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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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ihn nach. Und bevor James wusste, wie ihm geschah, packte sie ihn am Hemd, stellte ein Bein hinter seines und warf ihn elegant rücklings auf den Boden. Er sprang auf und versuchte den gleichen Trick, aber Wilder war darauf vorbereitet. Beide verloren das Gleichgewicht. Sie rollten auf dem Boden umher, balgten sich eine Weile, bis Wilder die Oberhand gewann, James aufs Kreuz legte, sich rittlings auf seine Brust setzte und ihm welke Blätter in den Mund stopfte, während sie ihn mit ihren muskulösen Beine eisern festhielt.
    Sie beugte sich ganz nah zu ihm herab und lachte ihm ins Gesicht. Ihm fiel auf, dass goldene Sprenkel in ihren grünen Augen waren.
    »So«, sagte sie. »Das wird dich lehren, nicht über Mädchen zu lachen.« Dann erhob sie sich, sprang in den Sattel, stieß die Hacken in Martinis Flanken und galoppierte in den Wald davon.
    James stützte sich auf seine Ellbogen und spuckte die Blätter aus. Wilder war so ganz anders als die Mädchen, die er bisher getroffen hatte, die nur die neueste Frisurenmode und hübsche Kleider im Kopf hatten und sich auf gar keinen Fall schmutzig machen wollten. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Wilder mit Puppen oder Einladung zum Tee gespielt hätte.
    Er musste Kelly Recht geben. Wilder Lawless war wirklich ein ganz besonderes Mädchen.
     
    Nach dem Abendessen ging James, ausgerüstet mit einer handgezeichneten Karte seiner Tante Charmian und einer Taschenlampe von Onkel Max, nach Keithly, um Kelly zu besuchen. Sein Gespräch mit Wilder hatte ihm klar gemacht, wie sehr er darauf brannte, mehr herauszufinden.
    Annie Kelly wohnte in einem winzigen Haus, zwei Zimmer oben, zwei unten, in einer düsteren Seitenstraße mit grauen Reihenhäuschen.
    James klopfte an die Tür und Red Kelly öffnete ihm selbst.
    »Alles in Ordnung Jimmy?«, sagte er, als sich seine Überraschung gelegt hatte. »Komm rein!«
    Annie Kelly saß mit drei mageren Kindern in dem winzigen Zimmer, das zur Straße hinausging. Es wurde von einer einzigen Gaslampe schwach beleuchtet. Rauch von einem qualmenden Kohlefeuer erfüllte die Luft. Der Raum erinnerte James an sein kleines, enges Zimmer in Eton. Es standen wenige Möbel darin und der Fußboden war aus blankem Stein.
    Annie sprang auf und bot ihm eine Tasse Tee an, aber James lehnte ab und erklärte ihr, dass er gerade eben zu Abend gegessen habe, und nach einigen verlegenen Worten nahm ihn Red mit nach draußen in den Garten und sie setzten sich auf die Mauer, die an das gegenüberliegende Haus grenzte.
    »Hast du schon etwas von Meatpacker gehört?«, fragte James und schaute in den sternenklaren Nachthimmel.
    »Nicht die Bohne«, sagte Kelly und spuckte über die Mauer in den Nachbarsgarten. »Ich hab mich im Dorf ein wenig umgehört, so wie Meatpacker es uns aufgetragen hat, rausgefunden hab ich leider nur wenig.«
    »Und was genau hast du herausgefunden?«
    »Okay, um ehrlich zu sein, habe ich gar nichts herausgefunden. Außer dass Lord Hellebore ein guter Kerl ist und jeder ihn bis zum Umfallen gern hat. Okay, er mag keine Gesellschaft, das stimmt. Aber vielleicht sind wir ja auch auf dem Holzweg.«
    »Das glaube ich nicht«, widersprach James und erzählte Red von seiner Unterhaltung mit Wilder.
    »Was also sollen wir tun?«, fragte Kelly. »Meatpacker noch einige Tage Zeit geben? Und wenn er dann immer noch nicht auftaucht, dann …«
    »Ich glaube, wir sollten uns selbst noch einmal am Schloss umsehen«, sagte James. »Und zwar so bald wie möglich. Vergiss Meatpacker.«
    »Was, schätzt du, ist mit dem albernen Dummkopf passiert?«, fragte Kelly und zog die Nase hoch. »Wollte er uns am Ende nur loswerden? Meinst du, er hatte ohnehin nie vor, zurückzukommen und mit uns zu reden?«
    »Keine Ahnung«, sagte James. »Hat ihn sonst niemand gesehen?«
    »Keiner«, sagte Kelly. »Ich hab rausgefunden, wo er wohnt. Siehst du, ich hab doch was rausgefunden. Es war gar nicht so schwer. Viel Auswahl gibt es da nicht. Er hat sich im Pub eingemietet. Da hat er sich bestimmt sehr wohl gefühlt. Sein Zimmer ist für einen Monat im Voraus bezahlt, aber er ist dort nicht mehr aufgetaucht, seit wir ihn zum letzten Mal gesehen haben.«
    »Ich schätze, das kann dreierlei bedeuten«, sagte James. »Dass er einfach verschwunden ist, ohne etwas zu sagen. Dass er immer noch dort oben ist und herumschnüffelt. Oder dass …«
    »… ihm etwas zugestoßen ist«, sagte Kelly düster und machte eine rasche Handbewegung, so als schnitte er

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