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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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nie jemandem erzählt. Lediglich dein Vater wusste das eine oder andere. Ich weiß nicht, warum ich es dir erzähle, James, außer vielleicht, um dir zu sagen: Werde niemals ein Spion. Der Krieg an sich ist schon schmutzig genug.« Er stocherte nach dem brennenden Holzscheit im Feuer.
    »Nun denn.« Er reckte sich in seinem Stuhl und legte den Schürhaken beiseite. »Lass uns überlegen, was du für deinen Ausflug brauchst. Ich habe da noch ein altes Zweimannzelt aus meiner Armeezeit, das kannst du aus dem Schuppen hervorholen. Und ich glaube, du wirst auch noch ein altes Fernglas und eine passable Wasserflasche finden. Oh, und pass auf, das schenke ich dir. Ein Messer kann ein Junge immer gebrauchen.« Er humpelte zum Kaminsims, nahm sein Taschenmesser und gab es James.
    »Vielen Dank«, sagte James. »Danke für alles. Ich habe die letzten Tage wirklich sehr genossen – mit dir angeln zu gehen und natürlich das Autofahren.«
    »Nun, ich denke, all dies hätte dir auch dein Vater beigebracht. Als Junge hat er sehr gerne geangelt. Wir beide waren ständig draußen am Fluss in der Nähe von Glencoe. Manchmal fehlt mir mein Bruder sehr.« Max hielt inne und schaute ins Feuer. Sein Blick verdüsterte sich. »Wie schrecklich, dass so etwas passieren musste. Ein Junge braucht seinen Vater. Ein altes Wrack wie ich ist kein Ersatz.«
    »Du bist nicht alt …«, protestierte James. »Und du bist auch kein Wrack. Hinter dem Lenkrad eines Autos kann es so schnell niemand mit dir aufnehmen.«
    »Da muss ich lachen«, sagte Max und griff sich an die Brust.
    »Lass uns einen ganzen Tag zum Angeln gehen, wenn ich wieder zurück bin«, bat James.
    »Das machen wir«, sagte Max und seine Miene hellte sich auf. »Ich werde dir beibringen, wie man die Angel richtig auswirft, und danach testen wir, ob du deine Bestzeit bis zum Gartentor und zurück unterbieten kannst.« Er zündete sich eine Zigarette an und sog hustend den Rauch ein. Dann betrachtete er sein verbeultes altes Metallfeuerzeug.
    »Da hast du’s«, sagte er und drückte es James in die Hand. »Könnte noch von Nutzen sein beim Feuermachen und sonst allem Möglichen.«
    »Brauchst du es nicht?«, fragte James.
    »Nicht mehr.« Max lächelte James an, und James sah etwas Unausgesprochenes in seinen Augen.
    »Ich höre auf deinen Rat«, sprach Max heiser weiter. »Mit dem heutigen Abend gebe ich das Rauchen auf.«
    Sie lachten beide, dann legte Max seine Hände auf James’ Schulter.
    »Pass auf dich auf«, krächzte er. »Und wenn du zurückkommst, dann sehen wir mal, ob wir nicht den größten Lachs aller Zeiten an Land ziehen können.«

Ein furchtbarer Fund
    O kay«, sagte James, wahrend er seinen Rucksack abstreifte und das Fernglas von Max aus einer Seitentasche hervorholte. »Wenn du Meatpacker wärst, wo würdest du dein Lager aufschlagen?«
     

    »Im Pub«, sagte Kelly und lachte.
    »Nein, im Ernst.«
    Sie hatten am Pass von Am Bealach Geal Halt gemacht, sich hingesetzt und das Gelände mit Max’ Fernglas abgesucht. Vor ihnen lag der See, rechts erstreckten sich die Hügel bis zum Schloss in der Ferne. Links waren schroffe Felsenüberhänge und dahinter erhob sich das majestätische Massiv des Anghreach Mhòr, dessen Gipfel von Wolken umhüllt war.
    »Wir haben nichts gesehen, als wir damals nach rechts abgebogen sind, oder?«, überlegte Kelly.
    »Nein«, sagte James. »Hier gab es nicht viel Deckung, und als Meatpacker uns fand, muss er von links gekommen sein, sonst hätten wir ihn bemerkt.«
    »Dann nach links«, sagte Kelly.
    »Einverstanden«, sagte James. »Gehen wir nach unten und schauen uns um.«
    Sie folgten dem Pfad hinunter zu dem Zaun mit den toten Tieren und gingen dann im Uhrzeigersinn den Zaun entlang, bis ihnen der Weg von einem Dickicht aus Sträuchern und halb abgestorbenen Bäumen versperrt wurde. Es wirkte alles andere als einladend und sie suchten lange, bis sie etwas fanden, das wie ein Weg durch das dornige Gestrüpp aussah.
    »Schau mal hier«, sagte James und deutete auf die abgebrochenen Äste einiger Brombeersträucher. »Jemand hat sich vor nicht allzu langer Zeit einen Weg gebahnt.«
    Vorsichtig gingen sie weiter. In dem Unterholz war es dunkel und kalt und es roch nach Feuchtigkeit und Moder, aber irgendjemand hatte diesen Weg benutzt. In der Mitte des Dickichts war eine kleine Lichtung, die ganz offensichtlich erst vor kurzem vergrößert worden war. Abgebrochene Äste und Zweige lagen herum, ebenso einige junge Bäumchen, die

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