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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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Gehege. Das Gackern der Hühner schwoll an. Ein paar Puten stimmten kollernd ein. Vom Schönbusch hallte Hundegebell herüber.
    Sie verliefen sich zweimal, bevor sie das Verbindungstor erreichten. Stiller packte den Türknauf, doch er ließ sich nicht drehen. Er langte durch das Gitter und versuchte es mit dem Knauf auf der anderen Seite. Nichts.
    »Verdammt!« Stiller resignierte. »Ein Schnappschloss.«
    »Mach was«, befahl Kleinschnitz. »Ruf endlich die Bullen.«
    »Geht nicht.« Stillers Stimme war im Gezeter der Hühner kaum zu hören. »Meine Tasche liegt in der Hängematte.«
    »Ich fass es nicht.« Kleinschnitz schüttelte den Kopf. »Du verfolgst einen Einbrecher – ohne Handy? Du bist mir ja ein Starjournalist!«
    »Und du?«
    »Ich hab bloß einen Freund und Ehemann auf Abwegen gesucht«, verteidigte sich Kleinschnitz. »Einen Freund übrigens, der schon wieder ein Versprechen gebrochen hat.«
    Stiller legte eine Hand auf Kleinschnitz’ Arm. »Warte mal«, sagte er. »Ich weiß, wie wir hier rauskommen. Siehst du?«
    Kleinschnitz folgte seinem Blick. Die Gehege waren nicht nur eingezäunt, sondern auch mit einem Dach aus Maschendraht gegen Raubvögel geschützt. Die äußere Gehegereihe grenzte an den Zaun zur Kleingartenanlage – und hier war kein Stacheldraht gespannt.
    »Da müssen wir rüber.« Stiller kletterte am Zaun hoch. »Worauf wartest du?«
    »Du zuerst.«
    »Jetzt hab dich nicht so. Lass mich hier nicht hängen.«
    »Das war das letzte Mal, Paul«, moserte Kleinschnitz. »Das kann ich dir versichern.« Er begann ebenfalls zu klettern.
    Das Federvieh im Gehege schrak auf und schrie schrill. Es waren Gänse.
    Oben angekommen, hievten sich Stiller und Kleinschnitz auf das Dach. Vorsichtig blieben sie liegen. Der Maschendraht gab leicht nach, schien aber zu halten.
    »Wir sollten besser nur robben«, schlug Kleinschnitz vor.
    Sie griffen mit den Fingern in die Maschen und zogen sich bäuchlings vorwärts. Allmählich rückte der Zaun zur Kleingartenanlage in greifbare Nähe. Sie lagen inzwischen vollständig auf dem Drahtdach, das bedrohlich durchhing. Unter ihnen flatterten die Gänse panisch durch das Gehege.
    »In der Hängematte war’s gemütlicher.«
    »Da hätte ich dich auch lassen sollen«, gab Kleinschnitz sauer zurück. Er wollte noch etwas hinzufügen, hielt aber inne.
    Mit einem lauten »Plang« sprang eine Krampe aus einem der Zaunpfosten, an denen das Drahtdach angebracht war. Der Maschendraht sank ein Stück tiefer. In rascher Folge wiederholte sich das »Plang«. Die Krampen schossen über Stiller und Kleinschnitz hinweg, eine traf Stiller an der Stirn.
    Er kam nicht mehr dazu, den Schmerz zu spüren.
    Das Drahtdach hielt nur noch an der einen Seite zur Kleingartenanlage, an den übrigen drei Seiten stürzte es durch das Gewicht der beiden Körper nach unten. Ein paar Sekunden krallten sich Stiller und Kleinschnitz noch in den Maschen fest, sahen sich mit aufgerissenen Augen an. Doch der Draht schnitt ihnen schmerzhaft in die Finger. Sie ließen los, rutschten auf der schiefen Ebene nach unten und kullerten über den schmierigen, stinkenden Boden.
    Die Gänse schrien, als wollte ihnen jemand an die Gurgel. Sie schlugen wild mit den Flügeln und begannen, Stiller und Kleinschnitz zu attackieren. Auf dem Boden liegend, wehrten sich die beiden nach Kräften, hielten sich schützend die Arme vors Gesicht und schlugen die Angreifer mit Fußtritten in die Flucht.
    Stiller robbte in eine Ecke des Geheges und zog sich hoch. Er sah sich nach Kleinschnitz um, der versuchte, mit Gebrüll vier oder fünf Gänse zu verscheuchen, die mit ihren Schnäbeln auf ihn einhackten.
    »Halte durch, ich komme«, rief Stiller. Er machte zwei Schritte auf Kleinschnitz zu, glitschte aus und landete neben dem Freund im Kot. Sie stießen sich mit den Füßen ab, so gut es ging, und rutschten auf dem Hosenboden nebeneinander in die nächste Ecke des Geheges. Dort kamen sie endlich auf die Füße.
    Schwer atmend pressten sie sich gegen den Zaun. Die Gänse zogen sich etwas zurück, dafür gellten ihre Schreie umso schriller. Es krakeelte in allen Gehegen, das Gackern, Schnattern, Gurren, Krähen und Kollern schwoll zu einem ohrenbetäubenden Getöse an.
    Stiller warf einen Seitenblick auf Kleinschnitz und prustete. »Du siehst aus wie geteert und gefedert.«
    »Schau dich doch mal selbst an«, knurrte Kleinschnitz.
    Stiller sah an sich hinab. Auch er war über und über mit Gänsekot und Federn

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