Stille Sehnsucht
sag' ihm, dass ich ihn sehr liebe und dass er jetzt aufhören kann zu drängeln.“
Niko lachte und nickte, worauf Mikael sich neben ihn aufs Bett setzte und ihn umarmte. Niko kostete die Nähe zu seinem Bruder eine ganze Weile aus, denn er war mit seiner Beichte noch nicht am Ende. Mikael musste auch den Rest erfahren und es war besser, wenn er die Sache gleich hinter sich brachte, so lange sie allein waren.
„Mik?“, fragte er betont harmlos und sah auf. Mikaels misstrauischer Blick ließ ihn schief grinsen. „Da ist noch was, was ich dir sagen muss. Aber reg' dich nicht auf. Na ja, nicht zu sehr.“
Mikael atmete hörbar ein. „Oh je...“
„Die versuchte Entführung heute...“ Niko kratzte sich an der Nase. „Es war nicht das erste Mal.“
Mikael runzelte irritiert die Stirn. „Was soll...?“ Sein Bruder brach mitten in der Frage ab, als er begriff, und schnappte entsetzt nach Luft. Niko zog unwillkürlich den Kopf ein, als Mikael ihn im nächsten Moment empört ansah und losließ, dann ging es auch schon los. „Bist du völlig verrückt geworden, Niko? Nicht das erste Mal, und du erzählst mir das nicht? Moment mal, wussten Adrian und dein Cop etwa davon?“
Niko schluckte und nickte. „Er hat zwei Typen zu mir ins Hotel geschickt. Sie haben gestern Nacht versucht bei mir einzubrechen, um mich zu ihm zu bringen. Adrian wollte es dir sagen, aber Tyler und ich waren dagegen.“
Mikael ballte die Hände zu Fäusten. „Warum?“, fragte er mühsam beherrscht.
„Wegen Noah und überhaupt. Ich wollte nicht, dass es die Runde macht. Wir sind so schon alle mit den Nerven am Ende.“
„Himmel noch mal, Niko!“
„Ja, ich weiß.“ Niko sah auf seine Hände. „Ich dachte, es wird schon nicht so schlimm werden. Außerdem hatte Tyler vor, mich schützen zu lassen. Ich konnte doch nicht ahnen, dass unser Vater mir nur ein paar Stunden später gleich drei Schlägertypen auf den Hals schickt.“
Mikael schnaubte. „Bei allem Verständnis, aber dafür kriegt die beiden eins auf die Nuss von mir. Und Adrian werde ich mir sowieso noch zur Brust nehmen.“
„Wieso das denn?“, fragte Niko verblüfft und sah auf.
Mikael verschränkte sichtlich verärgert die Arme vor der Brust. „Weil er mir gerade dabei hilft, eine Klage auf Unterlassung gegen unseren Vater fertigzumachen. Wie kann er mir verschweigen, dass du...?“
„Mik, ich habe ihn darum gebeten“, unterbrach Niko seinen Bruder flehend. „Das kannst du Adrian doch nicht vorwerfen. Es ist meine Schuld, nicht sein.“
„Ich kann ihm vorwerfen, was ich will. Du bist mein kleiner Bruder, herrje.“
„Mik, bitte...“
„Pah!“, murrte Mikael und begann kopfschüttelnd vor ihm auf und abzulaufen. „Du machst mich fertig, Niko. Belästigung, Drohanrufe, zwei versuchte Entführungen innerhalb eines Tages, und wer weiß was noch. Aber statt zu mir zu kommen, erfahre ich nicht einmal davon. Ich fasse es nicht.“ Mikael sah ihn finster an. „Du hättest mir kein Wort darüber erzählt, wenn Tyler dich heute nicht dazu gedrängt hätte, oder?“
Niko wollte widersprechen, aber Mikael sah es ihm an und zog warnend die Brauen zusammen. „Vermutlich nicht“, gab Niko deshalb zu und sah beschämt zu Boden, als er in Mikaels Augen eine tiefe Enttäuschung über sein Verhalten entdeckte. „Es tut mir leid.“
Mikael setzte sich neben ihn und schwieg einige Zeit, bis er schließlich eine Hand über seine legte. Niko hatte wieder angefangen, nervös die Hände zu ringen, ohne es überhaupt zu bemerken.
„Ich wusste, dass da etwas ist. Schon immer. Du warst so perfekt darin, den taffen Kerl zu spielen, zu perfekt in meinen Augen. Aber ich wäre nie darauf gekommen, was er getan hat. Was er von euch verlangt hat. Er wäre nie ein guter Kandidat für den Vater des Jahres geworden, aber das...“ Mikael schwieg kurz. „Mir fehlen die Worte, um ehrlich zu sein. Was soll man dazu auch sagen?“
„Mik? Was machen wir jetzt?“
„Ich weiß es nicht.“ Mikael drückte kurz seine Finger. „Aber ich schätze, unser Superanwalt hat sich längst eine oder mehrere Möglichkeiten überlegt, wie wir unserem Vater das Handwerk legen können oder wenigstens dich aus dieser Sache rauskriegen. Fragen wir ihn, sobald er mit Colin und deinem Bullen wieder zurück ist. Und was dich betrifft...“
Niko duckte sich unwillkürlich und blickte überrascht auf, als Mikael leise lachte. „Was?“
Sein Bruder wuschelte ihm durch die Haare. „Du bist mir
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