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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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sie auf. »Ich hab kaum noch Gesellschaft in letzter Zeit. Seit ein paar Tagen reden die Leute wenig mit mir. Dafür aber viel über mich. Bestimmt hast du es schon gehört.«
    Stiller hob nur die Schultern, um nicht schwindeln zu müssen. »Was reden sie denn?«
    »Ach komm«, sagte sie. »Du hast es doch längst mitgekriegt, das seh ich dir an. Aber bitte: Der Seppi wär hinter mir her gewesen, und ich hätte was mit seinem Tod zu tun.« Wieder ein strahlendes Lächeln. »Das ist natürlich Unsinn.«
    »Natürlich.« Stiller glaubte sofort, dass es diese Frau nicht nötig hatte, etwas mit dem Gartengrantler Strunke anzufangen. Dennoch wunderte er sich, dass sie die Koseform für Josef benutzt hatte. »Du nennst ihn Seppi?«
    »Ich hab ihn Seppi genannt, ja.« Sie ließ sich auf die Liege zurücksinken, Stiller spiegelte sich in den Gläsern ihrer Sonnenbrille. »Ich hab ihn damit aufgezogen. Er fand das nämlich gar nicht toll, es klang so nach Opi.« Ihr linkes Bein war immer noch angewinkelt, sie legte den rechten Unterschenkel aufs Knie. »Jetzt sag mal, was willst du eigentlich von mir?« Sie begann, das Knie zu schaukeln, ihre Hüften schwangen leicht mit.
    »Ah.« Stiller atmete tief aus. »Mein, äh, Rasenmäher«, er räusperte sich, »tut’s nicht mehr. Ich hab dich neulich mit einem gesehen. Rasenmäher, meine ich. Ich dachte mir, ich könnte mir den vielleicht ausleihen.«
    »Du, das würd ich ja wahnsinnig gerne machen. Aber du kommst zu spät. Ich hab mal fürs Gartencenter an der Würzburger Straße gemodelt. Seitdem leihen die mir kostenlos alle Geräte, die ich brauche. Ich bin da etwas anspruchsvoll.« Sie lächelte. »Hinterher gebe ich sie dann wieder zurück.«
    »Tja, blöd«, sagte Stiller. »Hat super ausgesehen, also der Rasenmäher, wie du da gemäht hast, äh, mit ihm.«
    »Danke!« Sie schob die Brille auf die Stirn. Ihre Augen strahlten mit ihren Zähnen um die Wette. »Der Hansi kann dir vielleicht helfen.«
    Stiller hob fragend die Brauen.
    »Der Mooser. Ich nenn ihn Hansi, aber der mag das. Der hat auch ein Spitzengerät, bloß ein bisschen älter halt schon.« Sie stellte den rechten Fuß wieder auf die Liege und schaukelte mit den Knien weiter.
    »Gut, ja, dann … Tschüss, oder?«
    »Wirklich schade, dass du losmusst!«
    Bedröppelt zog Stiller von dannen. Am Zaun sah er noch einmal zurück. Sie winkte ihm, dann drehte sie sich auf den Bauch und löste den Knoten des Bikini-Oberteils.
    Am Tor der Kleingartenanlage stieß Stiller mit Kleinschnitz zusammen. »Was führt dich denn hierher?«, wunderte er sich.
    »Hallo erst mal«, gab Kleinschnitz zurück. »Und um die Wahrheit zu sagen: Ich komme nur aus Verlegenheit. Auf der Großostheimer Straße vorm Viadukt steht ein Sattelzug quer. Wollte wohl wenden, hat einen Verteilerkasten in Grund und Boden gerammt und steckt fest. Ich hab Bilder geschossen, und jetzt komme ich nicht mehr zurück. Alles dicht. Dauert mindestens noch eine Stunde, bis ihn der Kran geborgen hat. Sei froh, dass du mit dem Rad unterwegs bist.«
    »Dieser Satz aus deinem Mund, du alter Benzinfetischist. Dass ich das noch erleben darf!«
    Kleinschnitz kniff die Augen zusammen. »War vielleicht doch keine so gute Idee, bei dir vorbeizuschauen. Du siehst ja finster aus. Was ist los, plagt dich eine Radieschenallergie?«
    Stiller erzählte ihm von seinem Kampf mit dem Rasenmäher und von Bausbacks Anruf. Seine wenig ruhmreiche Konversation mit Heidi Blatt ließ er weg.
    »Oh«, sagte Kleinschnitz mitfühlend. »Verstehe. Aber willst du deswegen gleich aufgeben?«
    »Was heißt aufgeben? Strobel hat zwei Tatverdächtige verhaftet, das kann ich nicht ignorieren. Schon gar nicht, wenn ich selbst nicht die geringste Spur habe.«
    »Ich rede nicht von Strobel. Ich rede vom Rasenmäher.« Kleinschnitz legte Stiller eine Hand auf die Schulter. »Bruder, ich kann hier eine Stunde lang nicht weg. Ich werd mir die alte Mühle mal ansehen. Sie wird mich ja nicht gleich umbringen.«
    Sie lachten.
    »Er steht auf der Terrasse, das Kabel fliegt da auch noch rum.« Stiller drückte Kleinschnitz den Schlüssel zur Laube in die Hand. »Hier, den wirst du brauchen. Du musst die Außensteckdose innen einschalten.«
    »Gut«, sagte Kleinschnitz. »Ich geb dir den Schlüssel nachher zurück. Wenn mich nicht der Schlag trifft oder so was.«
    Wieder lachten sie. Stiller schwang sich auf den Sattel und radelte in Richtung Bahnübergang davon. Seine Laune hatte sich merklich gehoben.

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