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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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mit allem sitzen lassen.« Sie begann, den Wagen auszuräumen. »Helfen Sie mal.« Sie reichte Stiller zwei Alukoffer, dann schob sie ihm rechts und links einen Flipchart unter die Arme. »Die Pinnwand können Sie später holen.«
    »Wenn ich hier undercover recherchieren will, ist das alles andere als zuträglich«, moserte Stiller.
    »I wo«, gab sie zurück. »Wir sind als Psychologenpaar hier. Da kann man Freizeit und Beruf nicht immer sauber trennen. Wenn jemand fragt: Das ist die Ausrüstung für Notfälle.«
    Am Eingang hielt ihnen ein Polizeibeamter ein Flugblatt entgegen. Stiller erkannte das Bild des Gartenzwergs.
    »Stecken Sie es mir zwischen die Zähne«, sagte er.
    Der Beamte betrachtete ihn verdutzt.
    »Er macht Spaß«, erklärte Frauke. »Geben Sie mir das Blatt.«
    Schwitzend schleppte Stiller seine Last den Hauptweg entlang. Nach Feierabend hatte sich die Kolonie belebt, in den Parzellen herrschte emsiger Betrieb. Zwei, drei Rasenmäher knatterten. Von den knirschenden Schritten auf dem Kiesweg neugierig geworden, reckten hier und da Gärtner ihre Köpfe über die Hecken und Sträucher und starrten herüber. Stiller grüßte freundlich. Wieder sah er die Vogelscheuche. Sie stand in dem Garten neben seinem. Für einen Moment stellte er sich vor, es handele sich um die CITT , die da am Stangenkreuz hing.
    Frauke warf einen Blick zurück. »Na also, Sie schmunzeln ja. Ist doch gar nicht so schlimm, gell?«
    Stiller fühlte sich ertappt. Schnell schaute er in den Garten auf der anderen Seite des Wegs, in dem es merkwürdig zischte und fauchte. Verblüfft blieb er stehen. Eine Frau bugsierte einen Dampfstrahler über die Terrasse – und es war nicht der Typ Frau, den er sich unter einer Gärtnerin vorstellte.
    Lange braune Haare umspielten seidig ihre Schultern – wie in der Shampooreklame. Sie war schlank, aber alles andere als androgyn, wie ein türkisfarbenes Top mit schmalen Trägern und Jeans-Hotpants erkennen ließen. Wasser perlte an ihren langen Beinen entlang. Wie die Arme und die Schultern waren sie unverschämt braun, obwohl es bisher ungewöhnlich wenig Sonne gegeben hatte. Als fühlte sie Stillers Blick, wandte sie ihm ihr Gesicht zu und schenkte ihm ein umwerfendes Lächeln. In der Drehung ließen die Haare einen Ohrring sehen – vom gleichen Türkis wie das Top.
    Frauke hatte das eigene Gartentor erreicht. Sie folgte Stillers Blick und schnitt eine Grimasse. »Kommst du dann mal?«, rief sie und schickte weithin vernehmbar hinterher: »Liebling?«
    Stiller zuckte zusammen. Es gab nur eine Frau, die so mit ihm sprechen durfte: Ruth. Vermutlich hatte sie recht gehabt. Er hätte sich nie auf diesen Quatsch einlassen dürfen.
    Frauke wartete, bis er bei ihr war, zog den Schlüssel aus ihrer Handtasche und schloss auf. Das Türchen schwang quietschend zurück, Stiller hatte das Geräusch erwartet. Während sie über den Plattenweg auf die Laube zugingen, musterte er die Gartenzwerge unter dem Kirschbaum. Die Ähnlichkeit mit der Tatwaffe war verblüffend. Er setzte die Alukoffer ab und ließ die Flipcharts vorsichtig zu Boden gleiten. Auf Zehenspitzen tappte er in den Rasen.
    Er entdeckte den Fleck sofort. Eine Stelle, an der kein Gras wuchs. Hier hatte etwas gestanden. Lange. Und bis vor Kurzem. Gut, dass er sich auf den Quatsch eingelassen hatte. Er zog das Handy aus der Tasche.
    »Was machen Sie da?«, rief ihm Frauke von der Terrasse aus zu.
    Sie hatte ihn wieder gesiezt. Stiller legte den Zeigefinger auf die Lippen. Er wusste, es war nicht gut für seine Tarnung, aber er musste als braver Gärtner tun, was das Flugblatt der Polizei von ihm verlangte: »Ich rufe Kommissar Strobel an.«
    ***
    »Sie haben was ? Warum das denn?«
    »Ich kann diesen Satz nicht mehr hören.« Stiller stand auf der Terrasse seiner Laube und beobachtete die Männer in den weißen Overalls. Wie sie über die Wiese liefen, sich bückten und die Köpfe hoben, glichen sie riesigen Kaninchen. Oder Schauspielern eines Kindertheaters, die Kaninchen darstellten. Allerdings in schlechten Kostümen: Es fehlten die Ohren an den Kapuzen.
    »Das beantwortet aber nicht meine Frage.«
    Stiller nickte. »Was soll ich Ihnen sagen? Dass ich zum Ausgleich für den Schreibtischjob gerne an der frischen Luft arbeite? Dass ich den Lebensmitteln vom Discounter nicht mehr traue und lieber mein eigenes biologisch korrektes Gemüse züchte?«
    Strobel lehnte neben Stiller an der Wand der Laube und hielt sein Gesicht in die Abendsonne.

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