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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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»Ich dachte, er betreibt Waffenhandel.«
    »Das tut er auch. Und dazu gehört, dass er sich nach neuen Waffen umsieht, damit er auf dem Markt immer das Allerneueste anbieten kann. Er betreibt eigene Forschungen, um so der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen.«
    Kelly pfiff anerkennend. »Das heißt, er bastelt an einer neuen Bombe herum?«
    »Keine Ahnung«, sagte Meatpacker. »Eine neue Bombe? Kann sein. Oder eine neue Waffe, die um die Ecke schießt? Ein Panzer, der schneller fährt? Ein größeres U-Boot? Wer weiß? Vielleicht sogar ein unsichtbares Flugzeug oder irgendetwas in dieser Art.« Er kicherte. »Was immer es auch ist, es dient nur dem einen Zweck, noch mehr Leute noch wirkungsvoller umzubringen.«
    Seine Worte brachten James auf einen Gedanken. »Glauben Sie, Lord Hellebore ginge so weit, jemanden zu töten, nur um sein Geheimnis zu bewahren?«
    Meatpacker kaute auf seinem buschigen Schnurrbart herum. »Gute Frage«, sagte er nach einer Weile. »Und die simple Antwort lautet: Ich weiß es nicht. Wenn er bereits seinen Bruder getötet hat, warum sollte er nicht noch einmal morden? Es gab eine Reihe von Unfällen, weitere Leute sind verschwunden, Leute, die für ihn arbeiteten. Seine Frau behauptete sogar, dass er sie umbringen lassen wollte und es wie ein Unfall aussehen sollte. Echte Beweise dafür gibt es allerdings nicht.«
    »Haben Sie von Alfie Kelly gehört?«, fragte James und erzählte in knappen Worten, was ihn und Kelly zum See geführt hatte.
    Als er geendet hatte, stand der Detektiv auf und streckte sich. Seine Weste im Schottenkaro spannte sich so stark über der Brust, dass die Knöpfe aufzuplatzen drohten. »Also deshalb schnüffelt ihr herum. Ihr wollt auf eigene Faust ermitteln.«
    »Und wir haben auch schon etwas herausgefunden«, sagte James und zeigte Meatpacker das frisch zugeschüttete Erdloch hinter dem Gebüsch.
    »Also gut, Jungs«, sagte Meatpacker und nahm einen Schluck aus seinem silbernen Flachmann. »Diese Angelegenheit gehört in die Hände eines Profis. Lasst die Finger davon, ihr bringt euch nur in Schwierigkeiten. Was ich gerade von euch gehört habe, fügt sich ins Bild. Und das sagt uns: Lord Hellebore ist ein sehr gefährlicher Mann. Aber ich bin vorbereitet …«
    Mit der übertriebenen Geste eines drittklassigen Zauberkünstlers fummelte Meatpacker an seinem Hosenbein herum. Um sein Schienbein hatte er ein Lederhalfter geschnallt, in dem ein kleiner, perlmuttbeschlagener Revolver steckte.
    »Ist das eine Derringer?«, fragte Kelly.
    »Das will ich wohl meinen.«
    Kelly lachte. »Ich dachte, das ist eine Pistole für Frauen.«
    »Und bin ich denn nicht auch ein Mann für Frauen?«, erwiderte Meatpacker und lachte erneut sein dröhnendes Lachen. »Sie sieht vielleicht wie ein Spielzeug aus, aber glaubt mir, sie hat mir schon aus vielen brenzligen Situationen herausgeholfen. Aber Schluss damit, ich habe noch Arbeit zu erledigen. Meinetwegen könnt ihr zwei eine Weile mitkommen, solange ihr in Deckung geht und mir nicht in die Quere kommt. Aber wenn’s ernst wird, dann habt ihr hier nichts zu suchen, verstanden?«
    Meatpacker sah sich in der Gegend um und gab währenddessen haarsträubende Geschichten von seiner Arbeit als Pinkerton-Detektiv zum Besten. Er berichtete von Überwachungsaktionen und Schießereien und Faustkämpfen in düsteren Hinterhöfen. Er schilderte blutüberströmte Leichen und grelle Explosionen in dunkler Nacht. Es klang aufregend und abenteuerlich und James löcherte ihn mit Fragen. Meatpacker genoss es sichtlich, ein Publikum zu haben. In dem einsamen, menschenleeren Moor hatte er sich etwas verloren gefühlt. Er war ein redelustiger Geselle, der nicht gern allein war.
    Als er der Meinung war, dass es auf dieser Seite des Sees nichts mehr herauszufinden gab, gingen sie zu dritt am Zaun entlang Richtung Schloss, wobei sie darauf achteten, im Schutz der Hügel zu bleiben. Wenig später kamen sie an eine Stelle, wo das Wasser aus dem See in einen Bach überging, der etwas weiter unten im Tal in den An Abhainn Dubh, den Schwarzen Fluss, mündete. Der Bach war zu breit und es gab keine Furt, doch in der Nähe des Zauns stießen sie auf eine schmale Brücke.
    Auf halbem Wege blieb Meatpacker mitten auf der Brücke stehen und strich sich über den Schnurrbart. »Was haltet ihr davon?«, fragte er und nickte in Richtung einer kompliziert aussehenden Konstruktion aus Betonblöcken, hölzernen Stegen und Netzen genau an der Stelle, wo der Bach unter

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