Stille Sehnsucht
ziemlich ähnlich. Wenn Colin sauer auf mich ist, also ernsthaft sauer, nicht diese kindischen Streits, die wir ab und zu haben, ziehe ich instinktiv auch den Kopf ein, was ihn immer zum Lachen bringt. Und danach... tja...“
Mikaels Gesichtsausdruck sprach Bände, Niko verzog das Gesicht. „Wehe, du erzählst mir jetzt etwas über dein Sexleben mit Colin.“
„Du könntest bestimmt noch was lernen.“
„Mik!“
Sein Bruder prustete los.
„Wie ich gerade sagte, er bekommt die CD.“
„Spinnst du?“, fragte Mikael entrüstet, bevor Niko es konnte, doch Adrian hob eine Hand.
„Lasst mich doch endlich mal ausreden. Euer Vater ist Geschäftsmann und sein Ruf geht ihm über alles. Auf die Weise schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe, wenn es funktioniert und das wird es. Er kriegt die CD zurück, im Gegenzug lässt er euch in Ruhe. Endgültig.“
„Daran glauben Sie nicht ernsthaft, oder?“
Tyler schaute Adrian zweifelnd an und Niko konnte nur sprachlos nicken. So ging es jetzt schon, seit Adrian mit Colin und Tyler vor einer halben Stunde von ihrem Spaziergang zurückgekommen waren. Nach einer kurzen Standpauke von Colin, den Adrian schon ins Bild gesetzt hatte, saßen sie jetzt auf den Sofas und diskutierten, wie man seinem Vater am besten begegnen sollte.
Adrian war für die Hammer-Methode. Niko ebenfalls, aber mit einem echten Hammer und nicht mit Worten, wie Adrian es wollte. Tyler hatte sich auf Adrians Seite gestellt, nachdem der seinen ersten Plan, den Alten, wie er ihren Vater genannt hatte, einfach zu erschießen und irgendwo zu verbuddeln, mit einem sehr tadelnden Blick abgelehnt hatte. Sehr zur Belustigung von Colin, Mikael und ihm. Niko brauchte nur an den pikieren Blick von Adrian zu denken, schon stieg das nächste Lachen in ihm auf. Mikael stupste ihm grinsend in die Seite und Niko riss sich zusammen, auch wenn es ihm schwerfiel.
„Doch, das glaube ich, Tyler. Sogar sehr ernsthaft“, antwortete Adrian, setzte einen überheblichen Blick auf und schlug die Beine übereinander. Wobei überheblich nicht wirklich passte. Kilian nannte das bei Adrian meist den 'Anwaltsblick' und Niko stimmte ihm da insgeheim zu. Dieser Mann verstand sein Handwerk und er wusste, wie gut er war.
„Das ist Blödsinn, darauf lässt er sich nie ein“, merkte Colin an und runzelte finster die Stirn. „Das ist doch kein Plan, ihm zu geben, was er will. Also ehrlich, Adrian.“
Adrian lachte leise. „Der Plan ist sogar bombensicher, ich erkläre euch auch den Grund. Sobald mein Name fällt, wird Corvin sich nach mir erkundigen. Er wird sehr schnell herausfinden, wer ich bin, welchen Ruf ich habe und vor allem, dass ich keine halben Sachen mache. Nie. Weder im Gerichtssaal noch sonst wo, und deshalb wird er sich darauf einlassen. Euer Vater liebt Geschäfte, bei denen er am Ende gewinnen kann und das kann er hier. Corvin bekommt die CD, dafür lässt er euch ab sofort in Ruhe. Um das zu sichern, werde ich durchsickern lassen, dass Niko, falls es nur einen weiteren Anruf oder Besuch gibt, sich mit mindestens zehn Kopien dieser CD an die Presse wendet.“
„Wann haben wir denn das beschlossen?“, fragte Niko verblüfft und Adrian lächelte arrogant, worauf er begriff. „Du willst bluffen?“
„Natürlich“, antwortete Adrian grinsend. „Allerdings weiß euer Vater das nicht, und wie wir wissen, ist sein Ruf alles, was zählt. Also werden sich beide Seiten darauf verlassen müssen, dass die andere Seite schweigt. Es ist auf den ersten Blick vielleicht keine perfekte Lösung, auf den zweiten Blick jedoch...“ Adrian schwieg kurz und ließ seine Worte etwas wirken. „Er hat die CD, du bist sie los. Ein erstklassiges Geschäft. Nicht zu vergessen, dass ich eurem Vater deutlich zu verstehen geben werde, dass ich ihn fertigmache, wenn er den Deal bricht. Er hat weitaus mehr zu verlieren, denn mir ist mein Ruf scheißegal. Ihm nicht. Er wird stillhalten, wenn er ihn behalten will, und du musst einfach dasselbe tun, um deine Ruhe zu haben. Still sein.“
„Das ist so simpel, dass es tatsächlich funktionieren könnte“, sagte Colin überlegend. „Nicht übel, Anwalt.“
Adrian grinste. „Ein Kompliment von dir? Ich bin ja fast schockiert.“
Colin lachte und warf eine Sandwichverpackung nach Adrian, der sie lässig auffing und neben sich legte. Niko grinste und nahm sich eine Handvoll Chips, weil ihm die Schokolade über war. Er brauchte jetzt etwas Herzhaftes und da waren Chips genau richtig. So
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