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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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Schlafende hat sie am Abend eingesammelt und weggesperrt. Ohne es zu wissen, hat er womöglich sein Leben gerettet.
    Doch so leicht gibt der Tod nicht auf: »Dann … klassisch …«, flüstert der Lange. Der Kurze taucht unter der Hängematte durch, baut sich auf der anderen Seite auf. Zwischen den beiden liegt der Mann. Selbst wenn er aufwachen sollte, gäbe es für ihn kein Entrinnen mehr.
    Der Waldkauz ruft ein zweites Mal. Die beiden Schatten verharren, warten reglos, bis sie sicher sind: Das Heulen des Todesboten hat den Mann in der Hängematte nicht geweckt. Doch sein Schlaf ist unstet geworden, sein Schnarchen unregelmäßig. Ahnt er die Gefahr?
    Wieder ein Wortfetzen: »… schnell.« Plötzlich hält der Kurze einen Gegenstand in der rechten Hand. Einen Gegenstand, der im Mondlicht metallisch glänzt. Die Vogelscheuche versteht nichts von Pistolen, sonst hätte sie die Glock 31 erkennen können, zielsicher und leicht kontrollierbar auch bei schnellen Schussfolgen. Die Gestalt schraubt mit der linken Hand etwas Stabähnliches auf den Lauf der Waffe und richtet ihn dann auf den Kopf des Schlafenden. Sie setzt die Mündung nicht auf, um das Opfer nicht zu wecken. Ein Schuss wird genügen.
    Der Zeigefinger drückt leicht auf den Abzug, klickend klappt die Sicherung ein.
    Der Schlafende stöhnt.
    Der Waldkauz heult.
    Es blitzt.
    Schreiend fuhr Stiller hoch – und sah direkt in das Objektiv eines Fotoapparats, der sich gerade senkte. Fiepend lud sich das aufgesetzte Blitzlichtgerät wieder auf.
    Dahinter erschien Kleinschnitz’ grinsendes Gesicht. »Hab ich dich geweckt? Das tut mir aber leid.«
    »Hast du sie noch alle?« Stiller schnappte nach Luft. »Du hast mich zu Tode erschreckt.«
    »Hauptsache, du lebst noch.« Kleinschnitz zog den Blitz von der Kamera. »Man macht sich Sorgen.«
    »Was soll das heißen?« Ächzend hob Stiller die Hand und sah auf die Armbanduhr. Es war fast Mitternacht. »Mist«, stöhnte er, »ich muss eingeschlafen sein.«
    »Ach was. Ich hab gedacht, das verstehst du unter arbeiten«, spottete Kleinschnitz.
    Stiller ließ sich zurücksinken. Noch immer rang er um Atem. Sein Mund war ausgetrocknet.
    »Ich hatte einen grässlichen Alptraum. Die beiden Möchtegern-Mafiosi waren hinter mir her. In Wahrheit warst du das. Du hast mich angeblitzt.«
    »Der eigentliche Alptraum erwartet dich daheim.« Kleinschnitz versuchte, Stiller aus der Hängematte zu ziehen. »Ruth hat mich angerufen, weil du nicht nach Hause gekommen bist. Sie war zuerst ziemlich verängstigt. Aber als ich auch nicht wusste, wo du steckst, klang sie ziemlich wütend. Kann es sein, dass Ruth etwas gegen die CITT hat? Ich glaub, sie befürchtet, da laufen irgendwelche Spiele mit Dr. Frauke.«
    »Oh Mann!« Stiller verdrehte die Augen. »Du hättest ihr doch sagen können, dass da nichts ist. Du bist echt ein toller Freund.«
    »Vielleicht hättest du ans Handy gehen sollen, als sie versucht hat, dich anzurufen.«
    »Ich hab es auf stumm gestellt. Das kann doch mal vorkommen.«
    »Statt ständig an mir rumzumeckern, solltest du froh sein, dass ich dich fotografiert habe. Mit dem Bild kannst du belegen, dass du allein warst. Also von der da mal abgesehen …« Kleinschnitz bleckte seine Zähne zur Vogelscheuche. Die japanische Maske schaute blass aus dem Nachbargarten herüber. »Und jetzt: Aufstehen bitte. Ich will hier keine Wurzeln schlagen. In meinem Wohnzimmer sitzt meine Freundin und wartet auf mich. Es langt, wenn heute Nacht eine Beziehung in die Brüche geht.«
    »Schönen Dank.« Schwerfällig hievte Stiller seine Beine aus der Hängematte.
    Irgendwo knackte es.
    Stiller packte Kleinschnitz am Ärmel. »Hast du das gehört?«, flüsterte er.
    Kleinschnitz nickte. »Klang, wie wenn Holz splittert.« Er flüsterte ebenfalls.
    Mit einem Mal war Stiller hellwach. Er sprang auf die Füße und zog Kleinschnitz an der Kamera hinter sich her. »Los«, zischte er.
    »Was hast du vor?«, raunte Kleinschnitz.
    Stiller legte einen Finger an die Lippen. »Das kam aus Strunkes Richtung.« Er huschte aus dem Garten. Mit langen Schritten lief er auf der Grasnarbe den Hauptweg entlang.
    Kleinschnitz fluchte leise und folgte ihm.
    Das Vereinsheim tauchte vor ihnen auf. Stiller blieb abrupt stehen, Kleinschnitz’ Kamera schlug ihm gegen den Rücken. »Mann, pass doch auf!«
    »Was ist denn los?«
    »Der Platz. Kies. Zieh die Schuhe aus.« Stiller streifte seine Sandalen ab und schlich barfuß über den Platz. Die Kiesel bohrten

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