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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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weg.
    Nein, es konnte nicht gut gehen. Der Ast war zu kurz. Und zu dünn. Wenn er auch nur ein bisschen weiterrutschte, gab es kein Zurück mehr. Er würde festsitzen.
    Sein Blick glitt nach unten. Er war bereits über festem Boden, am Fuße der Mauer. Das wäre noch schlimmer, als ins Wasser zu fallen, Aale hin oder her. Er schloss die Augen, atmete ganz langsam und versuchte der aufkommenden Panik Herr zu werden.
    Und dann hörte er es.
    Zuerst ein Ächzen wie von einer lockeren Holzdiele.
    Dann ein Knacken.
    James spürte, wie der Ast nachgab. Gleich würde er abbrechen.
    Da krachte es erneut, lauter als zuvor, und wieder gab der Ast ruckartig nach.
    James hatte keine andere Wahl mehr, er musste so schnell wie möglich von dem Ast herunter, und das hieß Flucht nach vorne. Schnell zog er sich vorwärts. Das Mauerwerk leuchtete im Mondlicht. Zum Glück war es nicht so glatt, wie es aus der Entfernung ausgesehen hatte. Wenn er es bis dorthin schaffte, konnte er sich vielleicht in den Mauerritzen festhalten … Er war einige Male am Fels geklettert und wusste ungefähr, was er tun musste. Aber wie sollte er noch näher herankommen?
    Da krachte es wieder. Der Ast knickte nach unten. James’ Beine verloren den Halt und er baumelte hilflos in der Luft, fünfzig Fuß über dem Erdboden. Jetzt konnte er nur noch eines tun. Er holte mit den Beinen aus und schwang auf die Mauer zu. Seine Füße streiften sie, dann pendelte er zurück, hinaus übers Wasser. James versuchte es noch einmal. Vielleicht hielt der Ast, vielleicht brach er vollends; alles lag nun in Gottes Hand. Hart schlug er gegen das Mauerwerk. Er stöhnte auf, aber bevor er sich an den Steinen festhalten konnte, pendelte er zurück. In seinen Ohren rauschte es und die Erde unter ihm verschwamm vor seinen Augen. Für einen quälend langen Moment schwebte er in der Luft, ehe er zurückschwang, diesmal allerdings sehr viel schneller. Der Ast über ihm erzitterte – und brach ab. James ließ los. Er schlug mit gespreizten Gliedern dumpf gegen die Mauer. Blindlings suchte er nach Halt.
    Vergeblich. Er rutschte abwärts.
    James stöhnte laut und biss die Zähne zusammen … Ein fürchterliches Bild kam ihm in den Sinn, das Bild seines Vaters, der sich in Frankreich an einen Felsen klammerte, losließ und fiel und …
    Aber er fiel nicht. Er klebte an der Wand. Seine Füße hatten einen winzigen Vorsprung gefunden.
    James atmete tief durch und presste sein Gesicht an den kalten Stein. Seine Finger bluteten, die Nägel waren eingerissen, aber er war gerettet.
    Jetzt hieß es nach oben klettern. Über ihm, gerade noch in Reichweite, war eine Ritze. Vorsichtig tastete er danach, hielt sich fest und zog sich hoch. Sein Fuß fand Halt auf einem vorspringenden Stein. Gut. Nun der nächste Halt und dann der nächste. Mehr brauchte er gar nicht zu tun, er musste lediglich Möglichkeiten zum Festhalten suchen und an nichts anderes denken. Eine Hand, ein Fuß, dann der zweite Fuß. Plötzlich umschloss seine rechte Hand gemeißelten Stein. James schaute nach oben und sah die steinerne Balustrade über sich. Er zog sich hoch, stützte sich mit dem Knie ab, schwang sein anderes Bein hinauf – und befand sich vor dem Fenster. Mit letzter Kraft hielt er sich an der Fensterbank fest und glitt hinein.
    Er hatte es geschafft.
    Er war gerettet.
    Lange Zeit bewegte er sich nicht, sondern lag nur schwer atmend da, mit dem Gesicht nach unten auf einer staubigen, verschlissenen Decke. Er fühlte sich elend. In seinem Kopf hämmerte es und der Schweiß lief ihm in Strömen herab und brannte in den Augen.
    Allmählich sickerte es in sein Bewusstsein, dass er in Wirklichkeit weit davon entfernt war, in Sicherheit zu sein. Im Gegenteil, er befand sich nun in einer viel gefährlicheren Situation als zuvor.
    Jack war in der Burg des Riesen.
    Was sollte er tun? Ohne Kelly war er verloren. Ihr ganzer Plan war futsch. Er hatte keine Ahnung, wie man mitten in der Nacht durch Häuser schleicht. Richtig, er war ganz gut hineingekommen, aber irgendwie musste er auch wieder hinaus. Auf dem Weg, auf dem er gekommen war, konnte er nicht mehr zurück. Er musste einen anderen Ausgang suchen, und zwar ohne jemanden dabei aufzuwecken.
    James zwang sich aufzustehen. Durch das offene Fenster fiel gerade so viel Mondlicht, dass er erkennen konnte, wo er sich befand. Er war in einem Korridor, der direkt ins Herz des Schlosses führte. Altersdunkle Gemälde hingen an den Wänden, und rechts und links des Gangs

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