Stille Wasser
bedeutete Willow, zu ihnen zu kommen. Sie nahm Ariel bei der Hand, kehrte Oz und Xander den Rücken zu und ging zum Meer hinunter. Das Selkie zerrte indes unablässig an ihrem Arm und versuchte ihre Blicke auf die Stelle des Ozeans zu lenken, wo irgendetwas seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
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»Ich denke, wir sollten so rasch wie möglich beginnen«, empfing sie Giles. »Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sich Ariels Verwandtschaft irgendwo in der Nähe aufhält. Die frühen Morgen- und Abendstunden sind seit jeher die bevorzugten Tageszeiten magiebegabter Wesen, mal ganz abgesehen davon, dass sie besonders günstig für die Nahrungssuche sind –“ Er sah Buffys Gesichtsausdruck und brach seinen Vortrag unverzüglich ab. Stattdessen fügte er eilig hinzu: »Je länger wir warten, desto weiter wird sie schwimmen müssen, um wieder zu ihnen zu stoßen.«
»Oh. Oh. Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht. Sie wird doch keine Schwierigkeiten haben, zu ihnen zurückzufinden, oder etwa doch?«, fragte Willow besorgt.
»Sie weiß, wo sie sich befindet«, beschwichtigte sie Buffy.
»Es ist so, als würde sie von der Schule nach Hause gehen.
Bestimmt. Hab ich Recht, Giles?«
»Sollte man meinen, ja. Vorausgesetzt –“ Er sah Willows Gesicht und gab seinen Worten mitten im Satz eine andere Richtung. »Vorausgesetzt, es gelingt uns, sie wieder in ihr Fell hineinzubekommen.«
»Okay«, sagte Buffy, »eins ist jedenfalls klar: Wir werden es bestimmt nicht schaffen, wenn wir nicht endlich anfangen.«
Der Anflug eines Grinsens huschte über Giles’ Gesicht. »Ein ausgezeichnetes Argument. Willow, diesmal haben wir Platz genug, wir müssen also nicht auf gewisse Vorbereitungen verzichten.«
»Ein Kreis! Richtig! Wir können zuerst einen magischen Kreis um uns herum ziehen. Du weißt schon«, fügte sie zu Buffy gewandt hinzu, »das Gute bleibt drinnen und das Böse kommt nicht rein – na ja, das ist vielleicht ein wenig vereinfacht ausgedrückt, aber –“
»Ah-ha«, sagte Buffy. »Giles hätte es nicht besser gekonnt, wir haben’s jedenfalls verstanden. Oz und Xander behalten die Straße im Auge, Angel und ich observieren den Strand, ihr 176
beide erledigt hier euren Zauberkram, und – Abrakadabra –
schon ist Ariel wieder in ihrem Fell und auf dem Weg nach Hause.«
Dr. Julian Lee öffnete vorsichtig die Bibliothekstür, in der einen Hand eine Klarsichthülle mit seinen Aufzeichnungen.
Ihm war nicht wohl bei der ganzen Sache – was er tat, grenzte bedenklich an Einbruch und unerlaubtes Eindringen.
Andererseits ist die Schule eine öffentliche Einrichtung, rief er sich nochmals in Erinnerung. Als Steuerzahler habe ich jedes Recht, hier zu sein.
Aber nicht morgens um... er warf einen raschen Blick auf seine Uhr... vier Uhr neununddreißig, begehrte eine leise innere Stimme auf. Und schon gar nicht, wenn man in der Absicht herkam, in den persönlichen Unterlagen eines anderen herumzustöbern.
Der peinliche Versuch dieser blonden Göre, ihn von dem Büro fern zu halten, war wirklich allzu leicht zu durchschauen gewesen. Doch er hatte es nicht darauf anlegen wollen, hätte es wahrscheinlich auch gar nicht geschafft, sich die ganze Bagage vom Halse zu halten. Trotzdem musste er unbedingt wissen, was sie vor ihm verheimlichten. Musste einige Hinweise finden, ein paar stichhaltige Anhaltspunkte, die ihn zu dem Selkie führen würden, bevor es größeren Schaden anrichten konnte.
Sie würden es verstehen, wenn er ihnen die ganze Wahrheit erzählte. Sie würden ihm nicht gerade vor Dankbarkeit um den Hals fallen – sie hatten niemals erfahren, wie es war, wenn Vertrauen so schändlich missbraucht, ein liebendes Herz so grausam gebrochen wurde –, aber sie würden es verstehen.
»Oder eben nicht«, sagte er zu sich selbst und seine Stimme drang wie ein raues Wispern durch die Grabesstille der Bibliothek. Er war sich nicht sicher, ob es ihm überhaupt etwas ausmachen würde, nicht mehr. Das Bild von Seans 177
verstümmelter Leiche drängte sich erneut in sein Bewusstsein.
Selbst wenn er nicht von einem Selkie getötet worden war, so war es doch mit Sicherheit einem Selkie zu verdanken, dass die Mörderbestien den Jungen gefunden hatten. Gefährlich waren sie alle.
Nachdem er so sein Gewissen beruhigt hatte, ging er festen Schrittes auf die Bürotür zu, öffnete sie und schlüpfte hindurch.
Eine Stunde später massierte er seine verspannten Schultern und unterdrückte ein
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