Stille Sehnsucht
die Bullen, die bislang keinen der Schützen hatten einbuchten können, was Niko wieder zu Johnson zurückbrachte. Der gehörte zur Abteilung Bandenkriminalität und es war sein Job dafür zu sorgen, dass den Zwillingen nichts passierte.
Liam und Noah waren die einzigen Zeugen von dieser Schießerei und deswegen standen sie rund um die Uhr unter Polizeischutz. Mithilfe der Verbrecherkartei hatte Liam mehrere von den Gangmitgliedern identifiziert und laut dem Getuschel der Polizisten im Flur, waren das Typen, die als hochgradig gefährlich eingestuft waren und über Leichen gingen, um ihren eigenen Arsch zu retten. Aus diesem Grund ermittelte Johnson in dem Fall, weil er als der Beste seiner Abteilung galt.
Trotzdem hatte Niko ein mieses Gefühl bei der Sache, denn die Cops dachten offenbar darüber nach, Liam aus der Stadt zu schaffen, um sein Überleben und vor allem, um seine Zeugenaussage zu sichern. Zumindest hatte Niko das gestern Abend aus einem Gespräch von zwei Polizisten herausgehört, die er auf der Toilette belauscht hatte.
Dabei war ein Name gefallen. Grace Maguire.
Vielleicht auch eine Polizistin und vielleicht sollte sie sich speziell um Liam kümmern. Niko würde Johnson bei passender Gelegenheit danach fragen, und bis dahin schön seinen Mund halten. Das fehlte noch, dass Tristan und Nick erfuhren, dass die Polizei Liam wegschaffen wollte. Von dem selbst gar nicht zu reden. Die ganze Situation war auch so schon schlimm genug und Niko bezweifelte, dass Liam freiwillig einen Fuß aus dieser Stadt heraus setzen würde. Nicht ohne Noah.
Niko hatte die beiden anfangs ein wenig belächelt, weil sie sich so oft wie siamesische Zwillinge verhalten hatten. Seit Alex tot war, dachte er darüber anders und beneidete sie im Stillen darum, dass sie einander hatten. Zumindest im Moment noch. Niko seufzte innerlich. Hoffentlich hielt Noah durch und wachte wieder auf. Alex' Tod und Kilians Entführung waren noch immer äußerst präsent in seinem Kopf und seiner Familie dürfte es nicht viel anders gehen. Dazu kam bei ihm noch Johnson hinzu, der ein nerviges Ärgernis war, und ein gewisser Anrufer, der sein Handy bereits seit Monaten mit Anrufen und Nachrichten belegte. Niko ignorierte ihn, aber eine Dauerlösung war das nicht.
Nach einer Weile verzog sich Niko auf das Dach, um frische Luft zu schnappen. Das tat er regelmäßig, da hier oben der einzige Ort im gesamten Krankenhaus war, an dem man wirklich Ruhe haben konnte. Niko machte ein paar Anrufe nach Philadelphia, aber in den Restaurants war alles in Ordnung. Danach war er eine Weile damit beschäftigt, Devin und Samuel zu erzählen, dass es leider nichts Neues gab und wo er schon dabei war, rief er gleich noch alle anderen Familienteile an, die nicht mehr in New York waren, was ebenfalls einige Zeit dauerte.
Anfangs waren alle hier gewesen. Sogar Dominic und Cameron waren von den Klippen runtergekommen, um da zu sein. Aber auf Dauer ging das einfach nicht. Sie hatten Jobs, Unternehmen, Familien, Haustiere. so weit er wusste, dachte Dale im Augenblick darüber nach eine Sicherheitsfirma zu gründen und sich selbstständig zu machen. Niko fand die Idee super und wäre Dale damit schon weiter, hätte er auch nicht hierbleiben können, um an Noahs Bett Wache zu halten.
So war ein Großteil der Familie nach und nach wieder nach Hause gefahren und wurde seither per Telefon auf dem Laufenden gehalten. Dominic und Cameron, Devin und Samuel, Connor und Daniel sowie Eltern, Kinder und Enkel. Sie waren eine einzigartige Familie, trotzdem fühlte sich Niko seit Alex' Tod wie ein Außenseiter unter ihnen. Er konnte es nicht mal erklären, er hatte einfach ständig das Gefühl am Rand zu stehen und nicht mehr dazuzugehören, obwohl er gleichzeitig wusste, dass das Blödsinn war.
„Was läuft zwischen dir und Johnson?“
Niko zuckte zusammen und fuhr zu Mikael herum, der unbemerkt zu ihm aufs Dach getreten war. Das war kein guter Zeitpunkt für diese Frage, aber darum würde sich sein Bruder nicht kümmern. Das hatte Mikael nie getan, seit er damals für Alex und ihn in gewisser Weise die Vaterrolle übernommen hatte. Und seit dem letzten November war Colin nicht mehr länger der Einzige, der in Nikos Augen zu viel gluckte. Aber er sagte nichts dazu, weil er Mikael verstehen konnte.
„Keine Ahnung. Wenn ich es wüsste, dann würde ich es abstellen“, beantwortete Niko Mikaels Frage, da er wusste, dass sein Bruder nicht lockerlassen würde.
„Hm“, machte
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