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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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fragte James ein Loch in den Bauch und rauchte Zigaretten. Allmählich jedoch wurde er müde und mürrisch und fing an sich zu beschweren, so lange, bis James es satt hatte.
    »Wenn du nicht andauernd jammern würdest, hättest du viel mehr Energie, um weiterzuwandern«, sagte er.
    »Ich hab die Nase voll vom Wandern und ich hab die Nase voll von der Landschaft«, murrte Kelly. »Hier sieht alles gleich aus, das ist doch völlig bescheuert. Es gibt keine Geschäfte, keine Häuser, nichts, was man betrachten kann. Nichts als Grasland und Steine und Hügel und – was ist das für ein stachliges Zeug, das meine Beine zerkratzt?«
    »Stechginster.«
    »Stechginster! Das hat mir gerade noch gefehlt. Und diese verdammten Mücken!« Er schlug sich auf den Handrücken. »Freie Natur und so, das sieht auf Bildern immer recht schön aus, aber die Wirklichkeit ist absolut öd. Ich bin völlig erledigt. Am besten, ich warte hier und du liest mich auf dem Rückweg wieder auf.«
    James schüttelte den Kopf. Er war kein bisschen müde. Im Vergleich zu dem Querfeldeinrennen in Eton war das hier ein Kinderspiel. Ja, er genoss die Wanderung sogar. Die Landschaft war fantastisch. Man konnte meilenweit sehen: Hinter ihnen, im Süden, lagen der Fluss und der Wald und Keithly, und vor ihnen, hinter den felsigen Hügeln, erhoben sich die in dichte graue Wolken gehüllten Berge. Weiter im Westen fiel das Gelände ab bis hin zur Küste, und James war ziemlich sicher, in der Ferne das Meer zu sehen.
    Er sog die frische, kalte Luft ein. Dann atmete er langsam wieder aus. Hier standen sie nun, frei und allein auf weiter Flur. Was konnte es Besseres geben? Noch ganz in Gedanken versunken, nahm er mit einem Mal ein Geräusch wahr, das der Wind herbeitrug. Ein lautes Donnern. Er schaute sich um und entdeckte in weiter Ferne die dunklen Umrisse von etwas, das sich rasch auf sie zu bewegte.
    »Sieh mal dort drüben«, machte er Kelly darauf aufmerksam.
    Eine Gestalt auf einem Pferd näherte sich ihnen.
    »Sieht so aus, als wär’s ein Mädchen«, sagte Kelly. Er blinzelte gegen die Sonne und hielt die Hand schützend über die Augen. »Und ein hübsches noch dazu.«
    »Du hast vielleicht scharfe Augen«, sagte James, als er erkannte, dass der Reiter tatsächlich ein Mädchen war, das mit wehenden Haaren auf sie zugeritten kam.
    »Ich erkenne einen hübschen Rock noch aus hundert Meilen Entfernung, Kumpel.«
    Kurz darauf waren Pferd und Reiterin bei ihnen angelangt. Überrascht stellte James fest, dass es sich bei der Reiterin um das Mädchen aus dem Zirkus handelte. Das mit den langen blonden Haaren und den seltsamen grünen Augen.
    Als sie auf gleicher Höhe mit ihnen war, hielt sie an und sprang mit einem Satz vom Pferd herunter. Das alles geschah blitzschnell, in einer einzigen fließenden, eleganten Bewegung.
    James war beeindruckt.
    »Hallo, ihr zwei«, begrüßte sie das Mädchen. »Unternehmt ihr eine Wanderung?«
    »Ja«, sagte Kelly gespielt vornehm. »Wir schnappen ein wenig frische Luft, weißt du.«
    »Woher kommt ihr?«, fragte sie und tätschelte den Hals des Pferdes. Das große schwarze Tier stand da, dampfend und schnaubend, und stampfte ungeduldig mit den Hufen. »Ich kenn euch nicht.«
    »Wir kommen aus Keithly«, erklärte James. »Ich bin Max Bonds Neffe.«
    »Ah, ja. Ich habe gehört, dass zurzeit ein Junge bei ihm wohnt.«
    »Und ich bin sein Kumpel«, sagte Kelly. »Du kannst mich Red nennen.«
    »Ich freue mich, euch kennen zu lernen«, sagte das Mädchen. »Ich heiße Wilder Lawless.« Sie strich über die Mähne des Pferdes. »Und das hier ist Martini. Wo wollt ihr eigentlich hin?«
    »Ach, wir laufen nur so durch die Gegend«, wich James aus.
    »Ja, es ist herrlich hier. Ich reite oft diesen Weg, man fühlt sich wie die Königin der Welt. Meistens begegne ich keiner Menschenseele, deshalb bin ich auch sofort zu euch hergeritten. Ich nämlich bin von Natur aus neugierig.«
    »Hast du auf deinen Ausritten noch nie jemanden getroffen?«, fragte Kelly.
    »Ach, hin und wieder schon. Manchmal begegne ich einem Bauern, der nach einem verloren gegangenen Schaf Ausschau hält, oder einer Wandergruppe.«
    »Sagt dir der Name Alfie Kelly etwas?«, fragte Kelly. »Der Junge, der vermisst wird?«
    »Natürlich«, erwiderte das Mädchen. »Jeder hier weiß darüber Bescheid.«
    »Er ist mein Vetter«, sagte Kelly und strich über die Nüstern des Pferdes.
    »Eine schlimme Sache«, sagte Wilder. »Es tut mir sehr Leid.«
    »Hier in der

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