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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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verklebt.
    »Und jetzt?«, fragte Kleinschnitz.
    »Und jetzt legen Sie mal schön Ihre Hände an den Zaun«, rief eine scharfe Stimme auf der anderen Seite des Zauns. Die Flutlichtanlage am Vereinsheim der Geflügelzüchter sprang an und tauchte das Gelände in grelles Licht.
    Kleinschnitz kniff die Augen zusammen. »Was ist los?«
    »Mach bloß keinen Unsinn«, flüsterte Stiller.
    »Das sagt der Richtige.« Kleinschnitz sah sich um – und hob die Hände.
    ***
    Bühler gähnte. »Es ist kurz vor fünf. Ich leg mich noch mal für zwei Stündchen aufs Ohr. Und du?«
    Strobel winkte ab. »Ich bin nicht müde.«
    Er war innerlich viel zu unruhig, um müde zu sein. Der Anruf hatte ihn im Bett erreicht. Gegen eins, in der Einsatzzentrale würden sie die genaue Uhrzeit dokumentiert haben. Sanft hatte er Sabines Kopf von seiner Schulter geschoben und aus den Augenwinkeln gesehen, wie sie sich die Decke über die Ohren zog. Sie hasste nächtliche Störungen.
    Anfangs war er nicht ganz schlau geworden aus dem, was er am Telefon hörte: Eine Polizeistreife hatte Stiller und Kleinschnitz in einem Gehege des Geflügelzuchtvereins aufgegriffen und zur Dienststelle gebracht. Die beiden hatten etwas von einem Einbruch in Strunkes Gartenhaus gefaselt und behauptet, sie hätten den Täter verfolgt. Eine Überprüfung hatte ergeben, dass die Laube des Ermordeten tatsächlich Einbruchspuren aufwies.
    Sofort war Strobel hellwach gewesen. Präzise hatte er der Einsatzzentrale seine Anweisungen erteilt: Die Spurensicherung musste zusammengetrommelt und ins Radieschenparadies geschickt werden. Die Feuerwache sollte sich mit Beleuchtungsgerät bereit halten. In der Zwischenzeit durfte die Laube nicht aus den Augen gelassen werden. Alle Polizeistreifen, die sich um Mitternacht herum in der Nähe der Kleingartenkolonie aufgehalten hatten, sollten Auskunft geben, ob ihnen etwas Verdächtiges aufgefallen war – oder ob sie etwas beobachtet hatten, was ihnen im Licht der neuen Erkenntnisse verdächtig erschien. Vorsichtshalber sollte die Zentrale zusätzliche Streifen rings um die Gartenanlage zusammenziehen, wenngleich Strobel wenig Hoffnung hatte, dass sich der Einbrecher noch in der Gegend aufhielt. Die beiden Journalisten?
    »Unbedingt festhalten!« Strobel war bereits aus dem Bett gesprungen und dabei, mit der freien Hand seine Klamotten aufzusammeln. »Mit denen will ich selbst reden. Ich bin in einer Viertelstunde da.«
    Jetzt, vier Stunden später, saß er an seinem Schreibtisch und ging mit Bühler die Fakten durch. Der Einbruch hatte sich gegen Mitternacht ereignet. Der Täter hatte die Tür mit einer Brechstange aufgehebelt, die er bei seiner Flucht in der Laube zurückgelassen hatte. Stiller konnte von Glück sagen. Bei einem Schlag mit dem Werkzeug wäre er nicht so glimpflich davongekommen wie bei dem Stoß mit der Stablampe. Auf dem Eisen gab es keine Fingerabdrücke. Der Einbrecher hatte es offenbar nur mit Handschuhen angefasst und vorher noch abgewischt.
    Die Hütte war durchwühlt worden, alle Schränke und Schubladen standen offen. Bühler hatte das Inventar mit der Liste abgeglichen, die er und sein Team nach der Ermordung Strunkes aufgestellt hatten. Nach ersten Erkenntnissen fehlte nichts. Die Suche nach neuen Fingerabdrücken verlief ergebnislos – wie erwartet. Auf dem Boden gab es frische Schuhspuren, aber sie halfen nicht weiter: gewöhnliche Kreppsohlen, Größe vierundvierzig plus minus.
    Bei seiner Flucht war der Einbrecher über den Kiesweg gerannt. Anders, als er sich Strunkes Garten genähert hatte: Da war er auf dem Grassaum des Weges geblieben, wohl um Geräusche zu vermeiden. Die Spurenlage war eindeutig, brachte die Ermittlungen aber nicht weiter. Bühler wollte bei Tageslicht noch testen, welches Körpergewicht eine vergleichbare Krümmung des Grases verursachte.
    Betreten und verlassen hatte der Einbrecher die Gartenkolonie vermutlich durch den Seiteneingang, der nicht verschlossen gewesen war, als gegen Mitternacht der Fotograf Peter Kleinschnitz auf der Bildfläche erschien. Unklar blieb einstweilen, ob der Einbrecher vor Kleinschnitz gekommen war und das Tor aufgeschlossen hatte, also einen Schlüssel besaß, oder ob die Gärtner am Abend vergessen hatten, es abzuschließen. Gut möglich, dass die Letzten beim Weggehen das Zuschließen ihrem vermeintlichen Gärtnerkollegen Heiner Döberlin alias Paul Stiller überlassen wollten, der sich noch in der Anlage aufhielt – angeblich schlafend, wie er

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