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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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erfühlte er mit der Hand einen Lichtschalter und knipste eine schwache, nackte Glühbirne an. Sein Blick fiel auf eine schmale Wendeltreppe. Mit großen Sätzen eilte er hinauf. Hinter sich hörte er die schmatzenden Schritte und er verfluchte sich selbst, dass er in der Küche so viel Zeit vergeudet hatte.
    Ein Stockwerk höher fand sich James in einem langen, schmalen Flur wieder, der wohl einmal der Durchgang für die Dienerschaft gewesen war. Er lief weiter in der verzweifelten Hoffnung, seinen unsichtbaren Verfolger abzuschütteln. Aber es gelang nicht; er war noch immer hinter ihm her, hartnäckig und leise. Warum rief er nicht nach ihm? Warum schlug er nicht Alarm, rief um Hilfe?
    In James stieg Panik hoch. Er hatte sich verlaufen, wusste nicht, woher er gekommen war oder wohin er gehen sollte. War das ein Alptraum, in dem er in einem Irrgarten von einem Ungeheuer verfolgt wurde?
    Schon wieder stand er vor einer Treppe. War er sie schon einmal hinaufgestiegen? Schon einmal hinuntergegangen?
    Er hatte keine Zeit zum Überlegen.
    Er nahm drei Stufen auf einmal, verlor dabei den Halt, stürzte Hals über Kopf hinunter und schlug mit dem Kopf gegen die Wand. Als er schließlich auf dem Boden zu liegen kam, war er benommen. Hinter seiner rechten Schläfe dröhnte es. Ihm wurde übel und der Schwindel schwappte in Wellen über ihn hinweg. Aber er zwang sich aufzustehen und weiterzugehen. Mach schon, einen Fuß vor den anderen – so schwer ist das nicht. Er würde es schaffen und er … stolperte. James war wackelig auf den Beinen, denn er hatte sich bei dem Sturz verletzt. Da sah er einen Lichtschein vor sich; wie eine Motte wurde er unweigerlich von ihm angezogen.
    Das Licht brannte über einer großen Metalltür. James stemmte sie auf und ging hinein.
    James fand sich auf einer Galerie wieder, von der aus er einen großen, fensterlosen Raum überblickte. Er wurde nur schwach von violett glimmenden Lampen erhellt und war frostig kalt. Tiergestank mischte sich mit Fischgeruch und dem widerlichen, süßlichen Duft von Chemikalien.
    Unter ihm reihten sich mehrere Glasbassins aneinander, in denen etwas schwamm, daneben standen Stahltische, ähnlich den Operationstischen im Krankenhaus, an deren Seiten sich Wasserhähne und flache Mulden befanden. Der Raum erinnerte ihn an die Labors in Eton, nur dass er viel größer war.
    An einer Seite standen Käfige, aus denen ein Schnüffeln und Grunzen drang. Und auf einem der Tische, er hatte es nur nicht sofort bemerkt, lag ein Schweinekadaver, der in der Mitte aufgeschlitzt war.
    James versuchte sich alles genau einzuprägen, aber ihm schwindelte und der Raum drehte sich mit ihm. Er hielt sich am Eisengeländer fest, um nicht hinunterzufallen. Einen Moment lang schloss er die Augen.
    Plötzlich griff etwas von hinten nach ihm. Zwei große, nasse, schleimige Hände legten sich auf sein Gesicht. Er spürte kalten Atemhauch in seinem Nacken und das fürchterliche, gurgelnde Atmen ganz nahe an seinem Ohr …
    Dann verlor er das Bewusstsein.

Die Sargasso-See
     

    D as Erste, was James auffiel, als er wieder zu sich kam, war die Kälte. Über sein Gesicht strich ein kalter Luftzug, kalte Luft füllte seine Lungen, und auch sein Rücken war kalt, denn er lag auf etwas, das hart und metallisch war. Besonders eine Stelle an seiner rechten Schläfe fühlte sich feucht und kalt an.
    Obwohl er sehr schwach war und noch nicht wieder völlig bei Bewusstsein, machte er Anstalten, sich zu bewegen. Was ihm nicht gelang. James zwang sich dazu, die Augen ein klein wenig zu öffnen. Er war an Hand- und Fußgelenken festgebunden und lag auf einem Metalltisch in einem Labor.
    Erschöpft schloss er die Augen, nur um sie gleich darauf weit aufzureißen, als er einen stechenden Schmerz in seinem Kopf verspürte.
    James blickte in das ausdruckslose Gesicht eines jungen Mannes. Er hatte blonde Haare, dünne, schmale Lippen und trug eine Brille. In der Hand hielt er einen Wattebausch und ein schmales Glasgefäß mit einer gelblichen Flüssigkeit darin.
    »Habe ich dir wehgetan?«, fragte er mit einem leicht deutschen Akzent.
    »Ja«, sagte James, woraufhin der junge Mann ein kleines Notizbuch aus der Brusttasche seines zerknitterten weißen Laborkittels hervorzog und sich Notizen machte.
    James hatte das Bedürfnis, sich an der schmerzenden Stelle am Kopf zu reiben, aber das ging nicht. Er konnte seine Hände nicht bewegen.
    »Ich fürchte, du hast deinen Kopf ziemlich böse angeschlagen«, sagte der

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