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Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
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    Nachrichten Ungelegenheiten bereite.« Okay, war sie eben gereizt. Ziemlich gereizt sogar. Aber sie hasste unbekannte Bedrohungen. Besonders wenn sie von ihnen aus wunderschönen Träumen gerissen wurde.
    Giles saß auf der Treppe und runzelte die Stirn. »Aber wir wissen nicht mit Bestimmtheit, dass es keine Vampire waren.«
    Er wirkte beinahe schon wieder wie ein richtiger Wächter.
    Da er Ariel nicht unbeaufsichtigt in seiner Wohnung zurücklassen wollte, hatte er sie in eine hellgraue Jogginghose gesteckt, ihr ein nicht anders als reizend zu nennendes pinkfarbenes Top übergestreift, das im Übrigen äußerst verdächtig nach Willows Kleiderschrank aussah, und kurzerhand mitgeschleift. Angesichts der grimmigen Gesichter um sie herum hatte sie sich prompt wie eine Napfschnecke zusammengerollt, fest an den Bibliothekar geklammert und damit begonnen, in seine Tweedjacke zu brabbeln. Irgendwann hatte er es dann aufgegeben, ihre Finger von seinem Jackett wieder lösen zu wollen, und nun saß er da und hielt sie in seinen tröstenden Armen.
    »Wie niedlich«, hatte Willow Buffy zugeflüstert, als sie dieses friedvollen Bildes ansichtig wurden. Buffy hatte nur genickt, mit den Gedanken bei den schlechten Nachrichten, die sie zu überbringen hatte.
    Nun betrachtete sie das Selkie jedoch mit größerer Aufmerksamkeit. Eigentlich hätte der Anblick ihres Wächters, den fünfundsiebzig Pfund braunäugiger Kindercharme dahinschmelzen ließen wie Butter in der Sonne, sie erheitern und mit einem Gefühl warmer, inniger Zuneigung erfüllen sollen, doch jedes Mal, wenn sie zu den beiden hinübersah, spürte sie, wie sie eine merkwürdige Kälte überkam. Selkie.
    Meereskreaturen. Leichen am Strand.
    Okay, es war reichlich abwegig, ein kleines Kind mit jener brutalen Attacke am Strand in Verbindung zu bringen. Aber konnte es nicht sein, dass ältere, ausgewachsene Selkies nach 53

    ihr suchten? Vielleicht hatten die Jugendlichen am Strand ihnen einen Schrecken eingejagt oder waren ihnen in die Quere gekommen, und...
    Nein, wenn sie ehrlich war, hatte dieses flaue Gefühl, das sich immer, wenn sie Ariel ansah, in ihrer Magengegend bemerkbar machte, nichts mit ihren Jägerinnen-Instinkten zu tun – zumindest nahm sie es nicht an. Es fühlte sich...
    irgendwie zu sehr... nach etwas anderem an. Vielleicht Eifersucht. Kein schöner Gedanke. Sie wandte den Blick ab und widmete sich wieder vorrangigeren Problemen.
    »Angel sagt, er sei sicher. Definitiv keine Vampire.«
    »Na ja, er muss es ja wissen«, meinte Willow.
    Oz brachte die Dinge in seiner typischen Art auf den Punkt:
    »Und Ariel? Immerhin hat Will sie genau an diesem Teil des Strands gefunden.«
    Buffy warf Oz einen raschen Blick zu. »Ein ähnlicher Gedanke ist mir auch schon gekommen«, stimmte sie ihm zu und versuchte Giles’ reservierten Gesichtsausdruck zu ignorieren, den er immer bekam, wenn sie etwas zur Diskussion beitrug, mit dem er nicht ganz einverstanden war.
    »Sie kann unmöglich etwas damit zu tun haben!«, protestierte Willow sofort, um ihr Findelkind in Schutz zu nehmen.
    »Ja, ich muss Willow Recht geben«, sagte Giles. »Ganz abgesehen davon, dass Ariel die ganze Nacht bei mir war und tief und fest geschlafen hat – allerdings nicht ohne vorher den größten Teil meines Mobiliars zu zerlegen«, fügte er gallig hinzu. »Mir ist kein einziger Fall bekannt, der davon berichtet, dass Selkies in irgendeiner Weise gewalttätig geworden wären oder gar Menschen angegriffen und getötet hätten. Das Schlimmste, was man ihnen nachsagt, ist ihre Angewohnheit, Fischernetze aufzuschlitzen, und selbst das tun sie nur, um ihre eigenen Artgenossen zu befreien, wenn sie sich darin verfangen haben.«

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    »Es könnten also nicht vielleicht Angehörige ihres Volkes gewesen sein, die aus dem Meer gekommen sind, um sie nach Hause zu holen?«, fragte Buffy.
    »Ziemlich unwahrscheinlich. Der Umstand, dass sie dort am Strand lag, allein und in solch einem Zustand, deutet eher darauf hin, dass, äh...« Giles stolperte über den Rest seiner Worte, als Ariel mit einem fragenden Jaulen zu ihm aufsah.
    »Dass ihre Leute sie gar nicht holen können?«, brachte Buffy den Satz für ihn zu Ende.
    »Ja.«
    »Okay, streichen wir also diese Möglichkeit«, entschied Buffy und nahm das Ruder wieder in die Hand. »Aber es stimmt, was Oz sagt, es gibt da ein paar zufällige Übereinstimmungen zu viel.« Und nun begann sie doch ziellos auf- und abzurennen, während sie gleichzeitig

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