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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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sich die Kehle durch.

Einen Bond kann niemand für immer festhalten
     

    A ls James in das Cottage zurückkam, fand er Charmian in der Küche vor und fragte sie, ob er für einige Tage mit Red zelten gehen könne. Nach einigem Hin und Her stimmte sie zu unter der Bedingung, dass er vernünftig wäre, niemandem Ärger machte oder etwas Dummes anstellte, das ihn und Kelly in Gefahr bringen könnte.
    Von Alfie, Meatpacker oder Lord Hellebore sagte James kein Wort. Das ging nur ihn, Kelly und den großen Amerikaner etwas an. Außerdem fürchtete er, seine Tante würde ihn nicht gehen lassen, wenn sie darüber Bescheid wüsste. Offenbar hatte Meatpackers heimlichtuerisches Detektivgehabe bereits auf ihn abgefärbt.
    Sie wurden von Max unterbrochen, der, in eine Decke gehüllt, in die Küche geschlurft kam. Er sah totenblass und völlig erschöpft aus.
    »Ich habe Stimmen gehört … kann nicht schlafen«, keuchte er.
    »Du solltest wieder ins Bett gehen«, sagte Charmian.
    »Ich weiß, ich weiß …«, seufzte Max. »Aber manchmal kommt mir das Schlafen als eine solche Verschwendung von Lebenszeit vor.«
    »Für dich mag es vielleicht Verschwendung sein, ich jedenfalls bin hundemüde«, sagte Charmian und zündete eine Kerze an. »Ich gehe schlafen. Dann bis morgen. Und pass auf, dass der Junge nicht zu spät ins Bett geht.«
    »Tut er schon nicht«, sagte Max und zwinkerte James zu.
    »Morgen früh mache ich dir einige Lunchpakete zurecht, James«, sagte Charmian beim Hinausgehen. »Und ein Erste-Hilfe-Päckchen. Gute Nacht.«
    »Ich verstehe dich gut«, sagte James, als Charmian gegangen war. »Manchmal hasse ich es, ins Bett zu gehen. Man glaubt so viel zu verpassen …«
    »Ich kann mich noch daran erinnern, als dein Vater und ich Jungen waren«, sagte Max. »Wir hatten uns vorgenommen die ganze Nacht wach zu bleiben. Wir versuchten alles, um nicht einzuschlafen, aber schließlich sind wir beide doch eingeschlummert, und am nächsten Morgen hat das natürlich jeder abgestritten.«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du und Vater mal Jungen wart wie ich«, sagte James.
    »Oh, das waren wir, glaub mir. Und davor waren wir Babys, und davor waren wir … ein Funkeln in den Augen deines Großvaters.« Max starrte ins Feuer. James beobachtete ihn. Und mit einem Mal erkannte er trotz der gelblich gesprenkelten Haut und den schwarz umränderten Augen jenen Jungen, der Max einst gewesen war.
    »Es ist eine komische Sache mit dem Älterwerden«, sagte Max. »Keiner von uns glaubt, dass es ihm jemals passieren wird. Die meiste Zeit fühle ich mich immer noch als kleiner Junge, und dann schaue ich in den Spiegel und – wer ist das? – es ist, als ob ein Zauberer mich nachts bestohlen hätte und mich in einen alten Mann verwandelte. Dir wird es nicht viel anders ergehen, James. Eines Tages wirst du ein alter Kauz wie ich sein.«
    »Du bist kein alter Kauz«, widersprach James.
    »Ich fühle mich aber wie einer«, sagte Max und hustete leise in sein Taschentuch. Dann schwieg er lange Zeit. Sie saßen da und leisteten sich gegenseitig Gesellschaft, bis Max zuletzt wieder zu sprechen begann.
    »Weißt du schon, was du einmal werden willst, wenn du erwachsen bist?«, fragte er.
    »Ich habe noch nicht groß darüber nachgedacht«, sagte James.
    »Kein Lokführer, Feuerwehrmann oder Soldat?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht ein Forscher. Ich würde gerne mehr von der Welt sehen.«
    »Das ist ein guter Vorsatz.«
    »Oder ein Spion, wie du«, sagte James.
    »Oh«, sagte Max und wechselte schnell das Thema. »Du hast dich heute beim Autofahren sehr gut angestellt«, sagte er. »Machen wir es morgen noch mal? Und am Nachmittag könnten wir vielleicht ein bisschen angeln. Ich brenne schon darauf, wieder einmal zum Fluss zu gehen.«
    Wieder musste James Max enttäuschen. Er erzählte ihm von seinen Plänen mit Red.
    »Ach, deshalb das Lunchpaket und das Erste-Hilfe-Set«, sagte Max. »Das hört sich nach einem großartigen Plan an. Ich habe sehr gerne gezeltet …« Dann schwieg er und der Schein des Feuers tanzte auf seinem Gesicht. Als er wieder sprach, war seine Stimme so weich und leise, dass James ihn kaum verstand. »Du hast mich neulich gefragt, ob ich im Krieg gefangen genommen wurde«, fing er an.
    »Ja«, sagte James. »Aber ich wollte nicht neugierig sein.«
    Max blickte James fest in die Augen. Seit James’ Ankunft war Max noch dünner geworden und er hatte praktisch völlig aufgehört zu essen. Die Haut spannte sich

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