Stille Sehnsucht
und nach die Puzzleteile zusammenfügte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Tyler aufging, dass da noch mehr war.
„Weil ich im Krankenhaus das erste Mal 'nein' zu ihm gesagt habe“, sagte Niko, denn eine andere Erklärung gab es für ihn nicht. „Alex hatte sich immer besser unter Kontrolle und er hatte unseren Vater unter Kontrolle. Ich kann das nicht, ich will es auch nicht. Er soll mich in Ruhe lassen, das ist alles, was ich will. Ich werde nie das Leben führen, das er für Alex und mich vorgesehen hat, und ich werde mich nicht länger erpressen lassen, nur weil er nicht damit klarkommt, dass wir ihm den Rücken zugewandt haben.“
Tyler nickte verstehend. „Wie weit würde er gehen?“
Niko zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht.“
„Das finde ich raus.“ Tyler sah ihn nachdenklich an. „Wenn ein Mann seinem eigenen Sohn solche Kerle auf den Hals hetzt, hat er Dreck am Stecken. Wir hätten uns gestern nicht darauf einlassen dürfen, Mik noch nichts zu sagen. Dein Anwalt denkt das übrigens auch, ich habe vorhin kurz mit ihm telefoniert. Mik muss das wissen.“
„Morgen.“ Niko schüttelte den Kopf, als Tyler ihn nur schweigend ansah. „Hast du mal auf die Uhr gesehen? Es reicht, wenn er es morgen früh erfährt.“
„Also gut, morgen früh“, stimmte Tyler zu, obwohl es ihm nicht gefiel. „Dann kann ich auch gleich mit Quinlan reden. Wir müssen deinen Schutz verstärken. Rund um die Uhr und...“
„Nein!“ Niko löste sich abrupt von seinem Bullen und setzte sich auf. „Das kommt nicht infrage. Vergiss' es.“
„Niko...“
Niko verlor die Beherrschung. „Ist mir scheißegal, wie du das findest, die Antwort ist 'nein'! Ich habe die ersten zwanzig Jahre meines Lebens in einem Gefängnis gelebt, das mein Vater für uns erschaffen hat, das mache ich nie mehr mit! Wenn du mir das antust, sind wir geschiedene Leute, ist das klar?“
Tyler setzte sich neben ihm auf und sah ihn ernst an. „Das dachte ich mir“, sagte er und schüttelte den Kopf, als Niko fragen wollte, was sein Bulle damit meinte. „Ich bin seit fast zwanzig Jahren Polizist, Niko. Glaubst du, ich merke nicht, wenn mir jemand etwas verheimlicht? Niemand reagiert auf Anrufe von zu Hause so extrem wie du und kein Vater versucht ohne triftigen Grund seinen eigenen Sohn zu entführen. Sag' mir die Wahrheit, Niko, und zwar die ganze, wenn es irgendwie möglich ist.“
Verdammt. Er hatte es ja geahnt. Sein Bulle war eben gut in seinem Job. Und da Tyler sowieso Lunte gerochen hatte, würde Niko ihn jetzt auch nicht anlügen. Das hätte Tyler ihm zu Recht übel genommen. Aber eines musste er tun, für die Sicherheit von Mikael, Colin und vor allem Kilian sorgen. Dass war Niko ihnen schuldig, immerhin hatten Mik und Colin eine Menge dafür getan, dass es Alex und ihm nie an etwas gefehlt hatte.
„Nur wenn du Mik außen vor lässt.“
Tyler schlug mit der Faust auf die Bettdecke. „Niko!“
„Lass meinen Bruder und seine Familie da raus!“
„Verdammt, das ist deine Familie“, hielt Tyler ihm vor und genau deshalb schüttelte Niko den Kopf und zuckte nicht mal zusammen, als Tyler ihn abrupt an den Armen packte und mit dem Rücken ins Bettlaken drückte. Aber statt ihn anzuschreien, damit er zurückschreien konnte, legte Tyler ihm eine Hand auf die Wange und schwieg.
Etwas Schlimmeres und gleichzeitig Richtigeres hätte sein Bulle nicht tun können. Zärtliche Gesten fielen Tyler und ihm selbst gleichermaßen schwer, aus dem Grund bedeutete Niko jede Einzelne von ihnen unglaublich viel. Niko seufzte, lehnte sich gegen Tylers warme Finger und kapitulierte.
„Mein Vater wird Miks Familie zerstören, wenn er an die CD kommt“, gab er preis und legte Tyler einen Finger auf den Mund, damit der ihn jetzt nicht unterbrach. „Das Ganze war Alex' Idee damals. Ich wäre nie auf so etwas gekommen, aber es klappte und wir hatten unsere Ruhe. Zumindest eine Weile.“ Niko seufzte. „Für meinen Vater ist sein gutes Ansehen das Wichtigste. Nichts darf seinen Ruf beschmutzen und das haben seine drei Kinder getan. Er war außer sich, als wir ablehnten, ihm wegen Mik zu helfen. Uns war klar, dass er nie aufhören würde, einen Weg zu suchen, um Mik zu schad...“ Niko brach ab. „Lass mich bitte los, ich will mich hinsetzen.“
Tyler rückte wortlos von ihm ab und kurz darauf fand sich Niko an seinen Rücken gezogen aufrecht sitzend im Bett wieder. Das hatte er mit 'hinsetzen' zwar eigentlich nicht gemeint gehabt, aber es
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