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Stille Nacht

Stille Nacht

Titel: Stille Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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anbettelte, sie sollten ihr helfen, Brian zu finden.
»… in einem Jahr, das so viel Gewalttätigkeit gegen
unschuldige Menschen mit sich gebracht hat… «
Michael setzte sich gerade hin. Der Kardinal sprach jetzt über
sie, darüber, daß Dad krank war und daß Brian vermißt war und,
wie man annehmen mußte, in der Gewalt dieses aus dem
Gefängnis ausgebrochenen Mörders. Er sagte gerade: »Brian
Dornans Mutter, Großmutter und zehnjähriger Bruder sind hier
mit uns in der Messe. Lasset uns ganz besonders darum beten,
daß Dr. Thomas Dornan wieder vollkommen gesund wird und
daß Brian wohlbehalten aufgefunden wird.«
Michael konnte sehen, daß Mom und Gran beide weinten.
Ihre Lippen bewegten sich, und er wußte, daß sie beteten. Sein
eigenes Gebet war der Rat, den er Brian gegeben hätte, wenn der
ihn nur hätte hören können: Lauf, Brian, lauf.
    Jetzt, da er von der Schnellstraße runter war, empfand Jimmy
eine gewisse Erleichterung, trotz des nagenden Gefühls, daß
seine Lage immer brenzliger wurde.
    Er hatte nicht mehr viel Benzin, fürchtete aber das Risiko, mit
dem Kind im Wagen an einer Tankstelle anzuhalten. Er fuhr
jetzt auf der Route 14 Richtung Süden. In etwa zehn Kilometern
stieß sie auf die Route 20. Die Route 20 wiederum führte nach
Westen zur Grenze.
    Hier war wesentlich weniger Verkehr als auf der
Schnellstraße. Die meisten Leute waren jetzt sowieso schon zu
Hause, schliefen entweder oder trafen noch letzte
Vorbereitungen für den Weihnachtsmorgen. Es war
unwahrscheinlich, daß hier irgend jemand nach ihm Ausschau
hielt. Trotzdem aber, folgerte er, war es am besten, wenn er nach
Geneva hineinfuhr, beispielsweise eine Schule ausfindig
machte, wo es einen Parkplatz gab, oder wenn er ein Waldgebiet
fand, jedenfalls einen Platz, wo er, ohne gesehen zu werden,
anhalten und das erledigen konnte, was er erledigen mußte.
    Als er bei der nächsten Gelegenheit nach rechts abbog, warf
er einen Blick in den Rückspiegel. Seine Nackenhaare stellten
sich auf. Es war ihm so vorgekommen, als hätte er Scheinwerfer
gesehen, als er um die Kurve fuhr, nun jedoch konnte er sie
nicht mehr entdecken.
Ich sehe allmählich Gespenster, dachte er.
    Einen Straßenblock weiter schien es ihm plötzlich, als sei er
über den Rand der Erde gefahren. Soweit er sehen konnte,
waren keine Autos mehr vor ihm. Er war jetzt in einem
Wohngebiet, das ruhig und dunkel dalag. Die Häuser waren
überwiegend unbeleuchtet, bis auf einige, bei denen noch an
Büschen und Nadelbäumen auf dem schneebedeckten Rasen
Christbaumlichter glühten.
    Er konnte sich nicht sicher sein, ob der Junge wirklich schlief
oder sich nur schlafend stellte. Nicht, daß es einen Unterschied
gemacht hätte. Das hier war die Art von Gegend, wie er sie
brauchte. Er fuhr noch sechs Querstraßen weiter und sah dann
das, wonach er suchte: eine Schule mit einer langen Einfahrt, die
mit Sicherheit zu einem Parkplatz führte.
    Seinen Augen entging nichts, als er sorgsam alles im Umkreis
nach einem sich nähernden Fahrzeug oder einem Fußgänger
absuchte. Dann brachte er den Wagen zum Stehen und ließ das
Seitenfenster halb herunter, um angespannt auf irgendein
Zeichen nahenden Unheils zu lauschen. Die Kälte verwandelte
seinen Atem umgehend in Dampf. Er vermochte nichts außer
dem Summen des Toyota-Motors zu hören. Es war ruhig hier.
Absolute Stille.
Trotzdem beschloß er, noch einmal um den Block zu fahren,
nur um sicherzugehen, daß ihm niemand auf den Fersen war.
    Während er auf das Gaspedal trat und der Wagen langsam ins
Rollen kam, hielt er den Blick auf den Rückspiegel fixiert.
Verdammt. Er hatte recht gehabt. Da war ein Auto hinter ihm,
das mit ausgeschalteten Scheinwerfern fuhr. Jetzt bewegte es
sich ebenfalls weiter. Das Licht von einem strahlend
beleuchteten Baum spiegelte sich in dem Aufsatz auf dem
Wagendach.
    Ein Streifenwagen. Cops! Verdammte Bande, fluchte Jimmy
leise. Verdammte Bande! Verdammte Bande! Er trat das
Gaspedal bis zum Anschlag durch. Es war vielleicht seine letzte
Fahrt, aber er würde sich teuer verkaufen.
    Er blickte auf Brian hinunter. »Hör auf, Theater zu spielen.
Ich weiß, daß du wach bist«, schrie er. »Setz dich hin,
verdammter Kerl! Ich hätte dich loswerden sollen, sobald ich
aus der Stadt raus war. Verfluchter Bengel.«
    Jimmy gab immer noch Vollgas. Ein rascher Blick in den
Rückspiegel bestätigte, daß der Wagen, der hinter ihm war,
ebenfalls beschleunigt

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