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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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Scheidungsanwältin und beim letzten Mal auch mir gegenüber haben Sie angegeben, Ihr Mann habe Sie wiederholt geschlagen. Wir haben aber keinerlei Aussage eines Zeugen oder gar eine ärztliche Bestätigung dafür gefunden.«
    Sie schwieg.
    »Möchten Sie sich vielleicht auch in diesem Punkt korrigieren?«
    »Ja.« Sie schlang ihre Finger ineinander, als wolle sie beten. Wieder räusperte sie sich. »Ja, es stimmt, er hat mich nicht körperlich misshandelt. Aber glauben Sie mir, er hat mich mit Worten viel schlimmer verletzt. Haben Sie noch nie von so etwas gehört?«
    »Schon.« Strobel betrachtete noch immer ihre Hände. Unwillkürlich ließ er seine Finger knacken. »Für mich stellt sich aber die Frage, weshalb Sie auch in diesem Fall falsche Angaben gemacht haben.«
    »Da ging es ja um die Scheidung. Ich dachte, wenn ich sage, dass er mich schlägt, geht es vielleicht schneller. Ich wollte nicht drei Jahre warten. Ich wollte diese Ehe endlich hinter mir lassen.«
    »Warum nicht warten?«
    »Ach, tun Sie doch nicht so!« Ihr Ton verschärfte sich. »Sie kennen doch den Grund, er sitzt gerade in einem Ihrer anderen Zimmer. Ich habe einen neuen Partner gefunden. Einen Mann, der mich wahrnimmt und nicht nur irgendwelche Radieschen im Kopf hat. Einen Mann, der mich liebt und den ich liebe. Ich will ein neues Leben mit Thomas beginnen, aber das alte hängt an mir dran wie ein Mühlstein.«
    »Josef Strunke war dabei, sein Vermögen flüssigzumachen. Wussten Sie davon?«
    »Ich hatte keinen Einblick in seine Geschäfte.«
    »Er wollte das Haus verkaufen, in dem Sie wohnen. Das wussten Sie aber schon?«
    Sie schwieg.
    »Heißt das ›Ja‹?«
    »Ja«, sagte sie mürrisch.
    »Ihr Mann gab das Geld aus, an das Sie vor der Scheidung nicht herankamen. Oder vor seinem Tod. Haben Sie auch deshalb nicht warten wollen?«
    Abrupt hob sie den Kopf und lehnte sich zurück, wobei sie sich fast vom Tisch abstieß. »Ich will meine Anwältin sprechen.«
    »Das ist vielleicht besser«, nickte Strobel. Er sah in die Kamera in der Ecke, die ihm gegenüberlag, und sagte: »Pause.«
    Claudia Junk traf gleichzeitig mit ihm in der Kaffeeküche ein.
    »Und?«, fragte Strobel.
    »Thomas Nadele bestätigt die Geschichte mit dem Wagen und den Schuhen. Ihre Aussagen sind fast identisch.«
    »Sie macht ja auch kein Hehl daraus, dass sie darüber gesprochen haben«, sagte Strobel nachdenklich.
    Claudia sah ihn fragend an.
    »Mach schon mal einen Termin beim Haftrichter.«
    ***
    »Die war’s! Vergiss alle anderen!« Frauke war beim Mindmapping. Neue Namen, Kringel und Pfeile schmückten das oberste Blatt des Flipcharts. Es glich einem modernen Kunstwerk, für das Liebhaber des Expressionismus horrende Summen bezahlen würden.
    Frauke hatte Stillers Aufzeichnungen durchgelesen und sich augenblicklich auf Gärtnerin Heidi eingeschossen. Laut Pächterliste hieß sie Blatt mit Nachnamen. Der Beruf war mit Model angegeben, aber darauf hätte Stiller ohnehin seine Journalistenehre verwettet, ohne es schwarz auf weiß lesen zu müssen.
    »Die Schlange im Radieschenparadies.« Fraukes Stimme schwankte zwischen der üblichen Sanftheit und den schmetternden Trompeten des Triumphmarschs aus »Aida«. »Sie macht Strunke schöne Augen, weil sie ihn um den Finger wickeln will. Er versteht das falsch und bildet sich was ein. Er wird zudringlich, geht ihr an die Wäsche. Sie wehrt sich – und peng! Eindeutig eine Notwehrsituation.«
    Stiller saß auf der Eckbank und massierte sich mit Daumen und Mittelfinger die Stirn. »Morgens um fünf wird Strunke auf seiner Terrasse zudringlich. Warum kommt Heidi um diese Uhrzeit dorthin, wenn sie nichts von ihm wissen will? Und woher hat sie den Gartenzwerg?«
    »Du hast recht.« Wieder flog der Stift über das Papier. »Er hat sie mit irgendetwas in der Hand. Bestellt sie hin. Seine Absichten sind eindeutig. Sie kommt daher nicht unvorbereitet, schnappt sich vorher den Gartenzwerg …« Frauke hielt inne. »Dann war es allerdings Vorsatz. Die Arme!«
    »Womit hatte Strunke sie in der Hand?«
    »Das musst du rausfinden.« Frauke deutete mit dem Edding auf Stiller. »Sprich mit ihr. Wobei …« Sie zögerte. »Vielleicht ist es keine gute Idee, dich ungeschützt auf diese Frau anzusetzen. Die knipst bei Männern das Hirn aus, wenn sie es denn überhaupt noch benutzen. Ich sollte dich begleiten. Als deine Frau.«
    »Erstens«, hob Stiller an, »bist du nicht meine Frau …«
    »Gotte bewahre«, warf sie ein.
    »… und

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