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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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herausgerissen und beiseite geworfen worden waren. Auf der Erde verstreut fanden sie Aschereste, obwohl das meiste davon in den matschigen Boden getreten worden war. Winzige schwarze Fliegen surrten in der stickigen Luft und landeten als schmutzige Klümpchen auf ihrer Haut.
    »Was hältst du davon?«, fragte James und schlug nach ein paar Fliegen, was einen schmierigen Fleck auf seinem Handrücken hinterließ. »Sieht aus wie sein Lagerplatz, meinst du nicht auch?«
    Kelly suchte den Boden ab.
    »Jemand hat den Boden gerecht«, sagte er verwundert. »Aber schau, die Löcher könnten von einer Zeltstange oder etwas Ähnlichem stammen.« Er kratzte sich am Knöchel, wo ihn ein Insekt gestochen hatte. »Wenn er hier war, hat er entweder selbst seine Spuren verwischt oder ein anderer hat dies getan.«
    »Was ist das?«, sagte James und versuchte im Dämmerlicht einen Gegenstand zu erkennen. »Da glitzert etwas.«
    Er schnappte sich einen langen Stecken und stocherte damit in einem Gebüsch herum. Zum Vorschein kam etwas Metallenes mit Lederband. Er hakte den Stock an der Lederschlaufe fest und fischte den Gegenstand heraus.
    »Das ist Meatpackers Fernglas«, sagte Kelly.
    Sie wischten den Schmutz vom Fernglas, das ansonsten unbeschädigt aussah. Kelly schaute hindurch. »Er hat es sicher nicht absichtlich liegen lassen, oder?«
    »Nein«, sagte James.
    Erschrocken sprangen beide auf, als ein Tier geräuschvoll durch das Unterholz davonsprang.
    »Komm«, sagte Kelly mit ernster Miene. »Lass uns abhauen, hier ist es nicht ganz geheuer.«
    Sie atmeten auf, als sie wieder ins Tageslicht traten, obwohl der Himmel nun fast völlig bedeckt und grau war und die Sonne nur hie und da schwach durchbrach.
    »Okay«, sagte James fröstelnd. » Wir haben sein Versteck mühelos gefunden und ebenso leicht könnte es für Hellebores Leute gewesen sein. Wir müssen unser Zelt woanders aufstellen. Hier sind wir nicht sicher.«
    »Keine zehn Pferde brächten mich dazu, da drinnen ein Zelt aufzuschlagen«, sagte Kelly mit einem Schaudern. »Je mehr ich vom Landleben kennen lerne, desto weniger mag ich es. Ich brauche Häuser und Mauern und Beton.«
    »Die einzigen Häuser hier in der Nähe sind beim Schloss«, sagte James. »Ich nehme nicht an, dass du die Nacht dort verbringen willst.«
    »Ich will die Nacht hier nirgendwo verbringen«, sagte Kelly. »Wollen wir nicht lieber umkehren?«
    Halb wollte James ihm zustimmen. Auch er machte sich allmählich Sorgen. Aber der verwegene Teil in ihm, der auf Abenteuer aus war, wollte weitermachen.
    »Nein«, sagte er entschlossen. »Wir sind schon so weit gekommen. Wir geben nicht auf. Als Nächstes nehmen wir das Schloss unter die Lupe, und danach planen wir unsere weiteren Schritte.«
    »Wenn du das sagst, Boss.«
    So gingen sie den Weg, den sie gekommen waren, zurück: erst zum Zaun, dann machten sie einen weiten Bogen bis zu dem Hügel, von dem aus sie mit Meatpacker auf das Schloss gespäht hatten. Sie kletterten auf allen vieren hinauf und nahmen nun, da sie zwei Feldstecher hatten, gemeinsam das massive graue Gebäude ins Visier.
    Es war völlig ruhig. Niemand war zu sehen außer einem gelangweilt dreinschauenden Wachposten mit Gewehr in seinem Wachhäuschen.
    »Das ist Zeitverschwendung«, sagte Kelly. »Weißt du, was wir tun müssen?«
    »Was denn?«, fragte James.
    »Wir müssen in das Schloss hinein und uns dort umsehen.«
    »Das klingt ziemlich gefährlich.«
    »Mag sein«, sagte Kelly. »Aber du hast selbst gesagt, dass wir schon so weit gekommen sind. Wir werden nichts herausfinden, wenn wir weiter hier draußen herumschleichen, meinst du nicht auch?«
    »Ja, aber man kann doch nicht einfach einbrechen …«
    Kelly lächelte und blickte James schlitzohrig an.
    »Oh«, sagte James. »Vielleicht kannst du es ja.«
    »Sagen wir mal, ich habe schon ein klein wenig Erfahrung darin gesammelt«, sagte Kelly.
    »Soll das heißen, du bist ein Einbrecher?«, sagte James, der so etwas immer vermutet hatte.
    »Ich bin kein Einbrecher«, wehrte Kelly sich. »Ich musste nur ab und zu in Häuser einsteigen, wenn Not am Mann war.«
    »Also hast du doch eingebrochen?«
    »Ich habe gesagt, was ich gesagt habe. Die Sache ist ganz einfach, Jimmy. Sobald es dunkel ist, bringe ich uns beide da rein, wir schauen uns ein wenig um und verschwinden wieder, ohne dass es jemand bemerkt. Ein Kinderspiel.«
    »Ein Kinderspiel?«
    »Das Einzige, was ich noch nicht herausgefunden habe, ist, wie man über den Zaun

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