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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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dem Zaun hindurchfloss. »Sieht aus wie ein Damm«, sagte Kelly.
    »Könnte sein«, sagte Meatpacker. »Aber Wasser wird damit nicht gestaut.«
    »Es hat vielleicht mit den Fischen zu tun«, meinte James.
    »Ja«, stimmte Kelly zu. »Damit die Fische nicht reinkommen.«
    »Oder damit sie nicht hinausgelangen«, ergänzte Meatpacker. Er spuckte ins Wasser und ging weiter. »Ist ja auch egal«, sagte er. »Wir sind schließlich nicht hier, um uns mit Fischen zu beschäftigen.«
    Sie setzten ihren Weg fort. Eine Viertelstunde später erreichten sie eine geschützte Stelle, von wo aus man eine gute Sicht auf das Schloss hatte. Meatpacker holte ein Fernglas hervor und sie legten sich alle drei der Länge nach hin. Nach einer Weile setzte Meatpacker das Fernglas ab und reichte es an James weiter.
    »Schau genau hin und sag mir dann, was du siehst«, forderte er ihn auf. »Bin gespannt, ob du scharfe Augen hast.«
    »Wird gemacht«, sagte James. Er brauchte einen Augenblick, bis er sich zurechtgefunden hatte, doch dann hatte er die Dachspitze des Schlosses im Visier und ließ seinen Blick nach unten gleiten. Er stellte scharf, um besser zu sehen.
    »Am Ende des Damms ist ein großer, mit Kies aufgeschütteter Parkplatz«, fing er an und beschrieb Meatpacker genau, was er sah. »Über eine Brücke gelangt man zum Haupteingang des Schlosses. Es ist keine Zugbrücke, die man hochklappen kann. Die untere Fensterreihe ist vergittert, die Fenster oben jedoch nicht.« Er nahm den Damm der Länge nach bis zum Ufer in Augenschein. »Ich sehe das Torhaus, das offenbar vor nicht allzu langer Zeit in Stand gesetzt wurde. Und am Ende des Zufahrtsweges befindet sich ein zweites Tor, durch das man in den umzäunten Bereich gelangt.«
    »Sonst noch was?«, fragte Meatpacker.
    »Oh ja, da ist eine Art Wachhäuschen. Jemand sitzt darin, mit einem Jagdgewehr auf den Knien …«
    Meatpacker nahm James das Fernglas weg. »Tatsächlich? Das ist mir gar nicht aufgefallen. Wo soll das sein?«
    »Es ist in die Mauer hineingebaut, gleich neben dem Tor. Man kann es schlecht sehen, weil es im Schatten liegt.«
    »Mein Gott, du hast Recht. Das hat du gut gemacht.« Meatpacker gab James das Fernglas zurück. »Das Schloss ist besser bewacht als der Buckingham-Palast! Schau, ob mir noch mehr entgangen ist.«
    James hob das Fernglas hoch. Er sah, wie die schweren Schlosstore aufgingen und ein Mann in einem blutbefleckten weißen Overall herauskam. Er trug einen großen Eimer. Der Mann wandte sich um und sagte etwas zu jemandem im Schloss, dann ging er zu der Brücke und kippte den Inhalt des Eimers in den See. Es war eine trübe, blutige Brühe, in der rohe Fleischstücke und Innereien schwammen. James richtete das Fernglas aufs Wasser und sah, wie es mit einem Mal zu brodeln anfing, so als würde ein Lebewesen oder auch mehrere sich direkt unter der Oberfläche tummeln.
    »Da schwimmt etwas im Wasser«, sagte er. »Ein Tier, glaube ich.«
    »Das braucht uns nicht zu kümmern«, sagte Meatpacker. »Wir sind nicht hier, um Lord Hellebores Haustiere zu beobachten. Lasst uns weitergehen.«
    »Augenblick noch«, sagte James. »Da kommt jemand aus dem Schloss.« Es waren zwei Personen: George Hellebore und sein Vater. Beide hatten Gewehre unter den Arm geklemmt. Lord Hellebore redete verärgert auf seinen Sohn ein. George hörte eingeschüchtert zu und machte ein verdrossenes Gesicht. Plötzlich blieben sie stehen. Lord Hellebore gestikulierte wild und dann versetzte er George einen so harten Schlag auf den Hinterkopf, dass dessen Mütze herunterfiel. Als George sich bückte, um sie aufzuheben, gab Hellebore ihm einen Tritt in den Hintern und George fiel der Länge nach hin. Randolph schaute seinen Sohn ein letztes Mal zornig an, wandte sich um und ging. George stand auf und wischte sich den Staub von der Jacke. Dann setzte er seine Mütze wieder auf, nahm sein Gewehr und folgte seinem Vater.
    Am Torhaus wurden sie von einer dritten Person erwartet. Es handelte sich um einen klein gewachsenen Mann mit langen Armen und einem krummen Rücken, wodurch er aussah wie ein Affe. Seine lange Nase endete in einer wulstigen Kugel und sah aus wie ein Pingpongball mit Stiel. Auf seinem Kopf thronte ein völlig unpassender, verbeulter Bowler-Hut. Der Mann hatte ein wettergegerbtes fast purpurfarbenes Gesicht. Sein Alter ließ sich nur schwer einschätzen, obwohl er so alt aussah wie das zackige Felsengestein am See. Vier zerzauste Jack-Russell-Terrier flitzten um seine

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