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Stimmen

Stimmen

Titel: Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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doch nie in dieser Branche gelandet.«
    »Eine Zeit lang lief es doch gut«, wandte Peter ein.
    »Es ist eine Sackgasse.«
    »Nicht für alle.«
    »Aber für dich und mich.«
    »Oh… na ja.«
    »Ich war einfach nicht gut genug. Jedenfalls nicht lange genug gut.«
    »Du musst nur eine bessere Sorte Männer finden und deine Reize richtig ausspielen. Du bist doch umwerfend.«
    Das brachte sie dazu, die Hände vom Gesicht zu nehmen. »Ich bin ein ehrlicher Mench«, sagte sie. »Ich vertraue Männern und mag sie. Was soll daran falsch sein? Ich hatte einen wunderbaren Vater, und das hat mich wohl verwöhnt.«
    Peter, der diesen Aspekt zum ersten Mal aus ihrem Munde hörte, musste lächeln.
    »Ich weiß einfach nicht, was ich von Männern erwarten soll.«
    »Ich hab dich nie schlecht behandelt.« Ehe sie Einwände erheben konnte, sagte er schnell: »Die Eier werden kalt.«
    Carla aß ein wenig, was ihre Traurigkeit und den Zorn ein bisschen vertrieb, da der Geschmack der Speisen alles andere überlagerte. Als sie einen Schluck Kaffee trank, verzog sie das Gesicht. »Mr. Coffee, Maxwell House.«
    »Nein, Folgers. Ich bin nicht reich, Carla.«
    »Kona-Kaffee oder Espresso mag ich lieber.«
    »Ich auch.«
    Sie saßen ein Weilchen schweigend da, während sie ihr Rührei verspeiste und sich an die Speckstreifen machte. Eines, was Peter über Carla wusste, war, dass ihre Traurigkeit, selbst wenn sie tief ging, nie länger als ein paar Stunden anhielt. Von Natur aus war sie ein fröhlicher Mensch.
    »Heute Nacht hatte ich seltsame Träume«, bemerkte Carla mit vollem Mund und richtete den Blick auf das Küchenfenster.
    »Ach ja?«
    Sie hörte auf zu kauen. »Ich hab geträumt, jemand, der wie du aussah, sei geil gewesen und habe von Mädchen und Sex geträumt. Und als du aufgewacht bist, hingen die Mädchen wie alte, nackte Ballons von dir herunter.«
    Peter machte ein angewidertes Gesicht. »Das ist ja echt…« Ihm fehlten die Worte.
    »Und das ist noch längst nicht alles. Die Bücher in deinen Regalen haben schlaffe weiße Säckchen abgeworfen. Als ich mich umsah, baumelten diese sackförmigen Dinger von ihnen herunter. Wie Kondome, weißt du. Oder wie die Haut, die man mit dem Löffel von heißer Milch fischt.«
    »Igitt.« Peter stand auf, um das Geschirr in die Spüle zu stellen. Nie zuvor hatte Carla irgendein Talent für kreative oder surreale Beschreibungen gezeigt. Er fand die Bilder, die er sich überaus deutlich vorstellen konnte, ziemlich beunruhigend.
    Während er eine Weile damit zubrachte, die Pfanne zu schrubben, spürte er ihre Augen im Rücken.
    »Es war so real«, sagte Carla, deren Gesicht wieder nachdenklich wirkte. »Du bist aufgestanden, um auf die Toilette zu gehen. Ich hab mich im Bett herumgewälzt und dir nachgesehen. Als du diese schlaffen Frauen hinter dir herzogst, hat sich irgendetwas Dunkles auf sie gestürzt und sie aufgefressen, einfach so. Es hat die Frauen von dir losgezerrt, und du hast es nicht einmal bemerkt. Mein Gott, jetzt kann ich mich wieder ganz deutlich daran erinnern. Ist das nicht ein verrückter Traum?«
    Peter war zweimal aufgestanden, um auf die Toilette zu gehen. Neben Carla zu liegen, ohne sich zu rühren, war nicht leicht gewesen, aber er erinnerte sich nicht daran, von Sex geträumt zu haben.
    Deshalb entgleiten dir die meisten Träume. Irgendjemand frisst sie auf, wie Lydias ungezügelte Emotionen.
    Peter fuhr zusammen, als hätte ihn eine Wespe gestochen. Auch Carla schreckte hoch. »Was ist los?«, fragte sie.
    »Nichts.« Er drehte sich um und betrachtete die Essensreste in der Spüle, abgeschnittene Ränder von knusprigem Eiweiß. Er stieß alles in den Abfluss und schaltete den Abfallzerkleinerer ein.
    »Verdammt, jetzt hab ich dich mit meinem Geschwätz runtergezogen«, sagte Carla, als das Zermahlen der Essensreste beendet war. »Da haben wir’s mal wieder, typisch für mich.«
    Peter wusch sich die Hände. Sie hatte ihn keineswegs heruntergezogen. Obwohl er wie benommen darauf wartete, dass noch mehr Verrücktes passierte, hatte Carlas Traum ihn eher aufgegeilt.
    Sie schlich sich von hinten an ihn heran.
    »Darf ich?« Sie griff nach seinen Schultern und drehte ihn herum. »Ich brauche zum Ausgleich mal einen guten Typ, Peter. Für das, was uns beiden so heilig ist.«
    Während sie miteinander schliefen, konnte Peter sich nicht von dem Gedanken lösen, dass das, was ihn erwischt hatte, ansteckend sein musste. Aber es spielte keine Rolle. Die Lust, die seinen

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