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Stimmen

Stimmen

Titel: Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Wandel, den wir gerade erleben, diese Änderung im spirituellen Klima, trägt nur noch zu ihren Problemen – und unseren eigenen – bei. Falls wir den Wandel rückgängig machen können…«
    Als Sandaji das inzwischen ausgepackte Trans hochstreckte, starrte Peter es verblüfft und voller Entsetzen an.
    »Dieser Apparat ist dafür verantwortlich, Mr. Russell«, erklärte Schelling. »Sie haben einen mit ins Haus gebracht und genau zu diesem Zeitpunkt Sandajis Visionen ausgelöst. Die Visionen kehrten wieder, als Mrs. Benoliel uns einen weiteren Apparat gab. Aufgrund meiner fast neun Jahrzehnte umfassenden Erfahrung mit spirituellen Dingen bin ich überzeugt, dass diese Kommunikationsmittel die Toten und ihr übernatürliches Gefolge aus dem Dunkeln ins Licht zerren, vielleicht sogar die Wege zu unserer endgültigen Erlösung blockieren. Sagen Sie Ihren Freunden, den Leuten, die diese Dinger konstruiert haben und für die Sie arbeiten, dass sie damit aufhören müssen. Es kann sein, dass sie uns alle damit in eine Gefahr bringen, die schlimmer ist als der Tod.«
    Peter starrte auf das Oval aus Kunststoff. »Wie ist das möglich?«
    »Vielleicht hat man es Ihnen erzählt, und Sie haben die Zusammenhänge schlicht nicht erkannt.«
    Nicht-erlaubte Bahnen… Da unten herrscht eine tiefere Stille als wir ahnen, eine große Leere. Die Bandbreite dort ist riesig, vielleicht hat sie sogar unbegrenzte Kapazität. Sie wird mit all unserem Lärm fertig, all unserem Geschwätz, allem, was wir zu sagen haben – bis in alle Ewigkeit. Genau das hatte Kreisler ihm mitgeteilt.
    Doch die nicht-erlaubten Bahnen waren keineswegs so leer wie angenommen.
    Was den Startschuss ausgelöst hatte, war nicht die Nachricht von Phils Tod gewesen. Und auch nicht die Angst vor einem neuen bezahlten Job. Sondern der Erwerb des Trans.
    »Ein derart intimer Kontakt mit den Toten ist weder gut noch richtig.« Schellings Gesicht nahm angesichts von Peters Schweigen, das sich in die Länge zog, und der Halsstarrigkeit, die er bei ihm vermutete, einen grimmigen Ausdruck an. »Ich habe Sandaji geraten, aus der Stadt und von der ganzen Westküste fortzuziehen. Es ist an der Zeit; hier zu bleiben schadet der Gesundheit.«
    Vielleicht hatte Joseph tatsächlich Geistererscheinungen, und Sandaji und Schelling ebenfalls. Falls Peter wirklich krank oder verrückt war, musste es also ansteckend sein. Aber sie alle besaßen Trans-Apparate. »Und nicht nur hier«, sagte er mit ausgedörrtem Mund. »Die haben Trans in alle Welt verschickt.«
    Sandaji griff nach seiner Hand. »Dann ist höchste Eile geboten.« Sie sah noch verletzlicher aus, als er selbst sich fühlte. »Ihre Tochter. Als Sie mich zum ersten Mal besucht haben, sah ich sie neben Ihnen. Nur ein Gesicht, offensichtlich das Gesicht eines jungen Mädchens, nur leicht angedeutet, aber es war eine Ähnlichkeit da. Sie selbst sind kein ausgesprochen schöner Mensch, wenn ich so sagen darf, aber sie sah schön aus, in kindlicher Weise schön.«
    Peter stiegen Tränen in die Augen, die er mit dem Handrücken hastig wegwischte. »Daniella…«, war alles, was er herausbrachte. In seinem Kopf überschlugen sich die Erinnerungen an verschiedene Wahrnehmungen. Die alte Frau mit dem verrückten Hund auf dem Rastplatz. Sie hat jemanden angelächelt, der unmittelbar neben mir stand. Sie hat wie eine in ihre Enkelin vernarrte Großmutter gelächelt.
    »Es war ein Schock, auf den ich überhaupt nicht vorbereitet war«, sagte Sandaji. »Bis dahin hatte ich nie irgendwelche Geistererscheinungen.«
    Schelling streckte die Hand aus und griff nach Peters Schulter. Einander umfassend, bildeten sie einen kleinen Kreis. »Nur Mut«, sagte der alte Mann. »Wir haben das Mädchen noch einmal gesehen, aber nicht mit Ihnen. Und nicht in diesem Haus.«
    »Wo dann?«
    »In Salammbo«, antwortete Sandaji. Ihr Blick flehte um sein Verständnis. »Wir haben sie beide gesehen, Edward genau wie ich selbst. Und wir haben auch andere, so viele andere gesehen.
    Auf dem Anwesen drängen sich die Toten. Wir haben Angst um Ihre Tochter und um Sie, Mr. Russell. In Salammbo gibt es etwas überaus Böswilliges, Bösartiges mit langer Geschichte. Und es wird jetzt stärker.«
    »Hat Mr. Benoliel jemals etwas sehr, sehr Übles getan?«, fragte Schelling. »Hat er womöglich irgendein Verbrechen begangen?«

 
Kapitel 36
     
    Peter bog von der 10 auf die National Avenue ab und fand sich irgendwo in den Cheviot Hills wieder. In der letzten Stunde

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