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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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überlebte. Mark schluckte, sein Mund war trocken. Er hatte Josh in der Varndean School kennen gelernt, als sie dreizehn waren. Luke und Michael auch. Pete und Robbo kamen später dazu, sie hatten sich an einem feuchtfröhlichen Abend in einem Pub in Brighton getroffen. Wie Mark handelte auch Josh ehrgeizig und überlegt. Und sah gut aus. Er war ein Frauentyp wie Michael. Manche Leute wurden so geboren, andere mussten ihr Leben lang um Erfolge kämpfen. Doch selbst mit neunundzwanzig wusste Mark bereits, dass nichts so blieb, wie es war. Mit Geduld konnte jeder einmal eine Glückssträhne erwischen. Die erfolgreichsten Raubtiere waren die mit der größten Geduld und Ausdauer.
    Mark würde nie den Tierfilm über eine Fledermaushöhle in Südamerika vergessen. Ein winziger Mikroorganismus ernährte sich von dem Fledermauskot, der sich am Höhlenboden sammelte; eine Larve fraß den Mikroorganismus, ein Käfer die Larve, eine Spinne den Käfer, eine Fledermaus die Spinne. Die perfekte Nahrungskette. Die Fledermaus war klug, sie musste nur kacken und abwarten.
    Sein Handy klingelte. Michaels Mutter, zum dritten Mal an diesem Nachmittag. Er hatte aufgehört zu zählen, wie oft sie insgesamt angerufen hatte. Er blieb unverändert höflich und freundlich. Es gebe noch keine Neuigkeiten von Michael, erklärte er. Es sei furchtbar, er habe keine Ahnung, was ihm zugestoßen sein könnte, sie hätten lediglich eine Sauftour geplant, er habe keinen Schimmer, wo Michael stecke.
    »Meinst du, er ist bei einer anderen Frau?«, fragte Gill Harrison mit ihrer schüchternen, rauen Stimme. Er kam gut mit ihr aus, sofern dies möglich war. Ihr Mann hatte sich umgebracht, und Michael sagte, sie habe sich damals in einen Panzer zurückgezogen und sei darin geblieben. Die Fotos, die im Haus hingen, zeigten sie als schöne junge Frau, als blonde Sexbombe. Sie war auch jetzt noch eine schöne Frau, wenn auch vor der Zeit gealtert.
    »Ich glaube, alles ist möglich, Mrs Harrison«, entgegnete Mark. Die nächsten Worte wählte er mit Bedacht. »Aber er hat Ashley vergöttert.«
    »Sie ist ein reizendes Mädchen.«
    »Das ist sie, ich könnte sie hier gut gebrauchen – die beste Sekretärin, die wir je hatten.« Er spielte mit der Maus, ließ den Cursor ziellos über den Bildschirm wandern. »Aber wenn sie betrunken sind, tun Männer manchmal ganz verrückte
Dinge – «
    Sofort bedauerte er die Bemerkung. Hatte Michael ihm nicht erzählt, sein Vater sei betrunken gewesen, als er sich das Leben nahm?
    Langes Schweigen, dann sagte sie sanft: »Ich glaube, er hatte Zeit genug, um nüchtern zu werden. Michael ist ein guter und treuer Mann. Was immer er im betrunkenen Kopf getan haben mag, er würde Ashley niemals wehtun. Ihm muss etwas zugestoßen sein, sonst hätte er angerufen. Ich kenne meinen Sohn.« Sie zögerte. »Ashley ist in einem furchtbaren Zustand. Passt du ein bisschen auf sie auf?«
    »Mach ich.«
    Wieder eine Pause. Dann: »Wie geht es Josh?«
    »Unverändert. Zoe ist bei ihm. Ich fahre nachher hin und setze mich zu ihr – sobald ich hier fertig bin.«
    »Rufst du mich an, wenn du etwas hörst?«
    »Natürlich.«
    Er hängte ein, schaute auf den Schreibtisch und hob ein Dokument hoch. Dann sah er etwas darunter liegen. Seinen Palm Pilot.
    Eisige Furcht durchströmte ihn. Oh Scheiße, dachte er. Scheiße, Scheiße, Scheiße.
     

    16
     
     
     
    NACHDEM ER SICH von Detective Superintendent Grace verabschiedet hatte, stieg Glenn Branson in seinen Dienstwagen, einen blauen Vauxhall, der nach Desinfektionsmittel stank – beim letzten Einsatz hatte jemand gekotzt oder geblutet. Er parkte ihn hinter dem reizlosen Gebäude, in dem die Polizeiwache von Brighton untergebracht war, ging durch den Hintereingang und die Treppe hinauf in das Großraumbüro, das er sich mit zehn anderen Ermittlern teilte.
    Es war zwanzig nach sechs. Offiziell endete sein Dienst in dieser Woche jeden Tag um sechs, aber er steckte nach einer größeren Drogenrazzia am Montag bis zum Hals in Papierkram und hatte die Genehmigung, Überstunden zu machen – das Geld konnte er gut gebrauchen. Heute würde er jedoch nur eine Stunde länger bleiben. Ari besuchte einen weiteren ihrer Selbstverwirklichungskurse. Montags hatte sie englische Literatur, donnerstags Architektur. Nach der Geburt ihrer Tochter Remi war sie in Panik geraten, weil es ihr angeblich an Bildung mangelte und sie fürchtete, später nicht die Fragen ihrer eigenen Kinder beantworten zu

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