Stimmen
wo’s drauf ankommt. Tut mir Leid. Ich hab kein Recht, so zu reden. Bin einfach schrecklich nervös.«
»Macht doch nichts. Bring Lindsey vorbei. Um neun heute Abend, ja?«
»Sie macht gerade eine schwierige Phase durch, was ja nicht weiter verwunderlich ist. Ich kann es auch nicht immer von ihr fern halten… Sie braucht einen Vater«, stellte Helen fest, den Blick nach wie vor auf den Boden gerichtet.
Beide fuhren herum, als sie einen Lieferwagen die Einfahrt heraufkommen hörten. Für den Augenblick war Helens Wagen blockiert. Sie sah zu, wie Peter eine Empfangsbestätigung für ein Päckchen aus Marin unterschrieb. Das erinnerte ihn an Weinsteins Scheck: Er zog ihn aus der Brieftasche und fuchtelte damit vor Helen herum.
»Regelrechte Arbeit«, sagte er. In ihrem Gesicht spiegelten sich Verblüffung und Anerkennung. »Ich bin beeindruckt.«
»Ich werde ihn dir überschreiben. Nimm dir davon das Geld für Lindsey für die nächsten zwei Monate und gib mir den Rest zurück.«
»Kann eine Woche dauern, bis die den Scheck geprüft haben und ich ihn einlösen kann. Ich hab nicht genug auf dem Konto, um ihn zu decken.«
»Ich werd’s überstehen.« Als er ihr den Scheck überschrieb, kam er sich sehr großzügig vor. Gleich darauf streckte er einen Finger hoch, damit sie eine Sekunde wartete, und holte großmütig ein Trans aus dem Karton auf der Diele. »Pour vous. Kostenlose Telefongespräche von jedem Punkt der Erde zum anderen.«
»Und was ist der Haken?«
»Das Ding hält nur ein Jahr. Wenn du nett zu mir bist, bekommst du danach vielleicht ein anderes.«
Helen musterte den Apparat, ohne ihn entgegenzunehmen. »Sehr hübsch, aber ich mag keine Sachen, die mich binden.«
»Die gibt’s hier auch nicht. Der Vertrieb der Dinger ist Teil einer großen Einführungskampagne. Nur ausgesuchte Leute bekommen sie.«
Helen verzog die Lippen, nahm das Trans und verstaute es in ihrer Handtasche. Im Weggehen rief sie ihm über die Schulter zu: »Ich gratuliere dir zu dem Job. Aber denk daran: Lindsey. Deine Tochter. Heute Abend um neun.«
Peter sah ihr nach. Auf Helens Wagen prangte inzwischen ein Aufkleber, der verkündete, dass sie, vor die Wahl zwischen Männern und Hunden gestellt, die Hunde allemal vorzöge. Peter weigerte sich zu glauben, dass er sie so weit gebracht hatte. Im Gegenteil war er sich ziemlich sicher, dass, soweit es die Männer in Helens Leben betraf, er trotz allem das Beste war, was ihr je passiert war.
Nicht zu vergessen, dass er der Vater ihrer Kinder war.
Ihres Kindes.
Er riss das Päckchen auf und musterte den Inhalt: ganz oben ein dicker Vertrag, darunter Briefe von Arpad und Stanley und ein zusammengeheftetes Bündel von Skizzen. Skizzen von den Geschäftsräumen im Gefängnis, von der Gaskammer und von lächelnden Männer und Frauen, die ein Trans in der Hand hielten. Irgendjemand hatte mit silbernem Filzstift professionell gezeichnete Spruchbänder über drei Darstellungen der Gaskammer angebracht, so dass sie eine Folge ergaben. Der Text lautete:
VOR WENIGEN JAHREN HAT WALL STREET TELECOM EXEKUTIERT. /
JETZT IST SIE AUFERSTANDEN VON DEN TOTEN UND BIETET IHNEN DIENSTE WIE NIE ZUVOR /
TRANS
Peter überflog die Sequenz mehrmals und war entsetzt.
Stanleys Notiz lautete: »Mittlerweile haben wir THROUGH-PUT engagiert, eine großartige Agentur in Palo Alto. Die Leute werden mit Ihnen zusammen am Videodesign, Layout usw. arbeiten, über den Inhalt und das Drehbuch wird einvernehmlich entschieden. Wir sind freudig-gespannt.«
Arpad hatte geschrieben: »Ich überlasse alles Stanley und Ihnen. Plötzlich auf getretene Pannen im System nehmen meine ganze Zeit in Anspruch. Diese Skizzen sind nur ein paar Ideen. Schlechte, wie ich meine.«
»Allerdings, Scheiße noch mal!«, sagte Peter laut. Bei jedem Projekt kam eine Phase, in der man auf schmerzliche Weise Federn lassen musste. Er fragte sich, was sie THROUGHPUT dafür zahlten, ihn zu nerven.
Na ja, vielleicht konnte er sie seinerseits auch nerven. Alles, was er konzipierte, war bestimmt besser als das hier. Arpad schien vernünftige, sogar kreative Seiten zu haben; wenigstens konnte er Schlechtes von Gutem unterscheiden.
Plötzlich fühlte sich Peter wieder voller Energie, so widersinnig das auch sein mochte. Das hier war genau wie im Filmgeschäft: Es wurde viel Dung aufgehäuft, bis das Pflänzchen Blüten trieb.
Zumindest mischte er wieder mit.
Kapitel 20
Er holte einen Messingschlüssel hervor, der mit den
Weitere Kostenlose Bücher