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Stilles Echo

Stilles Echo

Titel: Stilles Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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aber Sie werden dafür dann auch nicht baumeln. Darum geht’s Ihnen doch, wie?«
    »Machen Sie sich nichts vor, Vida. Wenn ich weiß, wer die Schuldigen sind, werden wir uns schon irgendwie darüber einigen, was wir deswegen unternehmen. Und wir werden es auf meine Weise tun, oder Sie werden nichts von mir erfahren.«
    »Sie haben Geld, was?« fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ganz plötzlich können Sie es sich leisten, ohne Bezahlung zu arbeiten, wie? Da habe ich aber anderes gehört.«
    »Das geht Sie nichts an, Vida.« Er sah ihr an, daß sie ihm nicht glaubte. »Vielleicht gibt es da eine reiche Frau im Hintergrund, die dafür sorgt, daß ich ein Dach überm Kopf und etwas zu essen im Magen habe.« Es stimmte. Callandra Daviot würde ihm helfen, wie sie es von Anfang an getan hatte, obwohl ihre Unterstützung ganz andere Gründe hatte als die, die Vida Hopgood nach seiner Bemerkung vermuten würde.
    Vida riß erstaunt die Augen auf, dann begann sie zu lachen, ein volles, kehliges Aufwallen von Belustigung.
    »Sie!« kicherte sie. »Sie haben sich eine reiche Frau gesucht, die Sie aushält! Das ist ja köstlich! So was Komisches hab ich mein Lebtag nicht gehört.« Aber diesmal schien sie Monk durchaus Glauben zu schenken, das verriet ihr Blick.
    »Also, hier sind meine Bedingungen, Vida«, sagte er lächelnd. »Ich habe die Absicht, herauszufinden, wer die Verantwortung für diese Vergewaltigungen trägt. Dann verhandeln wir darüber, wie es weitergehen soll, und wieviel ich Ihnen erzähle, hängt von unserer Absprache ab.«
    Sie schürzte die Lippen und musterte ihn schweigend, als versuche sie, seine Entschlossenheit, seine Willenskraft, seine Intelligenz abzuschätzen.
    Er erwiderte ihren Blick ohne einen Wimpernschlag. Monk wußte nicht, wieweit sie ihn aus der Vergangenheit kannte, aber er spürte, daß sein Ruf in Seven Dials dafür sorgen würde, daß sie ihn nicht unterschätzte.
    »Na schön«, sagte sie schließlich. »Ich nehme an, Sie werden die Bastarde schon nicht laufenlassen, sonst wäre es Ihnen nicht so wichtig, sie zu schnappen, ganz egal, ob ich Sie bezahle oder nicht. Aus irgendeinem Grund wollen Sie die Kerle unbedingt kriegen, genauso dringend wie ich.« Sie stand auf und trat zu einem kleinen Tisch, aus dessen Schublade sie zwei Guineen nahm. »Hier. Das ist alles, bis Sie mir etwas bringen, das uns weiterhilft, Monk. Und beeilen Sie sich. Bloß weil irgendeine Frau mit mehr Geld als Verstand ein Auge auf Sie geworfen hat, heißt das nicht, daß ich Sie den halben Abend in meinem besten Zimmer rumsitzen lasse.« Aber sie lächelte, während sie das sagte.
    Monk dankte ihr und verabschiedete sich. Er ging langsam die Straße hinunter, die Hände tief in den Taschen vergraben. Je weiter er in den Fall eindrang, um so mehr verstärkte sich der Eindruck, daß Rhys Duff durchaus schuldig sein konnte. Eine Tatsache war ihm aufgefallen, von der er Vida Hopgood nichts erzählt hatte, daß nämlich von dem Abend an, an dem Rhys verletzt worden war, keine derartigen Verbrechen in Seven Dials mehr verübt worden waren. Die Übergriffe hatten langsam begonnen, mit kleinen Tätlichkeiten, die nach und nach einem Höhepunkt entgegenstrebten, bis sie schließlich in lebensbedrohlichen Angriffen geendet hatten. Und plötzlich hatten diese Dinge einfach aufgehört. Zehn Tage vor dem Angriff auf Leighton und Rhys Duff war es zu der letzten Vergewaltigung in Seven Dials gekommen.
    Warum die zehn Tage? Die Abstände zwischen den vorangegangenen Überfällen waren kürzer gewesen. Was hatte die Täter so lange von Seven Dials ferngehalten? Gab es vielleicht ein Opfer, das er übersehen hatte? Nach seiner Theorie hätte es mindestens zwei weitere Frauen geben müssen.
    Waren die Männer in einem anderen Bezirk gewesen? Man hatte Rhys in St. Giles gefunden. Hatten er und seine Freunde sich ein anderes Territorium gesucht, vielleicht, weil sie fürchteten, Seven Dials sei zu gefährlich für sie geworden? Das war eine Antwort, die durchaus zu Monks bisherigen Erkenntnissen paßte. Aber er mußte diese Theorie noch überprüfen.
    Er drehte sich um und wandte sich wieder in westliche Richtung, bis er an eine Durchgangsstraße kam, wo er eine Droschke anhielt. Er hatte es nicht sehr weit, hätte den ganzen Weg in einer halben Stunde zu Fuß gehen können, aber plötzlich befiel ihn ein Gefühl der Ungeduld.
    Monk stieg direkt hinter der Kirche von St. Giles aus und ging mit langen Schritten auf das

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