Stirb ewig
ausgesucht. Wir wollten ihn mit einem Pornoheft und einer Flasche Whisky im Sarg lassen – und die sind auch noch drin. Jedenfalls der Verschluss der Flasche.«
»Der Deckel war festgeschraubt – und die Erde oben drauf?« Sie umklammerte die Tasse mit beiden Händen, blies Dampf weg und nippte. Mark sah, dass ihr Bademantel aufklaffte, und erhaschte einen Blick auf ihre großen, weißen Brüste. Er wollte sie, jetzt, trotz allem, trotz seiner Panik, nur umschlingen und mit ihr schlafen.
»Ja – es sah genauso aus wie am Donnerstag, als ich – «
»Als du den Atemschlauch herausgezogen hast?«
Er trank einen großen Schluck Whisky. Ashley lächelte nun mitfühlend. Vielleicht konnte er ja ein, zwei Stunden bleiben. Mit ihr schlafen. Er musste sich von diesem Albtraum ablenken.
Dann verdunkelte sich ihr Gesicht. »Bist du dir ganz sicher, dass er auch drin war, als du den Schlauch herausgezogen hast?«
»Natürlich war er drin. Ich hab ihn doch schreien hören, Herrgott noch mal!«
»Und du hast es dir nicht eingebildet?«
»Dass er geschrien hat?«
»Du warst ganz schön fertig.«
»Wärst du an meiner Stelle auch gewesen. Er war mein Geschäftspartner, mein bester Freund. Ich bin kein Mörder, ich – «
Ihr Blick war mehr als zynisch.
»Ich tue das nur – weil – weil ich dich liebe, Ashley.«
»Er könnte jetzt irgendwo da draußen sein. Im Dunkeln umherschleichen, uns beobachten.«
Mark schüttelte den Kopf. »Glaub ich nicht. Wieso ist er nicht zur Hochzeit gekommen, wenn er nicht mehr im Sarg lag? Drin gewesen ist er auf jeden Fall. Er oder jemand anders. Ich habe innen am Deckel Kratzspuren gesehen.«
Ashley nahm die Nachricht gleichgültig auf.
»Vielleicht weiß er über uns Bescheid, mehr fällt mir dazu nicht ein. Dass er verdammt noch mal Bescheid weiß.«
»Tut er nicht«, warf Ashley ein. »Er hat keinen Schimmer. Er hat oft über dich gesprochen, dass du die richtige Frau suchst und eine Familie gründen möchtest, und dass du nur eine längere feste Freundin hattest.«
»Na toll, er konnte schon immer mein Ego aufbauen.«
»Er meinte es nicht negativ, Mark, ihm liegt viel an dir.«
»Auf einmal verteidigst du ihn ja.«
»Immerhin ist er mein Verlobter.«
»Sehr witzig.« Er stellte sein Glas auf den quadratischen Couchtisch und vergrub das Gesicht in den Händen.
»Du musst dich zusammenreißen. Gehen wir mal logisch an die Sache heran.«
Er nickte, ohne sie anzusehen.
»Michael war am Donnerstagabend noch da. Du hast den Schlauch herausgezogen und das Loch verstopft, richtig?«
Mark schwieg.
»Wir wissen, dass er anderen gerne Streiche spielt. Irgendwie befreit er sich aus dem Sarg und beschließt so zu tun, als wäre er immer noch drin.«
Mark schaute sie niedergeschlagen an. »Toller Witz. Also ist er draußen und weiß, dass ich den Schlauch rausgezogen habe – wofür es nur einen Grund geben kann.«
»Irrtum. Woher sollte er wissen, dass du es warst? Hätte doch irgendein Spaziergänger sein können.«
»Komm schon, Ashley, sei ehrlich. Wenn jemand durch den Wald läuft und über ein Grab stolpert, aus dem ein Luftschlauch ragt, zieht er den doch nicht einfach raus und schaufelt noch mehr Erde auf den Sarg.«
»Ich spiele nur verschiedene Möglichkeiten durch.«
Mark starrte sie an, argwöhnte plötzlich, Michael und Ashley hätten gemeinsam etwas ausgebrütet. Galt die Falle etwa ihm?
Dann erinnerte er sich an die Tage und Nächte, die er mit Ashley verbracht, was sie zu ihm gesagt hatte, wie sie sich geliebt und Pläne geschmiedet hatten – und wie verächtlich sie immer von Michael gesprochen hatte. Er verwarf den Gedanken.
»Noch ein Vorschlag«, sagte sie. »Die anderen wussten, dass du zu spät kommen würdest. Vielleicht haben sie dir einen Streich gespielt – zusammen mit Michael – und der ist in die Hose gegangen?«
»Na schön, nur mal angenommen, Michael war nicht in dem Sarg, als ich hingegangen bin, und ich hätte mir sein Rufen nur eingebildet – wo zum Teufel steckt er dann jetzt? Wo hält er sich seit Dienstagabend auf? Warum hat er sich nicht gemeldet, ist nicht zur Hochzeit erschienen? Kannst du mir das vielleicht verraten?«
»Nein. Außer die anderen haben euch beide verarscht – und er ist anderswo eingeschlossen.«
»Oder abgehauen?«
»Das kann nicht sein, verlass dich drauf.«
»Woher willst du das so genau wissen?«
Ashleys Blick ruhte auf Mark. »Weil er mich liebt. Er liebt mich von ganzem Herzen. Darum ist er auch
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