube, Sie
haben ihn, aber um Himmels willen denken Sie dran, er hat
gedroht, das Kind umzubringen, bevor er sich schnappen läßt.
Also seien Sie vorsichtig.«
22
    Mic hael war so schläfrig. Am liebsten hätte er sich an Gran
angelehnt und die Augen geschlossen. Aber das konnte er noch
nicht tun, nicht bevor er bestimmt wußte, daß Brian wohlauf
war. Michael kämpfte hart gegen seine wachsende Furcht an.
Warum hat er mich nicht einfach gepackt, als er diese Lady
Moms Portemonnaie aufheben sah? Ich hätte hinter ihr
herrennen und ihm helfen können, als dieser Kerl ihn erwischt
hat.
    Der Kardinal stand jetzt am Altar. Doch als die Musik
aufhörte, begann er nicht etwa die Messe zu zelebrieren, sondern
erhob das Wort. »In dieser Nacht der Freude und Hoffnung…«
    Rechts im Hintergrund konnte Michael die Fernsehkameras
sehen. Er hatte sich immer vorgestellt, wie toll es wäre, ins
Fernsehen zu kommen, doch immer, wenn er es sich genauer
ausgemalt hatte, war es dabei um eine Situation gegangen, bei
der man irgend etwas gewann oder ein großartiges Ereignis
miterlebte. Das hätte Spaß gemacht. Heute nacht aber machte es
überhaupt keinen Spaß, als er und Mom im Fernsehen waren.
    Es war furchtbar, mit anzuhören, wie Mom die Leute

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