Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
Vom Netzwerk:
Idee, über dieses scheußliche Ding zu klettern«, sagte er. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass Alfie den weiten Weg auf sich genommen und auf irgendeine Weise diesen verdammten Zaun überwunden hat, nur um im See zu angeln.«
    »Angler sind ein seltsames Völkchen«, sagte James. »Sie ticken anders als du und ich.«
    »Mag sein. Trotzdem …«
    »Komm«, sagte James. »Vielleicht hat der Zaun ja ein Loch oder so. Am besten, wir laufen ihn ab und überprüfen das.«
    Im Uhrzeigersinn umrundeten sie den Zaun, bis sie schließlich an eine Stelle kamen, wo jemand mehrere Tierkadaver an den Zaun gehängt hatte.
    »Wie nett«, sagte Kelly. »Welches der Tiere hättest du gern zum Mittagessen?«
    »Kein Bedarf«, erwiderte James. »Ich ziehe meine belegten Brote vor.«
    Kelly las, was auf dem Schild geschrieben stand. »Betreten verboten! Privateigentum. Eindringlinge werden erschossen!« Er kicherte. »Neugierige Menschen mögen sie hier nicht, so viel ist schon mal klar. Vielleicht sollten wir einfach umkehren. Dieser Ort ist mir unheimlich.«
    »Sieh mal«, sagte James, der unterdessen in ein Gebüsch gegangen war, um sich dort umzusehen.
    »Was gibt’s denn?«, fragte Kelly und gesellte sich zu ihm. »Frische Erde«, sagte James und starrte auf den Boden. »Und auf der anderen Seite des Zauns ebenso.«
    »Das heißt?«
    »Das heißt, jemand könnte ein Loch unter den Zaun gegraben haben. Und ein anderer hat es wieder zugeschüttet.«
    »Ja, aber es kann auch ein Fuchs gewesen sein. Und wie wir inzwischen wissen, mögen sie Tiere hier nicht besonders.«
    »Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit«, musste James zugeben.
    »Aufgepasst!«, zischte Kelly plötzlich und zog James mit sich nach unten ins Gras. »Da kommt jemand.«
    Sie spähten durch das Gestrüpp und sahen einen großen Mann, der von der entgegengesetzten Richtung kam und den Zaun abschritt.
    »Rühr dich nicht vom Fleck!«, flüsterte Kelly. »Und keinen Mucks!«

Der Mann im Schottenkaro
     

    J ames lag im kalten, feuchten Gras und spähte durch den dunkelgrünen, dornigen Ginsterbusch. Zuerst konnte er nichts erkennen, doch nach ein paar Sekunden sah er die Beine eines Mannes. War der Mann ihnen gefolgt? War er einer von Lord Hellebores Gutsarbeitern? Dann sah James, wie der Fremde angezogen war, und es fiel ihm wieder ein. Das war der Mann aus dem Zirkus, der mit der grellen Hose im Schottenkaro.
    James sah, wie er mit dem Handrücken über seinen großen Walrossbart strich, laut die Luft ausstieß und sich umschaute. Ganz offensichtlich suchte er etwas. Die Frage war nur, was?
    James hatte keine Angst. Tatsächlich konnte er nur mühsam ein Kichern unterdrücken. Hatte der Mann inmitten der einfachen Bauern im Zirkus bereits fehl am Platz gewirkt, so war sein Auftritt hier im Hochmoor noch viel unpassender. Dieser Mann war nicht vom Land, sondern kam aus der Stadt. James stellte ihn sich vor, wie er die Londoner Park Lane entlangspazierte oder in der Regent Street durch die Geschäfte bummelte. Aber auch dort passte er nicht hin. Im selben Moment begriff James, woran das lag. Der Mann war kein Brite. Er war Ire oder vielleicht … Amerikaner?
    Ja, das war’s. Der Mann war wie eine zum Leben erwachte Gestalt aus einem amerikanischen Film. James konnte ihn sich gut vorstellen, wie er mit Laurel und Hardy stritt oder an einer Schießerei unter Gangstern beteiligt war. Ja. Sein Platz war eine zwielichtige Hafenspelunke und nicht das schottische Hochland.
    Er sah, wie der bullige Mann sich bückte und etwas auf dem Erdboden betrachtete. Dann richtete er sich wieder auf, schob die Mütze nach hinten und kratzte sich an seinem kahlen Schädel, bevor er mehrmals übertrieben gähnte und sich über den Bauch strich. Schließlich trat er scheinbar müßig vor das Warnschild und las den Text.
    Nein, er war eindeutig kein Gutsarbeiter. Aber wer war er dann? Und was suchte er hier?
    Der Mann gähnte erneut und blickte blitzschnell zu dem Gebüsch, hinter dem James und Kelly kauerten. Dann wandte er sich wieder dem Schild zu.
    »Okay, kommt raus«, sagte er ruhig. »Ich weiß, dass ihr da seid.«
    »Kommen Sie doch und holen Sie uns!«, rief Kelly zurück.
    Der Mann lachte.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte er gelassen. »Ich tu euch nichts.« Sein harter Akzent war eindeutig amerikanisch.
    »Ich habe ein Messer«, drohte Kelly und holte ein Federmesser aus seiner Hosentasche hervor.
    »Und ich habe einen Hund, der General Grant heißt«, erwiderte der

Weitere Kostenlose Bücher