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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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Gegend hast du ihn wohl nie gesehen, oder?«, fragte Kelly.
    »Ich weiß nicht recht.« Wilder überlegte einen Augenblick. »Einige Tage vor seinem Verschwinden habe ich auf meinem Ausritt einen Jungen gesehen, der eine Tasche über dem Rücken trug. Ich war allerdings zu weit weg, um ihn zu erkennen. Damals dachte ich mir ohnehin nichts weiter dabei. Ich konnte ja nicht wissen, dass bald darauf ein Junge vermisst würde.«
    »Hast du das jemandem erzählt?«, wollte Kelly wissen.
    »Ich habe es dem Lord gegenüber erwähnt.«
    »Meinst du Lord Hellebore?«, fragte James.
    »Ja. Etwa eine Woche später war ich wieder hier unterwegs, und da stieß ich auf Hellebore und seine Männer. Sie suchten ganz offensichtlich irgendetwas. Ich ging davon aus, dass sie bei der Suchaktion mitmachten, daher teilte ich Lord Randolph mit, was ich in der Woche zuvor gesehen hatte, und er versprach, es der Polizei zu melden.«
    »Und, hat er das?«, fragte James.
    »Keine Ahnung«, antwortete Wilder schulterzuckend. »Ich bin sicher, es hat ohnehin nichts mit der Sache zu tun. Ich muss jetzt los. Weiterhin noch viel Spaß.« Sie lächelte James an. »Dein Freund Red sieht aus, als hätte er ein wenig frische Luft nötig.« Sie setzte den Fuß in den Steigbügel, zog sich in den Sattel, winkte kurz, grub die Fersen in die Flanke ihres Pferdes und galoppierte davon. Ihr blondes Haar wehte im Wind. Lächelnd schaute Kelly ihr nach.
    »Die ist vielleicht ’ne tolle Nummer«, sagte er und pfiff durch die Zähne.
    »Was meinst du damit?«, fragte James.
    »Na, sie ist doch ’ne echte Augenweide. Hübsches Ding. Und sie hat Klasse. Was meinst du, habe ich ihr gefallen?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich denke schon. Könnte sogar sein, dass sie ein Auge auf mich geworfen hat.«
    »Und ich denke, dass du komplett verrückt bist«, sagte James. »Komm jetzt, wir müssen weiter.«
    Aber Kelly starrte dem Mädchen auf dem Pferd hinterher.
    »Komm endlich!«, rief James Widerstrebend wandte Kelly sich um und folgte ihm. Doch von nun an erwies er sich als reinstes Energiebündel. Statt zu jammern und kaum die Füße vom Boden hochzubekommen, lief er leichtfüßig voran und plapperte unaufhörlich von Wilder.
    »Hast du ihre Beine gesehen? Tolle, lange Beine, wie bei einem Pferd … Und erst ihre Augen! Hast du schon jemals solche Augen gesehen? Grün. Die Augen einer Hexe …«
    Und so ging es die nächster zwanzig Minuten weiter, während sie die Hügelkette erklommen, die den See einschloss. Als sie den Pass von Am Bealach Geal überquerten, hatten sie einen ersten Blick auf Loch Silverfin und auf das am anderen Ende des Sees liegende Schloss.
    Schottische Schlösser, das wusste James, entsprachen nur selten der allgemeinen Vorstellung von romantischen Märchenschlössern. Sie hatten weder Zinnen noch Vorwerke oder runde Türme, sondern waren vielmehr große, viereckige Trutzburgen. Caisteal Hellebore machte da keine Ausnahme. Es war aus dunkelgrauem Granit erbaut und bestand aus zwei miteinander verbundenen, eckigen Gebäuden, die mehrere Stockwerke hoch waren. Das höhere der beiden Gebäude hatte ein steil abfallendes Dach und an jeder Ecke ragten kleine Türme in den Himmel. Das Gemäuer wirkte schroff und düster, insbesondere da es nur wenige schmale Fenster gab. Alles in allem machte Caisteal Hellebore einen kalten und abweisenden Eindruck.
    Die Festung befand sich auf einer kleinen Insel, die über einen schmalen Damm mit dem Land verbunden war. Direkt neben dem Damm befand sich eine Reihe von hässlichen, neuen Gebäuden sowie eine morsche, riesige schwarze schottische Kiefer, die weit ins Wasser hineinragte und so aussah, als würde sie jeden Augenblick umfallen.
    Von ihrem Standort aus hatten die beiden Jungen auch den Zaun im Blickfeld, der See und Gebäude umgab. Sie setzten ihren Weg fort und mit jedem Schritt wurde es James mulmiger zu Mute. Die Sonne hatte sich hinter eine dicke graue Wolkenbank verzogen und es war kalt und dunkel geworden. Die Hügel schienen die zwei Jungen förmlich einzuschließen und James hatte das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden. Kelly erging es ähnlich und so waren sie beide sehr auf der Hut, obwohl sie sich mit gleichem Fug und Recht hier aufhalten durften wie irgendjemand sonst.
    Als sie direkt vor dem Zaun standen, stellten sie fest, dass er viel höher war, als sie zunächst angenommen hatten.
    Kelly besah sich den Drahtzaun und stieß einen Pfiff aus. »Also ich käme nicht auf die

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