Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
Vom Netzwerk:
stieß zu ihnen. Den Gartenzwerg hatte er in einer durchsichtigen Plastiktüte verschwinden lassen, die er Strobel reichte. Dann deutete er auf Stillers Füße.
    »Sind das die Schuhe, mit denen Sie vorhin auf der Wiese waren?«
    Stiller nickte.
    »Die muss ich mitnehmen.«
    »Ich habe noch kein Ersatzpaar hier«, wandte Stiller ein.
    Frauke streckte den Kopf aus dem Fenster der Laube. »Im Geräteschuppen hinter der Hütte steht ein Paar Sandalen. Die sind so ausgetreten, dass sie auf jeden Fall passen müssten.«
    Stiller breitete resignierend die Arme aus und zog los. Fast wäre er über eine Zinkwanne gestolpert, die neben der Laube stand. Sie diente als Auffangbecken für einen gusseisernen Pumpbrunnen. Stiller hielt inne, griff nach dem Schwengel und begann vorsichtig zu pumpen. Nichts.
    »Ein bisschen mehr Schmackes, junger Mann«, rief eine Stimme jenseits des Zaunes.
    Stiller blickte auf. »Meinen Sie mich?«
    Zwei Hände teilten die Hecke des Nachbargrundstücks, die an dieser Stelle brusthoch wuchs, und ein Mann trat durch den Spalt an den Zaun. »Das ist kein Spielzeug, da müssen Sie schon ordentlich zupacken.«
    »Ich weiß nicht, ob das eine Frage der Kraft ist«, gab Stiller zurück. »Die Pumpe scheint mir völlig eingerostet zu sein.« Er schätzte den Mann um die siebzig. Er war klein, reichte Stiller gerade bis zum Kinn. Dennoch wirkte er sehnig und muskulös.
    »Die ist völlig in Ordnung. War halt schon eine Weile nicht mehr in Betrieb.«
    Stiller zog den Schwengel ein paarmal kraftvoll durch. Nichts. Er wies mit dem Kinn auf den Brunnen und sah den Nachbarn fragend an.
    »Wenn Sie wollen, kann ich ihn mir mal ansehen. Ich bring das in Ordnung. Schließlich hab ich ihn ja gebaut.«
    »Ach was?« Stiller hob die Brauen. »Dann nehme ich das Angebot gerne an.«
    Der Mann wischte sich die rechte Hand an seinem bunt gemusterten Hemd ab und streckte sie über den Zaun. Stiller trat näher und schüttelte sie.
    »Mooser«, sagte der Mann. »Mit zwei o, bitte. Vorname Hans. Eine Laune meiner Eltern, Gott hab sie selig. Aber hier bin ich sowieso für alle nur der Hans. Unter Gärtnern duzt man sich, einverstanden?«
    »Döberlin«, sagte Stiller. »Heiner.« Er wunderte sich, wie leicht ihm der Name über die Lippen kam.
    »Heiner – das ist mir einer!« Mooser lachte. Es klang wie der Anlasser eines Wagens, der nicht anspringen will.
    Stiller lachte mit und musterte Mooser. Aus der Nähe wirkte er weniger kräftig. Bartstoppeln bedeckten Kinn und Backen, das Haar war schütter. Durch die starken Gläser seiner Brille sahen die Augen unnatürlich groß aus. Er trug eine Jerseyhose, die – wie er selbst – schon bessere Tage gesehen hatte: Sie war ihm inzwischen mindestens zwei Nummern zu weit.
    »Du bist der Betreuer, nehme ich an.« Hans warf einen Blick in Richtung Wiese, aus der sich die Riesenkaninchen vorsichtig zurückzogen. »Da feierst du ja einen komischen Einstand.«
    Stiller folgte seinem Blick. »Na ja, komisch – ich weiß nicht. Es geht um den Mord, der sich hier ereignet hat.«
    »Der Sepp, ich weiß. Keine schöne Sache.« Mooser klang betrübt, ließ aber sofort wieder das heisere Lachen hören. »Du wirst doch nichts damit zu tun haben? Oder was will die Polizei von dir?«
    »Die Mordwaffe stammt aus diesem Garten.« Stiller blieb ernst.
    »Ich hab das Flugblatt gelesen. Ein Gartenzwerg.« Mooser rieb mit der Hand über seine Bartstoppeln. »Den hätte jeder holen können. Haben ja alle gewusst, dass der Garten vorübergehend leer steht.«
    »Jeder«, murmelte Stiller und runzelte die Stirn. »Hätte denn jeder einen Grund gehabt, Strunke umzubringen?«
    »Wie kommst du denn darauf? So hab ich das nicht gemeint.«
    »Hat aber so geklungen.«
    »Ich hab nur sagen wollen: Jemand, der es vorgehabt hätte, wär hier problemlos reingekommen. Der Gartenbesitzer ist ja nicht da.«
    »Jemand, der das gewusst hat …« Stiller nickte. »Verstehe. Einer der anderen Pächter.«
    Hans hob den Zeigefinger und wedelte damit hin und her. »Weiß nicht, was dich das angeht, so neu wie du bist. Aber von uns war das keiner. Wir sind hier wie eine Familie.«
    »Mord kommt in den besten Familien vor«, sagte Stiller herausfordernd. »Soviel ich gehört habe, macht man sich als Vorsitzender einer Gartenanlage nicht unbedingt beliebt. Strunke soll nicht viele Freunde gehabt haben.«
    »Darum hab ich mich nie gekümmert.« Mooser hob die Schultern. »Ich halte mich an die Regeln und meinen Garten in

Weitere Kostenlose Bücher