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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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Das ist viel zu freundlich. Er hat eine Amsel erlegt, mit dem Luftgewehr, und das tote Tier dann in seinem Kirschbaum aufgehängt. So etwas dulden wir hier nicht. Strunke hatte ihm dann auch fristlos gekündigt.«
    »Interessant«, sagte Stiller und beugte sich zu Gerti hinunter. Er hätte sonst schreien müssen, um die letzten Klänge des Abba-Hits zu übertönen. »War er da nicht ziemlich wütend auf Strunke?«
    Sie riss die Augen auf. »Du meinst, er hat etwas mit dem Mord zu tun? Nein!« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Strunke war nicht allein für die Kündigung verantwortlich. Wir im Vorstand waren alle dafür und der da ganz besonders.«
    Sie zeigte auf Scherer, der mit raschen Schritten auf Graser zulief.
    »Bei Tierquälerei bleibt uns auch gar keine Wahl«, fuhr Gerti fort.
    Stiller dachte an Moosers blutige Maulwurfattacke, sagte aber nichts. Scherer hatte Graser erreicht und deutete zum Ausgang. Graser machte keine Anstalten zu gehen, sondern reckte angriffslustig das Kinn.
    »Und dieser Mensch arbeitet auch noch für die Stadt. Er hat eine Vorbildfunktion.«
    Stiller hörte Gerti kaum noch zu, sondern konzentrierte sich auf den Auftritt von Scherer und Graser. Kusmin schob ihm drei Bierkrüge zu. Stiller nahm sie geistesabwesend, ließ Gerti grußlos stehen und schlenderte zum Salatbuffet.
    »Du hast mich tausendmal verführt«, dröhnte es aus den Lautsprechern, die Mangold an der Wand des Vereinsheims aufgehängt hatte. Stiller schob die Unterlippe vor. Wenn er hören wollte, worüber sich Scherer und Graser stritten, musste er näher ran. Er stellte sich wie zufällig unmittelbar hinter sie, drehte ihnen den Rücken zu und tat so, als interessiere er sich brennend für die Salatschüsseln auf den Tischen. Die beiden waren so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie ihn nicht zu bemerken schienen.
    »Ich sag dir noch mal: Du hast Nerven, hier aufzukreuzen!«, bellte Scherer.
    »Du hast mir keine Wahl gelassen«, gab Graser erregt zurück. »Du gehst mir aus dem Weg, lässt dich verleugnen.«
    »Du hast hier Hausverbot.« Scherers Stimme hatte einen drohenden Ton angenommen. »Zwing mich nicht, dich rauswerfen zu lassen. Außerdem gibt es nichts zu besprechen. Es lässt sich nichts mehr ändern.«
    »Du hast mir was vorgespielt.« Grasers Stimme überschlug sich. »Du hast gar keine Genossen mehr, du denkst nur an dich selbst.«
    »Schluss jetzt, es reicht. Du bist ja irre.«
    Die beiden schwiegen. Jemand tippte Stiller auf die Schulter. Er drehte sich um.
    Es war Scherer. »Herr Döberlin, würden Sie mir einen Gefallen tun? Suchen Sie doch bitte den Ekki und sagen Sie ihm, dass er die Musik ein bisschen leiser drehen soll.«
    Stiller nickte. Die Botschaft war klar. Trotzdem blieb er stehen und blickte sich suchend um.
    »Du gehst jetzt«, raunzte Scherer Graser an.
    Graser gab nach. »Also gut, aber wir sprechen uns noch, damit das klar ist!« Er schlängelte sich durch die Tischreihen davon. Niemand sprach ihn an.
    Stiller setzte sich ebenfalls in Bewegung und trug die Bierkrüge zum Tisch. Die anderen erwarteten ihn schon sehnsüchtig.
    »Haben sie das Bier erst brauen müssen?«, fragte Ruth.
    »Deine Frauen verdursten«, rügte ihn Kleinschnitz. »Und wir auch, wir wollten mit euch anstoßen.« Er hob sein Sektglas zu Lilo.
    Mechanisch prostete Stiller in die Runde. Der Streit zwischen Scherer und Graser beschäftigte ihn noch. Er versuchte, sich einzuprägen, was er gehört hatte.
    Sascha kam mit einem Tablett vorbei, stellte Schnapsgläschen vor ihnen ab und verkündete: »Den kriegt ihr nur bei mir. Ein Radieschenschnaps, Eigenanbau. Ich nenn ihn ›Scharfe Liebe‹.«
    Kleinschnitz roch an seinem Gläschen und schüttelte sich. »Liebe macht blind«, rief er. »Der Schnaps hoffentlich nicht.«
    Lilo lachte und warf dabei ihren Kopf so weit zurück, dass Stiller befürchtete, ihre Perücke könnte verrutschen.
    Sascha trank ein Glas mit ihnen und wandte sich dem nächsten Tisch zu.
    Kleinschnitz klopfte sich mit der Hand auf die Brust und röchelte. »Das Zeug ist der reinste Biosprit. Keine Ahnung, ob der Mann eine Erlaubnis zum Schnapsbrennen hat. Aber wenn er eine Baugenehmigung für eine Raffinerie bekäme, hätte er ausgesorgt.«
    Lilo erwiderte etwas, aber es ging im Lärm des nächsten Partyhits unter: »Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n«. Stiller wusste, dass es sich um einen der erfolgreichsten Schlager handelte, hatte jedoch nie herausgefunden, was allein die

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