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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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musst!
    Er traf eine Abmachung mit sich selbst – er würde jetzt nach unten gehen und nachsehen, ob es einen einfachen Weg nach draußen gäbe, und wenn ja, dann würde er sich ein Zeitlimit setzen – zwanzig Minuten vielleicht –, um das Schloss zu erkunden, bevor er sich wieder aus dem Staub machte. Das war ein guter Kompromiss.
    So weit, so gut.
    Was aber, wenn es keinen Weg nach draußen gab? Was, wenn die Vordertür verschlossen war oder von Hellebores Leuten bewacht wurde, was genau genommen ziemlich wahrscheinlich war. Was dann?
    Dann würde er eben das Erdgeschoss so lange absuchen, bis er einen anderen Ausgang gefunden hatte. Okay. Das war der Plan.
    Da es eine Steintreppe war, konnten zum Glück auch keine Stufen knarren. Abgesehen von dem schwachen Zischen und gelegentlichem Fauchen der Gaslampen herrschte im Haus Totenstille. In weniger als einer Minute war James im Erdgeschoss angelangt und stellte fest, dass niemand da war, keine bewaffneten Wachposten, absolut niemand.
    Wie er vermutet hatte, war dies das Foyer. Um zum Vordereingang zu gelangen, musste man eine kleinere, holzgetäfelte Vorhalle durchqueren. James wollte gerade losgehen, erstarrte jedoch mitten in der Bewegung.
    Da war ein Schritt.
    James war sich ganz sicher. Reglos stand er da und lauschte. Spielte der Verstand ihm einen Streich? Gaukelte er ihm etwas vor, um seine Angst zu steigern?
    Nein. Da war es wieder. Aber es war kein gewöhnlicher Schritt. Kein Absatz klickte, es klang weicher, mehr wie ein Tapsen. Schon wieder – eindeutig ein Tapsen, und danach ein schlurfendes Geräusch. Vielleicht war es jemand, der barfuß lief? Wer auch immer das war, James wollte es gar nicht genau wissen. Er rannte zu der riesigen Eingangstür und griff nach der Klinke.
    Die Tür war verschlossen, natürlich war sie verschlossen! Und nun hatte er wertvolle Zeit vergeudet. Er stürzte in die Haupthalle zurück. Die Schritte kamen näher.
    Von der Halle zweigten mehrere Gänge ab. Fieberhaft blickte James von einem zum anderen, aber er hatte keine Vorstellung, woher das Geräusch kam.
    Die Flure waren beleuchtet, nur unterhalb der Treppe war ein niedriges Gewölbe, das ganz dunkel war. Blitzschnell lief er dorthin und versteckte sich.
    Dann wartete er.
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, die Schritte hatten aufgehört. Mit einem Mal vernahm James etwas, das wie das Schnüffeln eines großen Tieres klang. War da vielleicht jemand mit einem Hund? Nein, ein Hund klang anders.
    Da begannen die Schritte von neuem, viel schneller diesmal. James spähte in die Eingangshalle und sah einen Schatten, der nach links verschwand. Es war der Schatten von etwas sehr Großem. Und dann hörte er gequälte Atemzüge. Es klang, als ob Flüssigkeit durch ein Rohr nach oben blubberte, gefolgt von einem hohen, pfeifenden Ton.
    James wartete nicht ab, um zu sehen, wer das war; er wandte sich um und lief blindlings den erstbesten Gang entlang. Immer weiter rannte er, stieß gegen Wände und landete schließlich in einer Sackgasse. Er hielt inne und horchte. Was immer es war, es folgte ihm; es schlurfte über den Steinboden und sein fürchterliches Atmen hallte von den Wänden.
    Schnell kehrte James um, tastete sich an der Wand entlang, bis er das kalte Metall einer Türklinke spürte. Er drückte sie herunter, trat ein und schloss die Tür leise hinter sich.
    Er befand sich in einer riesigen Küche. Messingtöpfe und Pfannen hingen von der Decke und an einer Wand befanden sich zwei große Spülbecken aus Edelstahl. In der Mitte des steingefliesten Fußbodens stand ein gescheuerter, hölzerner Tisch von gigantischem Ausmaß. Darauf befanden sich verschiedene Gegenstände, ordentlich und griffbereit, darunter einige rasiermesserscharfe Küchenmesser. James schnappte sich eines davon und stürzte durch die nächstbeste Tür, vorbei an einem großen Kohleherd, der im Halbdunkel glühte.
    Der Raum, in dem er sich wieder fand, war kleiner und kälter als die Küche. Es handelte sich um eine Art Speisekammer. Tierhälften hingen an Haken herab und James stieg der Geruch von frischem Fleisch in die Nase.
    Und was nun?, dachte James und starrte auf das Messer in seiner Hand. Als er in die Küche zurückging, bemerkte er eine kleine Seitentür, die in einen dunklen Gang führte. Er zögerte weiterzugehen, aber dann hörte er wieder das Schnaufen und stürzte ohne nachzudenken los. Er streifte eine Reihe von Mänteln und verhedderte sich beinahe in ihnen; als er herumtastete,

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