Stirb ewig
nur einen trinken.«
»Was werden Sie tun, wenn er bis zur Hochzeit morgen nicht auftaucht?«, fragte Branson.
Tränen liefen über ihre Wangen. Sie verließ das Zimmer und kam mit einem bestickten Taschentuch zurück, mit dem sie sich die Augen betupfte. Dann begann sie zu schluchzen. »Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Bitte, finden Sie ihn, ich liebe ihn so sehr. Ich halte das nicht mehr aus.«
Nachdem sie sich beruhigt hatte, sagte Grace wieder mit Blick auf ihre Augen: »Sie haben für beide als Sekretärin gearbeitet. Hat Mark Ihnen denn nicht gesagt, was sie vorhatten?«
»Es war doch bloß ein Männerabend. Ich war ja auch mit den Mädels unterwegs, Sie wissen schon. Das war alles.«
»Ist Ihnen bekannt, dass Michael einen gewissen Ruf als Scherzbold genoss?«
»Michael hat wirklich Humor – das liebe ich ja so an ihm.«
»Ist Ihnen etwas über einen Sarg bekannt?«
Sie setzte sich abrupt auf und verschüttete beinahe ihren Wein. »Einen Sarg? Was soll das heißen?«
Branson erklärte es behutsam. »Einer seiner Freunde, ein gewisser Robert Houlihan – kennen Sie ihn?«
»Ich bin ihm ein paar Mal begegnet. Ein Verlierer.«
»Tatsächlich?«
»Das hat M-Michael jedenfalls gesagt. Er hat sich an die Clique gehängt, gehörte aber nie richtig dazu.«
»Aber wohl doch genug, um am Junggesellenabschied teilzunehmen?«, beharrte Branson.
»Michael wollte niemandem wehtun. Ich glaube, er war der Meinung, sie könnten Robbo nicht einfach außen vor lassen.«
Grace trank einen Schluck Kaffee. »Und Sie hatten keinen Streit mit Michael? Nichts, weswegen er kalte Füße bekommen haben könnte?«
»Mein Gott, nein. Definitiv nicht. Ich – er – «
»Wo wollen Sie die Flitterwochen verbringen?«
»In Thailand. Michael hat ein tolles Hotel gebucht – er liebt Wassersport, Segeln, Tauchen. Es sieht paradiesisch aus.«
»Wir suchen bereits mit einem Hubschrauber nach ihm und haben eine Hundertschaft Spezialisten beantragt. Falls er bis heute Abend nicht auftaucht, startet eine großflächige Suche in der Gegend, in der man ihn zuletzt gesehen hat. Allerdings möchte ich vermeiden, hunderte kostbarer Arbeitsstunden unserer Polizisten zu verschwenden, falls er auf den Cayman Islands auf Kosten der britischen Steuerzahler in der Sonne brät. Verstehen Sie das?«
Ashley nickte. »Nur zu gut. Es geht ums liebe Geld und nicht darum, Michael zu finden«, sagte sie erbittert.
»Nein«, entgegnete Grace in milderem Ton. »Es geht nicht nur ums Geld. Wir werden alle nur denkbaren Maßnahmen ergreifen, um Michael zu finden.«
»Dann fangen Sie bitte sofort damit an.« Sie kauerte mit hängenden Schultern da und starrte in ihr Weinglas. »Über Sie gab es doch jetzt gerade einen Artikel im Evening Argus. Und gestern in der Daily Mail. Die wollten Sie lächerlich machen, weil Sie bei einem Medium waren, oder?«
»Ja.«
»Ich glaube auch daran. Kennen Sie jemanden? Sie wissen schon, Sie haben doch Verbindungen. Gibt es keine Medien, die verschwundene Menschen finden können?«
Grace warf Branson einen Blick zu und sah Ashley an. »Doch, die gibt es.«
»Könnten Sie nicht jemanden – oder mir jemanden empfehlen, den Sie kennen?«
Grace dachte gründlich nach. »Haben Sie etwas hier, das Michael gehört?« Er spürte Glenn Bransons bohrende Blicke.
»Was denn?«
»Egal was, irgendeinen Gegenstand. Ein Kleidungsstück, Schmuck, etwas, das er berührt hat.«
»Ich werde etwas suchen. Es dauert nur ein paar Minuten.«
»Kein Problem.«
34
»HAST DU NICHT MEHR ALLE TASSEN IM SCHRANK?«, fragte Branson im Auto.
Grace hielt ein Kupferarmband in der Hand, das er von Ashley Harper bekommen hatte. »Es war deine Idee.« Aus dem Radio dröhnte ein tiefer Bass, er drehte die Musik leiser.
»Klar, aber du solltest nicht sie danach fragen.«
»Hättest du lieber was bei ihm zu Hause geklaut?«
»Ausgeliehen. Mann, du lebst wirklich gefährlich. Wenn sie nun mit der Presse redet?«
»Du hast mich gebeten, dir zu helfen.«
Branson schaute ihn von der Seite an. »Was hältst du nun von ihr?«
»Sie weiß mehr, als sie sagt.«
»Also will sie seinen Arsch retten?«
Grace drehte das Armband in den Fingern. Drei dünne aneinander geschmiedete Kupferreifen, die jeweils in einer Scheibe mündeten. »Was meinst du?«
»Na bitte, das Übliche – du beantwortest eine Frage mit einer Gegenfrage.«
Eine Weile dachte Grace schweigend nach, ging im Geiste die Begegnung mit Ashley Harper durch. Ihre
Weitere Kostenlose Bücher