Stille Wasser
unterbrochen von dem Klicken der Tastatur, gelegentlichem Schlürfen und dem Rascheln umgeblätterter Seiten. Selbst Giles’ Herumgestöber auf der 57
zweiten Ebene der Bücherei schien merkwürdig gedämpft und seine Fußtritte leiser als gewöhnlich.
Plötzlich durchbrach Xander die Stille und schmetterte triumphierend heraus: »Serras!«
»Ich fürchte, dass diese Ungeheuer eher in der Tiefsee anzusiedeln sind«, klärte Giles ihn auf, der soeben mit einem weiteren Bücherstapel auf dem Arm die Treppe hinunterbalancierte. »Soweit ich weiß, ist noch niemals eines von ihnen in Küstennähe gesichtet worden.«
»Ein Karad?«, schlug Buffy vor, einen Finger zwischen die Seiten geklemmt. »Den findet man angeblich sogar bei uns. Es gibt Geschichten über ihn, die weit in die Zeit zurückreichen, als hier nur Indianer lebten.«
»Lass mal sehen!«, rief Willow und kam im gleichen Moment auch schon angerannt, um selbst einen Blick in Buffys Buch zu werfen. »Frisst Seefahrer, jagt bei Nacht, ja, vielleicht
– oh. Nein.«
Buffy runzelte die Stirn. »Was? Warum nicht?«
»Hier. Keine Zähne. Es verschlingt sie in einem Stück.«
»Oh. Ja, richtig.«
»Danavas...«, murmelte Giles. »Dämonen der See... nein, die gibt’s nur in Indien... ein wenig zu weit weg... außerdem sind sie keine Fleischfresser.«
»Wie war’s mit Paikea?«, bot Willow ihm an, die sich wieder an ihren Computer begeben hatte. »Ich meine, das soll bei den Ureinwohnern Hawaiis so eine Art Gott der Meeresungeheuer gewesen sein, ziemlich fies – Nein, vergessen Sie’s. Hier steht, dass er sein Territorium streng bewacht, also würde er es wohl kaum verlassen. Außerdem pflegt er keine Menschen zu verspeisen. Was ihn für mich zu einem guten Meeresungeheuer macht.«
»Weg von Hawaii, um nach Sunnydale zu kommen? Nein, undenkbar«, sagte Oz, gefolgt von einem kleinen Huster, 58
ausgelöst durch den Staub, der aufwirbelte, als er eines der vor ihm liegenden Bücher aufschlug.
»Giles«, riss Buffy den Wächter aus seinen Studien, »so kommen wir nicht weiter, oder? Ich meine, jede Nation, die auch nur über ein Fitzelchen Strand verfügt, glaubt anscheinend, mit einem eigenen Seeungeheuer oder etwas in dieser Art daherkommen zu müssen.«
»Genau das ist das Problem.« Giles tätschelte im Vorübergehen geistesabwesend Ariels Kopf, setzte sich an einen Tisch und zog finster die Augenbrauen zusammen. »Also gut«, sagte er, nachdem er, mit einer Hand auf dem Tisch herumtrommelnd, eine Weile nachgedacht hatte. »Buffy, ich möchte, dass du dir den Strandabschnitt, um den es geht, etwas näher ansiehst. Der genaue Zeitpunkt, an dem sich der entsetzliche Vorfall ereignet hat, ist nach wie vor ungewiss, also können wir auch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob diese Kreatur, oder Kreaturen, vom Tageslicht beeinträchtigt wird –
respektive werden – oder nicht. Vielleicht kannst du etwas darüber herausfinden.«
»In Ordnung.« Buffy schaute auf Oz. »Wie sieht’s aus? Lust, den Chauffeur zu spielen?«
»Wär ’ne Aktion wert.«
Buffy drehte sich zu Xander um, der sich fraglos jeden Moment freiwillig dazu melden würde, an der Mission teilzunehmen, und erwischte ihn mit geöffnetem Mund und halb erhobenem Arm. »Kannst du die üblichen Orte abklappern?«, fragte sie ihn. »Hören, ob es irgendwelchen neuen Tratsch zu berichten gibt?«
»Ooooh, ein Schwätzchen mit den Untoten. Meine Lieblingsbeschäftigung. Obwohl es sich ohne die Überredungskünste einer Jägerin vielleicht ein bisschen uneffektiv gestalten dürfte.«
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»Ich bin sicher, du machst das schon«, ignorierte sie seinen Einwand. »Giles, Sie und Will kümmern sich wie gehabt um die Abteilung Recherche?«
»Ja, ich, äh, ich kenne da möglicherweise jemanden, der uns weiterhelfen könnte. Er ist Herpetodämonologe und –“
»Boah.« Xander machte eine Auszeitgeste. »Das ist nicht fair, Wörter mit mehr als drei Silben. Können Sie das bitte wiederholen, in Englisch?«
Giles seufzte. »Ein Wissenschaftler, der sich auf Dämonen spezialisiert hat, die im Wasser leben oder jagen.«
»Bestimmt spaßig«, meinte Oz.
»Deine Vorstellung von Spaß kann einem echt Angst machen«, erwiderte Xander mit ernster Miene.
»Also bin ich wieder mal Recherche-Girl?«, stellte Willow fest, die ein wenig verstimmt darüber schien, dass sie sich, wie es aussah, allein mit all dem Bücherstaub herumschlagen durfte.
»Eigentlich bin ich ziemlich überzeugt davon, dass sich,
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