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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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vergangenen Sommer, wie er ihm stolz verkündet hatte, als sie sich an den Terrassentisch gesetzt hatten.
    »Es sind nicht alle so«, wiederholte Ekki. »Aber Strunke war mit Abstand der Schlimmste. Mit seinen zehn Geboten – da hatten wir von vornherein keine Chance. Nimm nur Gebot Nummer zehn: ›Du sollst Ruhe halten am Morgen, Mittag und am Abend‹. Und dann schau uns an: Ingrid und ich, wir sind beide berufstätig. Unter der Woche können wir erst am Abend hier sein. Und vom Wochenende bleiben uns höchstens die Nachmittage. Vormittags brauchen wir gar nicht zu kommen: Erklär du das mal deinen Kindern, dass sie über Mittag zwei, drei Stunden mucksmäuschenstill im Garten sitzen sollen.«
    Die Kinder jubelten, offenbar war ein Tor gefallen. Wie um Ekkis Worte zu bestätigen, schrie jemand: »Ruhe!«
    »Florian!«, rief Ingrid. Sie legte eine Hand auf den Rücken und drückte das Kreuz durch. Dann ergriff sie den Plastikeimer, in dem sie das Unkraut gesammelt hatte, und ging zur Terrasse. Kaum drehte sie den Kindern den Rücken zu, versetzte der größte die Stecken und machte das Tor so schmal, dass er kaum noch hineinpasste. Offenbar hatte er keine Lust, noch einen Treffer zu kassieren.
    »Ich sage gerade, dass Strunke uns am liebsten loswerden wollte«, empfing Ekki seine Frau.
    Sie stellte den Eimer ab. »Ein bösartiger Mensch. Der hat vom Charakter her gar nicht zu den Gärtnern gepasst.«
    »Wir haben beim Stadtverband schon einen Antrag auf einen anderen Garten gestellt. Am liebsten im Tannenwald. Strunke wollte aber nicht warten, bis da was frei wird. Er hat uns im Herbst eine Abmahnung geschickt.«
    Stiller hatte sie im Vereinsheim gesehen. Trotzdem fragte er: »Strunke wollte euch kündigen?« Er beobachtete, wie im Hintergrund der größte Junge das Tor verließ und den kleinsten hineinstellte. Ihm schwante nichts Gutes.
    Mangold nickte. »Aber das kann ich dir sagen: Ich bin auch wer. Ich weiß, wie man sich wehrt. Erst recht, wenn es um meine Familie geht.«
    Stiller fragte sich, wie weit Ekki für seine Familie gehen würde. »Strunke ist ja nun nicht mehr«, sagte er.
    »Ich weine ihm keine Träne nach.« Ekki hatte den Motor des Spielzeugautos freigelegt und stocherte mit dem Schraubenzieher darin herum. »Wer das gemacht hat, verdient die Bürgermedaille. Aber du wirst schon sehen, morgen stehen sie an seinem Grab, der OB Fürst bestimmt höchstpersönlich, das lässt der sich nicht nehmen, und loben Strunke über den grünen Klee. Na ja, ehrlich gesagt: Wir kommen auch.«
    Stiller stutzte. Ekki wusste bereits von Strunkes Beerdigung. Dabei hatte die Polizei die Medien erst am Mittag informiert. »Ich wusste noch gar nicht, dass Strunke morgen beigesetzt wird«, schwindelte er. »Bist du sicher?«
    »Du musst die Aushänge lesen«, empfahl Ekki. »Das gehört zwar nicht zu den zehn Geboten, aber wenn du irgendwelche Termine versäumst, dreht dir der Vorstand einen Strick draus.«
    Stiller sah zu, wie sich der Größte den Ball zurechtlegte.
    »Aber das hört jetzt bestimmt auf. Ich glaub, Scherer will Vorsitzender werden. Das ist ein ganz anderer Charakter, der kommt mit jedem klar. Außerdem hat er selbst Kinder. Und Enkel. Womöglich müssen wir gar nicht mehr in eine andere Anlage umziehen.«
    Der Größte holte aus und trat den Ball aus Leibeskräften in Richtung Tor. Der Kleinste schaffte es nicht mehr auszuweichen, der Ball prallte ihm mit voller Wucht gegen die Brust. Er plumpste auf den Hintern. Stiller krampfte sich zusammen. Er erinnerte sich an den Stoß, den er mit der Stablampe bekommen hatte.
    Ein paar Schrecksekunden vergingen, dann begann das Kind, wie eine Sirene zu heulen. Außen herum brach die Hölle los. Nachbarn tauchten an den Zäunen auf. Einige schrien »Ruhe!« oder »Sapperlot!«, andere »Geht das schon wieder los«, oder »Hört das denn nie auf?« Ingrid sprang auf und rief mehrmals mit scharfer Stimme: »Florian! Florian!« Ekki ließ das Spielzeugauto fallen, ein paar Plastikteile spritzten durch die Gegend. Er stürmte auf die Wiese, gab dem Größten eine schallende Ohrfeige, hob den Kleinsten auf und versuchte vergeblich, ihn zu beruhigen. Zusätzlich plärrte der Größte: »Ich hab doch gar nichts gemacht!« Wenig später weinten alle fünf. Am Weg erschienen Schaulustige und zischten »Ksch, ksch«, wie Froese, als er die Elster vertreiben wollte.
    Stiller hatte das Gefühl zu stören. Außerdem war es Zeit für den Heimweg. Zögernd stand er auf. »Danke

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