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Stilles Echo

Stilles Echo

Titel: Stilles Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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eigenen Schweigens, abseits von allen anderen. Sie wußten Bescheid und er nicht.
    »Ja«, pflichtete Monk Jamie bei, da er nicht wußte, was er sonst hätte sagen sollen. Er hatte die Kontrolle über das Gespräch verloren, und das passierte ihm nicht häufig. »Für den Augenblick«, fügte er hinzu. Er durfte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, daß er keine Größe mehr war, mit der man zu rechnen hatte.
    MacPhersons Lächeln wurde breiter. »Ja, das ist sein Gebiet hier. Er wird nicht gerade glücklich sein, wenn Sie ihm seinen Fall abnehmen.«
    »Er interessiert sich nicht dafür«, sagte Monk hastig. »Ich bin hinter den Vergewaltigern her, nicht hinter dem Mörder.«
    »Und das ist nicht ein und dieselbe Person?«
    »Nein, ich glaube nicht. Das heißt, einer vielleicht schon!«
    »Sie reden Blödsinn, Mann«, sagte MacPherson schroff.
    »Und Sie sollten mich gut genug kennen, um mich nicht zum Narren halten zu wollen. Sagen Sie mir, was Sache ist, dann kann ich Ihnen vielleicht helfen.«
    Monk entschied sich sofort.
    »Eine Frau in Seven Dials hat mich engagiert, herauszufinden, wer die Fabrikarbeiterinnen dort verprügelt und vergewaltigt. Ich bearbeite den Fall jetzt seit drei Wochen, und je mehr ich herausfinde, um so mehr bin ich davon überzeugt, daß die Sache mit dem Mord hier zusammenhängen könnte.«
    »Aber Sie haben gerade gesagt, es wären nicht dieselben Leute gewesen!« MacPhersons blaue Augen wurden schmaler, aber er hörte immer noch aufmerksam zu. Er mochte Monk nicht, aber er hatte durchaus Respekt vor dessen Intelligenz.
    »Ich glaube, der junge Mann, der den Angriff überlebt hat, könnte einer der Vergewaltiger gewesen sein«, erklärte Monk.
    »Der Mann, der gestorben ist, war sein Vater…«
    »Ja, so viel wissen wir selber.«
    »Sein Vater, der erfahren oder erraten hatte, was er tat, folgte ihm, wurde in den Kampf verwickelt und war schließlich derjenige, der die schlimmsten Prügel abbekam.«
    MacPherson schürzte die Lippen. »Was sagt denn Ihr junger Mann dazu?«
    »Gar nichts. Er kann nicht sprechen.«
    »Ach ja? Und warum nicht?« fragte MacPherson skeptisch.
    »Schock. Aber es stimmt. Ich kenne die Krankenschwester, die ihn pflegt.«
    MacPherson sah ihn eingehend an. »Also, was wollen Sie von mir?«
    »Seit dem Mord hat es in Seven Dials keine Überfälle oder Vergewaltigungen mehr gegeben«, erwiderte Monk. »Das heißt , schon seit kurz davor nicht mehr. Ich muß wissen, ob die Männer sich ein neues Gebiet gesucht haben. Ob sie nach St. Giles gegangen sind.«
    »Mir ist/nichts dergleichen zu Ohren gekommen«, sagte MacPherson mit gerunzelter Stirn. »Andererseits ist das eine Sache, über die die Leute nicht leicht reden. Da reicht es nicht, wenn Sie einfach hier hereinspazieren und danach fragen.«
    »Das weiß ich. Aber mit ein wenig Unterstützung würde es nicht so lange dauern. Es hat nicht viel Sinn, in die Bordelle zu gehen, – es waren keine Berufsprostituierten, die vergewaltigt wurden. Es waren Frauen, die ab und zu etwas zusätzlich verdienen mußten.«
    MacPherson schob die Unterlippe vor, und seine Augen glühten vor Zorn. »Keine Beschützer«, sagte er laut. »Leichte Beute. Wenn wir wüßten, wer die sind und die kämen nach St. Giles, dann war’s ihr letzter Ausflug. Die würden nicht wieder nach Hause kommen, das verspreche ich Ihnen.«
    »Sie sind nicht der einzige, der die Kerle bestimmt nicht laufenlassen würde«, bemerkte Monk trocken. »Aber wir müssen sie finden, bevor wir etwas gegen sie unternehmen können.«
    MacPherson sah ihn mit einem trostlosen Lächeln an, bei dem er die Zähne zeigte. »Ich kenne Sie, Monk. Sie mögen ein unangenehmer Bastard sein, aber Sie sind viel zu schlau, um einen Mord anzustiften, wenn man die Sache zu Ihnen zurückverfolgen könnte. Sie werden meinesgleichen gewiß nicht sagen, was Sie herausgefunden haben.«
    Monk erwiderte das Lächeln, obwohl ihm keineswegs danach zumute war. Jedesmal, wenn er sprach, fügte MacPherson Monks Wissen über sich selbst einen neuen dunklen Aspekt hinzu. War er wirklich ein Mann gewesen, der andere glauben machte, er würde einen Mord dulden, jeden Mord, solange man ihn nicht zu ihm zurückverfolgen konnte? Konnte das die Wahrheit sein?
    »Ich habe nicht die Absicht, Ihnen oder Vida Hopgood zu erlauben, persönliche Rache an den Tätern zu nehmen«, sagte er laut und mit eisiger Stimme. »Wenn das Gesetz nichts unternehmen will, gibt es noch andere Wege. Diese Männer sind

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