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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Flachbildschirm, ein Radiowecker. An den Wänden einige Swimmingpoolbilder von Hockney.
    Aber keine Spur von Ashley Harper.
    Wo zum Teufel steckte sie?
    Grace spürte eine leise Panik, sah Glenn Branson fragend an. Beide ahnten, dass man sie überlistet hatte, aber wann und wo war das geschehen? Einen Moment lang dachte er an die drohende Standpauke von Alison Vosper. Immerhin hatte er eine Richterin in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett geklingelt, um sich einen letztlich nutzlosen Durchsuchungsbefehl unterschreiben zu lassen.
    Natürlich konnte Ashley Harpers Abwesenheit diverse Gründe haben. Grace spürte eine flüchtige Wut auf seinen Freund. Glenn hatte ihn in diesen verdammten Fall hineingezogen, mit dem er eigentlich gar nichts zu tun hatte. Jetzt steckte er in der Scheiße, und es wurde immer schlimmer.
    Er überlegte, wie er seinen Arsch retten könnte, wenn Nr. 27 ihn zu sich zitierte und eine Erklärung verlangte. Welche Argumente für den Durchsuchungsbefehl sprachen: Mark Warrens Tod. Die Mitteilung. Der Finger im Kühlschrank. Emma-Janes Entdeckungen. So vieles stimmte nicht an diesem Fall. Mark Warren, der sich beim Empfang so feindselig verhielt. Bradley Cunningham, aalglatt und versnobt.
    »Nehmt das Haus auseinander«, wies er seine Leute müde an. »Durchkämmt jeden Winkel. Findet heraus, wem es gehört. Auch der Fernseher, die HiFi-Anlage, der Audi, die Teppiche, die Bilder. Ich will verdammt noch mal alles über Ashley Harper wissen. Ich will sie besser kennen, als sie sich selbst kennt. Kapiert?«
     
    Auch nach einer zweistündigen Suche gab es noch keine Ergebnisse. Es war, als hätte Ashley Harper das Haus mit einem Riesenstaubsauger traktiert. Geblieben waren nur die Möbel und im Kühlschrank ein Becher Biojoghurt, Sojamilch, ein Bund Radieschen und eine halbe Flasche schottisches Mineralwasser von Sainsbury.
    Glenn Branson trat neben Grace, der gerade die Matratze vom Gästebett hob. »Mann, das ist unglaublich – als hätte sie gewusst, dass wir kommen.«
    »Warum wussten wir dann nicht, dass sie abhauen würde?«
    »Na bitte, schon wieder eine Frage als Antwort.«
    »Ja«, sagte Grace, der allmählich die Geduld verlor, »das kommt vielleicht daher, dass du auch immer fragst, statt zu antworten.«
    Branson hob die Hand. »Immer sachte, Roy.«
    »Schon gut.«
    »Wo zum Teufel steckt sie?«
    »Hier jedenfalls nicht.«
    »Das weiß ich selbst.«
    »Sehen Sie sich das an, Roy. Meinen Sie, es hat was zu bedeuten?« DC Nicholas kam mit einem Stückchen Papier herein und zeigte es Grace.
    Eine Quittung von einer Firma namens Century Radio an der Tottenham Court Road in London. Darauf stand: AR5000 Cyber Scan, £ 2.437,25.
    »Woher haben Sie die?«
    »Aus dem Mülleimer hinter dem Haus«, erwiderte Nicholas nicht ohne Stolz.
    »Zweitausendvierhundertsiebenunddreißig Pfund für einen Scanner?«, fragte Grace. »Welches Gerät ist denn so teuer? Doch kein normaler Computerscanner.« Dann fügte er hinzu: »Und warum sollte sie die Rechnung wegwerfen? Selbst wenn es keine Geschäftskosten sind, hebt man die Quittung doch wegen der Garantie auf, oder nicht?«
    »Ich schon«, meinte Branson.
    Grace las das Datum. Vergangenen Mittwoch. Kaufzeit 14.25 Uhr. Am Dienstagabend verschwindet ihr Verlobter. Am Mittwochnachmittag kauft sie einen sündhaft teuren Scanner. Das ergibt keinen Sinn – noch nicht. Er sah auf die Uhr, kurz nach acht. »Ich weiß nicht, wann Century Radio öffnet, aber wir müssen herausfinden, was es mit dem Gerät auf sich hat.«
    »Hast du eine Idee?«, wollte Branson wissen.
    »Jede Menge. Zu viele. Um Viertel vor zehn muss ich im Gericht in Lewes sein.«
    »Um deinen Freund Suresh Hossain zu besuchen?«
    »Ich hoffe, er vermisst mich. Wie wäre es mit einem Frühstück? Mit Eiern, Speck und allem drum und dran?«
    »Cholesterin ist schlecht fürs Herz.«
    »Soll ich dir was verraten? Das ist mir mittlerweile auch egal.«
     

    82
     
     
     
    ALS GRACE DEN GEDRÄNGT VOLLEN WARTERAUM der drei Gerichtssäle betrat, die in dem hübschen georgianischen Bau untergebracht waren, stellte er zunächst sein Handy leise. Immerhin hatte Claudine eingesehen, dass es keinen Sinn hatte, ihm weitere SMS zu schicken.
    Er gähnte. Sein Körper war bleischwer, und das üppige Frühstück hatte ihm keinen neuen Schwung verliehen, ganz im Gegenteil. Am liebsten hätte er sich irgendwo hingelegt und geschlafen. Seltsam, vor einer Woche hatte sich sein ganzes Denken noch um diesen Prozess

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