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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verletzt?«
    »Kein bisschen.«
    » Kein bisschen?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Dusty, während er die oberste Schublade der Kommode aufzog. Er hatte nicht die Absicht, ihr – solange sie sich in ihrem gegenwärtigen Zustand befand – zu erzählen, dass er zusammen mit Skeet vom Dach gestürzt war.
    »Was verheimlichst du mir?«, fragte sie.
    »Ich verheimliche dir nichts.«
    »Was enthältst du mir vor ?«
    »Martie, lass uns jetzt keine Wortspiele machen, ja?«
    »In Momenten wie diesen merkt man deutlich, dass du der Sohn von Trevor Penn Rhodes bist.«
    Indem er die letzte Schublade zumachte, sagte er: »Das war unter der Gürtellinie. Ich enthalte dir auch nichts vor .«
    »Wovor willst du mich schützen?«
    »Wonach ich vermutlich suche«, sagte er, ohne auf ihre Frage einzugehen, »ist irgendein Hinweis auf eine Sekte, mit der Skeet sich eingelassen haben könnte.«
    Da er im Nachttisch und unter dem Bett bereits nachgesehen hatte, ging Dusty nun in das angrenzende Badezimmer, das klein, sauber und ganz in Weiß gehalten war. Er öffnete das Arzneischränkchen und überprüfte rasch dessen Inhalt.
    »Du kannst jetzt nicht kontrollieren, was ich hier drüben mache«, klang Marties Stimme halb ängstlich, halb vorwurfsvoll aus dem Schlafzimmer herüber.
    »Ein Axt suchen?«
    »Mistkerl!«
    »Die Geschichte hatten wir heute schon einmal.«
    »Ja, aber es ist eine lange Geschichte.«
    Als er aus dem Bad zurückkam, zitterte sie am ganzen Leib und war so bleich wie ein Grottenolm – wenn auch eindeutig hübscher. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Was meinst du mit … Sekte?«
    Als er auf sie zukam, zuckte sie zurück, aber er achtete nicht weiter darauf, sondern zog sie aus ihrem Winkel und führte sie ins Wohnzimmer. »Skeet sagt, er ist vom Dach gesprungen, weil es ihm ein Todesengel befohlen hat.«
    »Das kommt nur von den Drogen.«
    »Mag sein. Aber du kennst doch die Methoden dieser Sekten … die Gehirnwäsche und all das.«
    »Wovon redest du?«
    »Von Gehirnwäsche.«
    Auch im Wohnzimmer drückte sie sich in den hintersten Winkel und vergrub die Hände in den Achselhöhlen. »Gehirnwäsche?«
    »Wer will fleißige Trottel sehn, der muss in das Großhirn gehn.«
    Im Wohnzimmer gab es nur ein Sofa, einen Sessel, einen Couchtisch, ein Beistelltischchen am Sofaende, zwei Lampen und ein Bücherregal mit Büchern und Zeitschriften. Mit schief gelegtem Kopf überflog Dusty die Titel der Bücher.
    »Was verheimlichst du mir?«, fragte Martie, die sich nicht aus ihrer Ecke gerührt hatte.
    »Fängst du schon wieder damit an?«
    »Himmelherrgott, nur weil er etwas von einem Todesengel faselt, würdest du doch nicht glauben, dass er sich auf eine Sekte eingelassen hat … dass er einer Gehirnwäsche unterzogen worden ist.«
    »Es hat da einen Zwischenfall in der Klinik gegeben.«
    »Im New Life?«
    »Ja.«
    »Was für einen Zwischenfall?«
    Bei den Büchern im Regal handelte es sich ausnahmslos um Fantasyromane. Geschichten von Drachen, Zauberern, Hexenmeistern und furchtlosen Helden aus längst vergangenen oder nie da gewesenen Zeiten. Wie schon so manches Mal wunderte sich Dusty über die Lesegewohnheiten seines Bruders; man hätte meinen sollen, dass Skeet, der schließlich selbst weitgehend in einer Fantasiewelt lebte, diese Art von Unterhaltung nicht nötig hatte.
    »Was für einen Zwischenfall?«, fragte Martie noch einmal.
    »Er ist in Trance gefallen.«
    »Wie meinst du das, in Trance gefallen?«
    »Na ja, wie in diesen Zaubervorstellungen, wo einer aus dem Publikum vom Hypnotiseur in Trance versetzt wird, um dann wie ein Huhn zu gackern.«
    »Skeet hat wie ein Huhn gegackert?«
    »Nein, die Sache war etwas komplizierter.«
    Je länger Dusty die Bücher betrachtete, desto trauriger machten ihn die Titel. Ihm kam plötzlich der Gedanke, dass sein Bruder Zuflucht in diesen Scheinwelten suchte, weil es in ihnen gerechter, besser und geordneter zuging als in den Fantasien, in denen er selbst lebte. In diesen Geschichten konnten Wunder geschehen, waren alle Freunde tapfer und treu, konnte man gut und böse genau unterscheiden, siegte am Ende immer der Gute … und niemand wurde drogensüchtig und richtete sich selbst zugrunde.
    »Gequakt wie eine Ente, gekollert wie ein Truthahn?«, fragte Martie aus ihrem Zufluchtswinkel.
    »Was?«
    »Inwiefern war es komplizierter – was hat Skeet in der Klinik getan?«
    Nachdem er flüchtig einen Zeitschriftenstapel durchgesehen und keine einzige Publikation

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