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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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zurückgekehrt waren, zog er sich bis auf die Unterwäsche aus, um sich nicht in seinen durchnässten Kleidern zu verkühlen. Auch war es so einfacher, das Wasser zu erkunden. Wenn er einen Weg nach draußen fand, würde er seine Kleider mitnehmen.
    Als Erstes musste er sich seine Umgebung ganz genau einprägen, um nicht die Orientierung zu verlieren. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Stück für Stück tastete er den Felsvorsprung ab, merkte sich jede Einzelheit. Dann glitt er ins Wasser zurück und erkundete die Abmessungen des unterirdischen Beckens, fand hier einen charakteristischen Felsbrocken, dort einen glatten Stein, hier eine glitschige Stelle, an der das Wasser an der Wand heruntertropfte.
    Das wiederholte er mehrmals, bis er das Gefühl hatte, sich gut zurechtzufinden. Wenn er nun auf einen Ausgang unter der Wasseroberfläche stieße, konnte er genau bestimmen, wo sich dieser, von seinem Felsvorsprung aus gesehen, befand.
    Aber gab es überhaupt einen Weg nach draußen? Ja, bestimmt, denn er hörte, wie ein Fisch im Wasser klatschte. Natürlich war zu befürchten, dass dieser Ausgang gerade weit genug für einen Fisch war, aber genau das musste er herausfinden.
    Diesmal suchte er das Becken unter Wasser ab, erkundete mit den Fingerspitzen das Gestein, bis er sicher war, jeden Abschnitt sorgfältig untersucht zu haben.
    Zum Glück war das Becken nicht allzu tief. Die tiefste Stelle war in der Mitte, dort waren es ungefähr acht Fuß bis zum Grund. Wenn er hier tauchte, konnte er Risse und Spalten ertasten, durch die das Wasser hereinsprudelte. Nahe am Rand war das Wasser höchstens noch halb so tief.
    Das wiederholte Tauchen strengte seine Lungen an. Nachdem er einen Großteil des Beckens abgesucht hatte, ruhte er sich auf dem Vorsprung aus und machte die Atemübungen, die Butcher ihm beigebracht hatte. Trotz der innerlichen Hitze, die von dem Serum kam, fühlte er, wie die Kälte in ihm hochstieg und ihn schwächte, sodass er beständig gegen die Verzweiflung ankämpfen musste, die in den Winkeln seines Bewusstseins lauerte und nur darauf wartete, hervorzukommen und ihn mit sich zu reißen.
    Obwohl es mindestens vier Uhr morgens war und er nicht geschlafen hatte, fühlte er sich kein bisschen müde. Er musste seine Kräfte nutzen, solange sie ihn nicht im Stich ließen.
    James ließ sich wieder ins Wasser gleiten. Und diesmal spürte er nach wenigen Zügen eine schwache Wasserströmung. Er folgte ihr und fand eine Öffnung. Vor Aufregung schluckte er Wasser und tauchte schnell wieder auf. Er lachte triumphierend. Es war eine große Öffnung, ganz gewiss groß genug für ihn … aber würde dies auch auf ihrer ganzen Länge so bleiben? Er holte tief Luft, tauchte und schwamm mit vorgestreckten Armen ein kleines Stück hinein. Ihm fiel auf, dass das Wasser allmählich wärmer wurde, je weiter er schwamm. Es gab keinen Zweifel; dieser Tunnel führte zum See.
    Doch zunächst musste er noch einmal umkehren. Er schwamm zu dem Felsvorsprung zurück, den er mittlerweile problemlos fand. Dort kauerte er mit neu gewonnener Zuversicht und stellte sich Hellebores Gesichtsausdruck vor, wenn er das Verlies leer vorfände. Oh, Hellebore war immer so selbstsicher gewesen und so überheblich, doch nun hatte James die Oberhand gewonnen.
    Er beschloss seine Jacke zurückzulassen; die übrigen Kleider musste er jedoch mitnehmen, auch die Stiefel, denn draußen würde er ohne sie nicht sehr weit kommen. Er entfernte die Schnürsenkel. Einen Stiefel wickelte er in seine Hose, den anderen in sein Hemd. Mit den Schnürsenkeln band er die beiden Bündel an seinem Gürtel fest. Sie zogen ihn nach unten und es bestand die Gefahr, dass sie irgendwo hängen blieben, aber es war einfacher, als mit Kleidern zu schwimmen.
    Als er so weit war, traf er seine letzten Vorbereitungen. Er atmete sehr tief und schnell, um möglichst wenig Kohlendioxyd, dafür umso mehr Sauerstoff in seine Adern zu pumpen. Schon bald fühlte er sich schwindelig. Er wusste, wenn er noch länger so weitermachte, würde er ohnmächtig. Aber nun war er bereit. Nun würde er den Atmen anhalten können für …
    Für wie lange? Wie lang mochte der Tunnel sein? Zehn Fuß? Zwanzig?
    Bei den Atemübungen in seinem Zimmer in Eton hatte er es dank Butchers Training geschafft, fast zwei Minuten lang die Luft anzuhalten. Aber unter Wasser, mit dem zusätzlichen Druck und der Anstrengung beim Schwimmen? Das war etwas völlig anderes.
    Und dann waren da ja noch die

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