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Stimmen

Stimmen

Titel: Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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greifen, aber sie warf sich mit verschwommenem Blick herum. Wie bei einem Frosch zappelten ihre Beine und traten um sich, die klappernden Zähne schlugen wie Kastagnetten aufeinander. Einen Augenblick lang dachte Peter, sie werde sich aufrappeln, um mit gebleckten Zähnen und den langen, üppig lackierten Fingernägeln über ihn herzufallen, und fuhr so heftig zurück, dass er fast die Treppe hinuntergestürzt wäre.
    Gleich darauf aber schwang die Tür schwerfällig auf und knallte hinter ihr zu.

 
Kapitel 45
     
    Jesus weinte hatte Peters Ortssinn keineswegs durcheinander gebracht: Die Helligkeit, die durch das Fenster mit dem Oberlicht hereingedrungen war, hatte nicht den Sonnenaufgang angekündigt, sondern war vom Flaubert-Haus herübergedrungen. Nachdem er eine Lücke in der langen Reihe von Oleanderbüschen entdeckt hatte, kroch er hindurch, stand auf und sah zu, wie Stichflammen aus den Fenstern des alten Herrenhauses schlugen. Das Dach war bereits in Flammen aufgegangen, so dass der nordöstliche Flügel eingestürzt war. Es war der Teil des Gebäudes, in dem der tote Joseph im Sessel zurückgeblieben war.
    Über Salammbo stieg eine hohe Rauchsäule auf.
    Er hörte Sirenen. Höchste Zeit, zu einer Entscheidung zu kommen. Er konnte hier bleiben, konnte versuchen zu erklären, was sich abgespielt hatte, und die Strickjacke und die Leichenreste aus dem Tunnel als Beweismaterial präsentieren. Das würde Scragg interessieren, kein Zweifel.
    Aus Rasenspalten, knapp unterhalb seiner Füße, wie er an der Hitze merkte, drangen Rauchwölkchen. Das vom Morgentau feuchte Gras begann zu dampfen. Als er über die Hecke blickte, sah er, dass von Jesus weinte graue Schwaden aufstiegen. Das Feuer hatte sich durch den Tunnel gefressen und Lordy Trentons U-Bahnlinie in ein flammendes Inferno verwandelt.
    Peter war zwar fix und fertig, aber sein Hirn arbeitete trotzdem auf Hochtouren. Jetzt, wo das Beweismaterial in Flammen aufging, würde ihm niemand mehr abnehmen, was er über Michelle zu sagen hatte. Und ganz gewiss nicht der überaus sturköpfige und skeptische Scragg. Außerdem sah Peter inzwischen tatsächlich wie ein Gestörter aus. Was sollte sie davon abhalten, ihn selbst für den Mord an seiner Tochter verantwortlich zu machen?
    Womöglich auch noch für den Mord an allen anderen?
    Peter setzte wenig Vertrauen in Justiz und Gerechtigkeit.
    Er hoffte, dass das, was von Michelle noch übrig war, so vernünftig gewesen war, vor dem Feuer zu flüchten. Und falls nicht… Er konnte weder den Willen noch die Kraft aufbringen, noch einmal zurückzukehren, um sie zu suchen.
    Er hatte erreicht, was er wollte, oder glaubte es zumindest. Hatte er wirklich mit eigenen Augen gesehen, wie der Jäger das, was von Michelle Besitz ergriffen hatte, zur Strecke gebracht und verzehrt hatte? Oder war das nur Rauch gewesen, der sich unter die jüngste von vielen Halluzinationen gemischt hatte? Ein erstaunlich ausgefeiltes Konstrukt, das er sich in seinem Entsetzen mit viel Fantasie zusammengebastelt hatte, um sich seiner Trauer nicht stellen zu müssen? Um sich nicht mit dem Selbstzerstörungstrieb auseinander setzen zu müssen, der ihn daran hinderte, durch Arbeit wieder in der Wirklichkeit Fuß zu fassen?
    Peters eigene Aussagen würden der Polizei alles Nötige liefern, um ihn lebenslang hinter Gitter zu sperren. Welchen Sinn machte es, sich irgendetwas anderes einzureden, während er hier stand, in der Sonne des frühen Morgens, und zusah, wie reale Flammen ein reales Gebäude verzehrten und in sehr reale Asche verwandelten?
    Bis zum Ende dieser wahrhaft entsetzlichen Party zu bleiben war alles in allem keine sonderlich gute Idee.
    Peter stieg in den ziegelroten Porsche, legte die Strickjacke sorgfältig auf den Beifahrersitz, betrachtete sie noch einmal und setzte sich aufrecht hin. Unverzüglich legte er einen Gang ein, stieß zurück und prüfte im Rückspiegel, ob irgendwelche Gaffer oder Leute in Löschfahrzeugen ihn beobachteten. So weit, so gut. Er bog nach links, auf eine Nebenstraße, die um das Flaubert-Haus herum und bis zum Ende des Grundstücks führte.
    Hinter Bäumen versteckt, befand sich an der westlichen Grenze ein Zaun, dessen Tor nur mit einer rostigen Kette und einem alten Hängeschloss gesichert war. Wahrscheinlich würde er dieses Schloss, das aus den Vierzigerjahren stammte, wenn es nicht noch älter war, mit einem Wagenheber aufbrechen können. Jenseits des Zauns lag ein ungepflasterter Weg, eine

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