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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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gedreht, doch nun galt es nur noch, Michael Harrison zu finden.
    Andererseits war der Prozess durchaus wichtig. Beispielsweise für die Witwe und die Kinder von Raymond Cohen, den Hossain selbst oder dessen Gorillas mit einem genagelten Stock zu Brei geschlagen hatten. Das Verfahren war für alle anständigen Bürger von Brighton and Hove wichtig, denn sie hatten das Recht, vor Ungeheuern wie Hossain geschützt zu werden. Und auch wichtig für Grace’ Glaubwürdigkeit. Er musste unbedingt die Müdigkeit überwinden und sich auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren.
    Er suchte sich eine ruhige Ecke und beantwortete zunächst einen Anruf von Eleanor, die seine Post und Mails bearbeitete. Dann schloss er die Augen, stützte den Kopf in die Hände, verdrängte das Türenschlagen, die fröhlichen Begrüßungen, die klickenden Schlösser der Aktenkoffer, das Gemurmel von Anwälten und Mandanten.
    Nach einigen Minuten holte er zweimal tief Luft, um Sauerstoff zu tanken, stand auf und sah sich um. Bald würde er wissen, ob man ihn heute brauchte oder nicht. Er suchte nach Liz Reilly von der Staatsanwaltschaft, von der er sich die gewünschte Auskunft erhoffte. Im Raum befanden sich an die hundert Menschen, darunter einige Anwälte in Robe. Schließlich erspähte er Liz, eine elegant gekleidete, konservativ aussehende Frau Ende dreißig, die ein Klemmbrett hielt und mit einem ihm unbekannten Anwalt ins Gespräch vertieft war.
    Sie gab ihm ein Zeichen, er solle einen Moment warten. Als der Anwalt gegangen war, schaute sie Grace aufgeregt an. »Möglicherweise haben wir eine neue Zeugin!«
    »Tatsächlich? Wen?«
    »Ein Callgirl aus Brighton. Sie hat gestern Abend die Staatsanwaltschaft angerufen und erklärt, sie habe in der Zeitung von dem Prozess gelesen. Sie gibt an, Suresh Hossain habe sie während eines Besuchs verprügelt. Der Sexbesuch fand am Abend des 10. Februar letzten Jahres in Brighton statt.«
    An diesem Abend sollte Hossain den Mord begangen haben.
    »Er hat ein bombenfestes Alibi. Zwei Freunde sagten aus, dass sie an dem betreffenden Abend in London mit ihm gegessen haben.«
    »Stimmt, aber sie arbeiten beide für ihn. Das Mädchen nicht. Sie fürchtete sich vor ihm – darum ist sie auch erst jetzt damit herausgerückt. Man hat ihr mit Mord gedroht. Der Polizei traut sie nicht über den Weg, darum ist sie zu uns gekommen.«
    »Wie glaubwürdig erscheint sie Ihnen?«
    »Sehr glaubwürdig. Wir brauchen Zeugenschutz. Vielleicht reicht es schon, sie anonym aussagen zu lassen, aber ich vermute, dass weitergehende Maßnahmen erforderlich sind.«
    »Sie bekommt, was immer sie haben will.« Grace war aufgeregt, hätte Liz Reilly am liebsten umarmt. Das waren zur Abwechslung einmal erstklassige Neuigkeiten.
    »Allerdings muss jemand sie davon überzeugen, dass die Polizei ihr das Geschäft nicht kaputtmacht.«
    »Wo ist sie gerade?«
    »Zu Hause.«
    Grace sah auf die Uhr. »Ich könnte sofort zu ihr fahren. Geht das?«
    »Nehmen Sie ein neutrales Fahrzeug.«
    »Eine Polizistin wird mich begleiten, um sie zu schützen. Hossain darf auf keinen Fall an sie herankommen. Ich möchte sie überreden, gleich heute mitzugehen.«
    »Wenn Sie behutsam vorgehen, rennen Sie offene Türen ein.«
    Plötzlich war Grace überhaupt nicht mehr müde.
     

    83
     
     
     
    KURZ NACH MITTAG war er wieder in der Soko-Zentrale. Bei der Zeugin Shelley Sandler hatte er ein gutes Gefühl. Mitte zwanzig, intelligent, sprachgewandt, verletzlich – sie würde vor Gericht sehr glaubwürdig erscheinen. Hauptsache, sie verlor nicht in letzter Minute die Nerven, was leider häufig vorkam. Doch sie war fest entschlossen, sich gegen Hossain zur Wehr zu setzen.
    Eine wirklich gute Nachricht. Nach den unsicheren Tagen sah es nun so aus, als würde Grace das erhoffte Urteil bekommen.
    Das ganze Team war bereits versammelt, dazu zwei neue Assistenten, ein junger Mann und eine ältere Frau.
    Sie sprachen leise, da die anderen Arbeitsbereiche ebenfalls belegt waren. Nick Nicholas meldete sich als Erster zu Wort. »Roy, ich habe Informationen über die Quittung von heute Morgen.«
    »Und?«
    Nicholas schob ihm einige ausgedruckte Internetseiten hinüber. »Wir haben es alle schon gelesen.«
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