Stille Nacht
Metall und
zerbrechendem Glas, als der Wagen von der Veranda des
Hauses vor ihnen zurückprallte und mit Getöse auf dem Dach
landete.
Eine Weile blieb alles still - dann wurde die Stille abrupt
unterbrochen, als Sirenen aufheulten und zu kreischen
begannen. Die Scheinwerfer von einem Dutzend Streifenwagen
erhellten die Nacht, als ein Schwarm von State Troopers
angerast kam, die das umgekippte Fahrzeug umzingelten. Chris
lag ein paar Sekunden lang im Schnee und hielt Brian ganz fest,
während er den nä herkommenden Geräuschen lauschte. Dann
hörte er eine leise, erleichterte Stimme fragen: »Bist du der
heilige Christopherus?«
»Nein, aber im Moment fühle ich mich wie er, Brian«, sagte
Chris freundlich. »Fröhliche Weihnachten, mein Sohn.«
25
Officer Ortiz huschte geräuschlos durch den Seiteneingang der
Kathedrale und erregte sofort Catherines Aufmerksamkeit. Er
lächelte und nickte. Sie sprang auf und lief auf ihn zu.
»Ist er…«
»Er ist wohlauf. Sie schicken ihn mit einem
Polizeihubschrauber zurück. Er wird hier sein, bevor die Messe
vorbei ist.«
Als er bemerkte, daß eine der Fernsehkameras auf sie beide
gerichtet war, hob Ortiz die Hand hoch und formte mit Daumen
und Zeigefinger einen Kreis zum Symbol dafür, daß jetzt in
diesem Augenblick, an diesem ganz besonderen Tag, alles in
bester Ordnung war.
Die Leute, die in der Nähe saßen, bekamen den Austausch mit
und fingen leise an zu klatschen. Als sich andere nach ihnen
umdrehten, erhoben sie sich, und langsam begann Applaus
durch die riesige Kirche zu rauschen. Es dauerte geschlagene
fünf Minuten, bis der Diakon endlich dazu ansetzen konnte, das
Weihnachtsevangelium zu lesen: »Es begab sich aber zu der
Zeit…«
»Ich will jetzt los und Cally Bescheid geben, was vorgefallen
ist«, sagte Mort Levy zu Bud Folney. »Sir, ich weiß zwar, sie
hätte uns schon früher anrufen sollen, aber ich hoffe… «
»Keine Bange. Heute nacht spiele ich nicht den geizigen Mr.
Scrooge. Cally hat mit uns zusammengearbeitet. Sie hat eine
zweite Chance verdient«, erwiderte Folney energisch.
»Außerdem hat Mrs. Dornan schon gesagt, daß sie keine
Anzeige gegen sie erstattet.« Er schwieg einen Moment und
dachte nach. »Hören Sie, da müssen doch noch ein paar
Spielsachen auf den verschiedenen Revieren übrig sein. Geben
Sie den Leuten Bescheid, sie sollen sich dranmachen und ein
paar Sachen für Callys kleine Tochter zusammensuchen. Sagen
Sie ihnen, sie sollen uns in einer Dreiviertelstunde vor Callys
Mietshaus treffen. Mort, Sie und ich, wir gehen hin und
überreichen sie ihr. Shore, Sie gehen nach Hause.«
Es war Brians erster Hubschrauberflug, und obwohl er
unglaublich müde war, war er viel zu aufgeregt, um auch nur
daran zu denken, die Augen zu schließen. Er fand es schade, daß
Officer McNally - Chris sollte er ihn nennen, hatte er gesagt ihn nicht begleiten konnte. Aber er war an Brians Seite gewesen,
als sie Jimmy Siddons abführten, und er hatte zu ihm gesagt, er
solle sich mal keine Sorgen machen, weil das ein Kerl sei, der
nie mehr aus dem Gefängnis rauskommen werde. Und dann
hatte er für Brian die Christophorus-Medaille aus dem Auto
geholt.
Als der Hubschrauber zur Landung ansetzte, sah es beinahe so
aus, als würde er auf den Fluß niedergehen. Brian erkannte die
Brücke an der Neunundfünfzigsten Straße und die Bimmelbahn
auf Roosevelt Island. Sein Dad hatte ihn mal zu einer Fahrt
darin mitgenommen. Plötzlich machte er sich Gedanken, ob sein
Vater überhaupt wußte, was mit ihm passiert war.
Er wandte sich an einen der Polizisten. »Mein Dad ist im
Krankenhaus hier in der Nähe. Ich muß hin, um ihn zu
besuchen. Er macht sich vielleicht Sorgen.«
Der Polizeibeamte, der mittlerweile mit der Geschichte der
ganzen Familie Dornan vertraut war, sagte: »Du bekommst ihn
bald zu sehen, mein Junge. Aber fürs erste wartet deine Mutter
auf dich. Sie ist in der Christmette in der St. Patrick’s
Cathedral.«
Als es in Callys Wohnung an der Avenue B schellte, ging sie in
der resignierten Überzeugung, man werde sie jetzt festnehmen,
an die Tür. Detective Levy hatte angerufen und lediglich erklärt,
daß er mit einem anderen Beamten bei ihr vorbeischauen wolle.
Aber es waren zwei übers ganze Gesicht strahlende
selbsternannte Weihnachtsmänner, bepackt mit Puppen und
Spielen und mit einem schneeweißen Puppenkorbwagen, die
nun vor ihrer Tür standen.
Während sie ungläubig
Weitere Kostenlose Bücher