Stille Sehnsucht
aufstehen wollte. „Ich fessle dich mit Handschellen ans Bett, wenn du jetzt wieder versuchst abzuhauen.“
„Du hast eindeutig ein Fesselproblem.“ Tyler machte ein Geräusch, ähnlich einem Knurren, und Niko grinste. „Ich will nur schnell ins Bad, du Nervensäge.“
„Zwei Minuten.“
„Arsch.“
„Ja, du hast einen wahrlich netten Arsch, ich kann ihn gar nicht oft genug anschauen.“
„Bitte? Nur anschauen?“, fragte Niko und warf Tyler über die Schulter einen gespielt pikierten Blick zu.
„Soll ich dich wieder beißen?“
Niko musste bei dem trockenen Konter lachen und als er zurück ins Zimmer kam, saß Tyler nackt und mit übereinandergeschlagenen Beinen, den Rücken an die Wand gelehnt, im Bett und hatte seinen Blick auf den Fernseher gerichtet, in dem die Nachrichten liefen. Offenbar hatte es irgendwo in der Bronx eine Schießerei gegeben, Niko hörte nicht weiter hin. Das tat er fast nie. Die Welt war auch ohne sein Wissen darüber verrückt, Noah bewies ihm das jeden Tag aufs Neue. Genauso wie Tyler, denn dessen Job hatte mit Sicherheit viel damit zu tun, dass sein Bulle auf den ersten Blick so mürrisch und raubeinig war. Niko wusste es besser und das war auch der Grund dafür, warum er jetzt bereit war zu tun, was Alex und er vor langer Zeit hätten tun sollen. Trotzdem musste er einige Vorkehrungen treffen, denn mit einem splitternackten Tyler neben sich, würde sie kaum zum Reden konnte, und der Fernseher ging Niko auch auf die Nerven.
„Wenn du reden willst, mach' die Kiste aus und zieh dir was an“, sagte er und setzte sich neben Tyler ins Bett. Der sah ihn an und schaltete dann wortlos den Fernseher aus, bevor er sich aus dem Bett beugte und nach seiner Shorts griff, um sie überzuziehen. Niko nickte zufrieden, als Tyler ihn fragend ansah. „Mein Vater ist der perfekte Schwiegersohn, wie es so schön heißt. Höflich, kultiviert, charmant, gut aussehend und reich. Er hat meine Mutter geheiratet, weil sie ihm gefiel und weil sie an seine Seite passte. Sie kennt ihren Platz und es ist das, was sie will. Sie wird immer tun, was er von ihr erwartet.“
„Klingt für mich eher nach Sklavenhaltung, statt nach einer Ehe“, warf Tyler ein und Niko zuckte zusammen. „Zu direkt?“
Niko schüttelte den Kopf, nachdem er einige Minuten darüber nachgedacht hatte. So schmerzhaft brutal Tylers Wortwahl im ersten Moment für ihn gewesen war, es war die Wahrheit. Schönzureden, wie seine Mutter war oder sie zu verteidigen, brachte nichts. Sie hatte sich von Alex und ihm abgewandt, als sie sich wegen Mikael mit ihrem Vater zerstritten hatten, und das würde er seiner Mutter niemals verzeihen. Niko liebte sie dennoch, trotz allem.
„Es zu hören, tut weh, aber sie ist so. Ich weiß das nur zu gut“, sagte er schließlich und zog die Beine an, um die Arme um seine Knie zu schlingen und sein Kinn obenauf abzustützen. „Mein Vater lehnt Mik für das ab, was er ist. Erfolgreich, glücklich mit einem Mann verheiratet, Vater eines Sohnes. Er hat immer wieder versucht, Mik zu schaden, ohne Erfolg. Als Alex und ich alt genug dafür waren, erwartete er von uns, seinem Weg zu folgen, Mik zu ruinieren, den Platz an seiner Seite einzunehmen und sein Imperium weiterzuführen. Inklusive Frau und Kind, das hat er mir bei seinem Anruf im Krankenhaus eiskalt unter die Nase gerieben, obwohl er genau weiß, dass ich mit Frauen nichts anfangen kann. Ich glaube, er fühlt sich von uns persönlich beleidigt. Ich meine, drei Söhne und alle entscheiden sich am Ende für ihre männlichen Partner? Das könnte man persönlich nehmen, oder?“
Niko grinste schief, als Tyler lachte und ihm über die Haare strich. Er genoss die Berührung und zögerte nicht, als Tyler an seinem Arm zog. Niko sprach erst weiter, als sie eng aneinandergeschmiegt unter der Bettdecke lagen.
„Wir haben abgelehnt. Es fielen jede Menge unschöne Worte, er enterbte uns und wir verließen noch am selben Tag das Haus.“
„Trotzdem hat er euch nicht in Ruhe gelassen?“
„Nein“, antwortete Niko ehrlich. „Alex konnte mit den Anrufen und Drohungen von Anfang an besser umgehen. Es war seine Idee, Mik nichts darüber zu erzählen. Alex wollte nicht, dass Mik sich einmischt. Wir haben uns mit Colins und Miks Hilfe ein gutes Leben aufgebaut, das hat meinem Vater nicht gefallen. Tut es bis heute nicht.“
„Und warum diese Schlägertypen?“, hakte Tyler nach und runzelte die Stirn. Niko konnte förmlich sehen, wie sein Bulle nach
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