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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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Ängste teilen und seine Einsamkeit vertreiben konnte. Es versetzte ihm einen Stich, wenn er daran dachte, wie er James Bond im Zirkus gesehen hatte. Bei seinem Anblick hatte sein Herz für einen Moment vor Freude gepocht. Er hatte gelächelt – hier war jemand, den er kannte, ein vertrautes Gesicht – und dann war ihm eingefallen, dass Bond sein Feind war, dass er ihn im Rennen besiegt hatte. Bitterkeit und Bedauern waren in ihm wie Gift hochgekrochen und ein rotes Tuch aus Zorn hatte sich über ihn gestülpt. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn er zu ihm hingegangen wäre, seine Hand geschüttelt und einen Waffenstillstand angeboten hätte. Aber nein, die alten Gewohnheiten waren übermächtig, und so hatte er diese zwei Raufbolde bezahlt, damit sie den Jüngeren verprügelten.
    Seine Gedanken wurden von einer plötzlichen Unruhe im Erdgeschoss unterbrochen; man hörte zornige Rufe und eine weitere Stimme, die anscheinend vor Schmerzen schrie. Vielleicht wurde einer der Arbeiter bestraft. Sein Vater war sehr streng und jeder, der aus der Reihe tanzte, wurde von dem brutalen MacSawney hart angefasst.
    George versuchte die Ohren zu verschließen. Wenigstens war er für eine Zeit lang sicher, wenn dort unten jemand anderer Prügel bekam. Als die Geräusche abebbten, schrieb er weiter. Lange Zeit war es still und er vertiefte sich in den Brief. Er versuchte alles zu sagen, was er seiner Mutter sagen wollte, seitdem er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Doch dann hörte er, wie etwas an der Tür schnüffelte.
    George wusste genau, was es war, und es widerte ihn an. Dieser Ort – er war schrecklich. Er konnte ihn nicht mehr ertragen. Das Schnüffeln hörte nicht auf. Er stellte sich die weit geöffneten, feuchten Nasenlöcher und ein geiferndes Maul vor. Er starrte auf die Tür und wartete, dass dieses Etwas verschwände.
    Nach einer Weile hörte er Schritte, die den Korridor entlangschlurften, dann war er wieder allein. Er nahm seinen Federhalter und setzte die Feder aufs Papier …
     
    Bitte, Mutter, ich halte es hier nicht länger aus …

Der junge Rennfahrer
    O kay?«, fragte Max. »Glaubst du, du bist bereit?«
    »So bereit, wie man nur sein kann«, sagte James.
    »Dann fahr los!«
     

    James ließ die Kupplung kommen, löste die Bremse und fuhr langsam die Auffahrt entlang. Während der vergangenen Tage war er morgens auf dem Feld umhergefahren und nachmittags hatte er sich mit dem Motor vertraut gemacht, indem er Max half die verschiedenen Teile auszubauen, sie zu säubern und sie gegebenenfalls auszutauschen; auf diese Weise wurde er allmählich damit vertraut, wie alles funktionierte.
    Max hatte ihm die Ölwanne gezeigt, das Getriebegehäuse, die beiden separaten Achsschenkel für die Vorderräder, die Antriebswelle und das Ausgleichsgetriebe, das dafür sorgte, dass sich die Hinterräder mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten drehten. Zuerst hatte James nicht verstanden, wozu dies nötig war, bis Max ihm erklärte, dass in einer Kurve die äußeren Räder eines Autos einen weiteren Weg zurücklegen als die inneren und sich deshalb schneller drehen müssen, um mitzuhalten.
    Was anfangs fürchterlich verwirrend gewirkt hatte, leuchtete ihm nun ein und er musste es einfach bewundern, welch eine außergewöhnliche Maschinerie ein Auto war.
    Schließlich gelangte Max zu der Überzeugung, dass James genug Erfahrung gesammelt hatte, um das freie Feld mit der Straße zu tauschen. Und hier war er nun und mühte sich ab. Seine Hände umklammerten das Lenkrad und sein Haar wehte unordentlich im Wind.
    Das war etwas ganz anderes als auf der Pferdekoppel. James war sich dessen nur allzu bewusst, wie nahe auf jeder Straßenseite die Bäume waren, und als er Gas gab, sausten sie rechts und links von ihm vorbei. Aber er schaffte es ohne Zwischenfälle bis zum Hoftor, dann tauschte er mit Max den Platz, damit dieser das Auto auf der Hauptstraße wenden konnte.
    »Das war perfekt«, sagte sein Onkel und rutschte zurück auf den Beifahrersitz, sodass James das Lenkrad wieder übernehmen konnte. »Nun lass es uns auf den Rückweg etwas schneller versuchen, okay?«
    Seit seiner Rückkehr vom Schloss hatte James weder etwas von Kelly noch von Meatpacker gehört, was ihn zunehmend beunruhigte. Die Fahrstunden lenkten ihn ab, aber die Gedanken an die Hellebores waren unterschwellig immer vorhanden und er hätte gerne mehr in Alfies Angelegenheit unternommen. Aber sie hatten versprochen, nichts zu tun, bis Meatpacker

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