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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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entfernt. Also mir kommt das seltsam vor.«
    »Genau«, stimmte James ihm zu.
    Meatpacker lachte und schlug James so fest auf den Rücken, dass er in die Knie ging. »Also gut, ich nehme an, ihr beiden fragt euch, wer ich eigentlich bin«, dröhnte er. »Und warum ich hier herumschnüffle.«
    »Die Frage drängt sich auf«, sagte Kelly. »Ein Schotte sind Sie ja wohl nicht.«
    »Nein«, sagte Meatpacker und warf sich in die Brust. »Ich bin ein echter New Yorker. Geboren und aufgewachsen in der Bronx – von meiner Herkunft jedoch ein kampferprobter Ire.«
    »Dacht ich’s mir doch«, sagte Kelly grinsend. »Meine Familie kommt aus Galway.«
    Zu Kellys Verblüffung umarmte Meatpacker ihn mit seinen großen Pranken. »Ah«, sagte er. »Es ist immer nett, einem Landsmann zu begegnen. Mein Großväterchen kam aus Shannon.«
    »Wie wär’s mit einem Schluck gegen den Durst, Mister Meatpacker?«, fragte Kelly und kramte die letzte Flasche Bier aus seiner Papiertüte hervor.
    »Danke für das Angebot«, sagte Meatpacker. Er schnappte sich die Flasche, klemmte sie zwischen seine gelben Zähne, öffnete den Verschluss und spuckte ihn aus. Dann holte er tief Luft, setzte die Flasche an und trank sie in einem Zug aus. Zufrieden fuhr er mit der Zunge über die Lippen und rülpste laut.
    »Das hat gut getan«, sagte er.
    »Verraten Sie uns jetzt, was sie hier heroben tun?«, fragte Kelly.
    »Nun, ich darf natürlich nicht zu viel preisgeben, aber da wir ja gewissermaßen Landsleute sind, will ich dir zumindest eines sagen. Ich bin Detektiv. Von der Detektei Pinkerton aus Amerika.«
    »Wir schlafen nie!« , sagte James.
    »Waaas?«
    »So lautet das Motto, nicht wahr? Wir schlafen nie . Ich habe einiges über Pinkerton gelesen.«
    »Das stimmt«, sagte Meatpacker. »Wir schlafen nie.«
    »Heißt das, Sie untersuchen momentan einen Fall?«
    »Also gut, Jungs, ihr müsst das für euch behalten, versprochen? Zurzeit bin ich an dem stinkreichen Kerl dran, dem dieser Zaun gehört und alles, was sich dahinter verbirgt.«
    »Sie meinen Lord Hellebore?«, fragte James.
    »Genau den. Ihr wisst sicher auch, dass er früher in Amerika gelebt hat.«
    »Ja.«
    »Er hatte einen Bruder, Algar, ein gut aussehender Bursche, was ich so gehört habe, der typische Lebemann. Ein Sonnyboy, dem die ganze Welt offen stand. Bis er plötzlich spurlos verschwand. Das wissen wir von Randolphs Ehefrau Maude. Sie kam eines Tages zu uns. Offenbar hatten ihr zunächst beide Brüder sehr gut gefallen und sie konnte sich nicht so recht für einen entscheiden. Algar war ihr Liebling, aber Randolph hatte die größere Ausdauer und er bedrängte sie so lange, bis sie schließlich einwilligte ihn zu heiraten und Algar aufzugeben. Doch sie konnte Algar nicht vergessen, und als er plötzlich wie vom Erdboden verschwand, stellte sie ihrem Ehemann natürlich Fragen, wurde von Randolph jedoch brüsk zurückgewiesen. Er ging sogar noch weiter und jagte sie zum Teufel. Er behauptete einfach, sie hätte ein Verhältnis mit einem anderen Mann, und ließ sich von ihr scheiden.
    Aber so eine Frau ist Maude nicht. Sie wollte lediglich herausfinden, was mit Algar passiert ist. Also beauftragte sie uns und wir setzten unsere Spürnasen auf den Fall an. Es ist schwer. Dieser Mann hält auf seinem Schiff sämtliche Schotten dicht. Alles ist geheim. Niemand weiß genau, was er im Schilde führt.« Meatpacker senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Mit Ausnahme von mir …«
    »Ja?« James beugte sich zu ihm heran.
    Meatpacker tippte sich an die Nasenspitze und kniff das trübe rote Auge zu. »Ich kann euch sagen, was er im Schilde führt: nichts Gutes!« Er legte den Kopf in den Nacken und brüllte vor Lachen.
    Nachdem er lange genug über seinen eigenen Scherz gelacht hatte, erzählte er weiter. »Bald darauf zog Randolph die Segel auf und stach in See. Sein Ziel: das gute, alte Schottland. Und warum, glaubt ihr, hat er das getan?«
    »Weil er den Landsitz geerbt hat«, sagte James.
    »Gewiss. Aber seine Geschäfte in Amerika liefen ausgezeichnet. Welchen Grund sollte er haben, das aufzugeben? Wovor rannte er weg? Und was geschah mit seinem Bruder?«
    »Wissen Sie es denn?«, fragte James.
    »Vielleicht lief ja doch etwas zwischen Randolphs Ehefrau und seinem Bruder Algar. Vielleicht hat Randolph ihn in die Wüste gejagt und sich die Firma allein unter den Nagel gerissen. Vielleicht ist ein Experiment schief gelaufen.«
    »Ein Experiment?«, fragte James nach.

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