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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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    Falls er noch lebte.
    Ein großes Falls. Vier Tage – fast ohne Luft. Er klemmte sich die Taschenlampe wieder zwischen die Lippen und biss zu. Er musste es tun, es ging nicht anders. Er musste Michaels verdammten Palm Pilot zurückholen. Denn eines Tages würde jemand das Grab entdecken, es öffnen und die Leiche finden und dazu den gottverdammten Palm mit allen E-Mails. Und dieser Bulle Graves oder wie er hieß würde die E-Mail finden, die er Michael am Montag geschickt und in der er die Überraschung angekündigt hatte, die auf ihn wartete. Er würde die rätselhaften Hinweise finden, die er Michael geliefert und die Michael nicht verstanden hatte, während sie den Bullen sofort auf die richtige Fährte führen würden.
    Mark schob den Schraubenzieher unter den Deckel und hob ihn ein wenig an, bis er die Finger hineinstecken konnte. Dann legte er den Schraubenzieher neben sich auf die Erde und klappte den Deckel so weit wie möglich hoch, wobei er die tiefe, gezackte Kerbe im Holz zunächst nicht weiter beachtete.
    Tintenschwarzes Wasser schimmerte auf, eine durchnässte Zeitschrift trieb an der Oberfläche, das Licht der Taschenlampe fiel auf große, nackte Brüste.
    Mark schrie auf, die Taschenlampe klatschte ins Wasser und traf mit einem dumpfen Laut auf den Sargboden.
    Der Sarg war leer.
     

    55
     
     
     
    DER DECKEL FIEL MIT EINEM LAUTEN KRACHEN ZU. Mark rappelte sich auf, stolperte und fiel der Länge nach in den Morast. Er kniete sich hin, beschrieb einen Kreis, spähte ins Dunkel, wimmernd, keuchend, voller Panik, er suchte nach einem Fluchtweg. In den Wagen? In den Wald?
    Gott im Himmel.
    Auf allen vieren kroch er weg von dem Grab, drehte sich erneut um die eigene Achse. War Michael irgendwo da draußen, angriffsbereit?
    Würde er ihn mit einer Lampe blenden?
    Er stand auf und rannte zum Wagen, riss die Tür auf, stieg ein, und die Innenbeleuchtung ging an, er saß wie auf dem Präsentierteller! Er knallte die Tür zu, betätigte die Zentralverriegelung, drehte den Zündschlüssel, legte den Gang ein, schaltete Licht ein, trat das Gaspedal und beschrieb einen weiten Bogen. Die Scheinwerfer strichen über die Bäume, die tanzenden Schatten, er fuhr eine Runde, zwei Runden, drei.
    Oh, Gott.
    Was zum Teufel war passiert?
    Er hatte den Scheiß-Pilot immer noch nicht. Musste noch mal nachsehen. Unbedingt.
    Wie konnte er – ?
    Wie war er dort rausgekommen? Wie hatte er den Deckel wieder zugeschraubt? Die Erde aufgetürmt?
    Außer – Außer er war nie drin gewesen.
    Doch warum war er dann nicht zur Hochzeit erschienen?
    Seine Gedanken rasten. Totales Chaos. Er wollte Ashley anrufen, wusste aber genau, was sie ihn als Erstes fragen würde.
    Hast du den Pilot?
    Er fuhr bis ans Grab, blieb sitzen, wartete ab. Dann öffnete er die Tür, sprang hinaus, legte sich auf den Bauch und stieß die Hände ins kalte Wasser, ohne sich die Ärmel lange aufzurollen. Berührte den Boden des Sarges, Satin. Die gepolsterten Seiten, dann wieder den Boden. Fand die Taschenlampe und holte sie heraus. Kaputt. Seine Hände trafen auf ein kleines, rundes Metallstück. Er hielt es ins Licht. Sah aus wie der Verschluss einer Whiskyflasche.
    Er drehte sich um und schaute angestrengt in den Wald. Griff wieder hinunter in den Sarg, tastete den ganzen Boden ab. Eine nasse Zeitschriftenseite wickelte sich um seine Hand. Sonst nichts. Gar nichts. Das ganze verdammte Ding war leer.
    Er stand auf, legte die Wellblechplatte über das Loch, warf halbherzig ein wenig Gras darüber und kehrte in den sicheren Wagen zurück. Er schlug die Tür zu, verriegelte alles und holperte mit Vollgas durch die Schlaglöcher und Pfützen und über die Viehgitter auf die Landstraße zurück.
    Dann schaltete er die Differentialsperre aus, legte den normalen Gang ein und fuhr nach Brighton. Angstvoll beobachtete er alle Lichter, die im Rückspiegel auftauchten, sehnte sich danach, Ashley anzurufen, war aber zu verwirrt, um das Erlebnis in Worte zu kleiden.
    Wo zur Hölle steckte Michael?
    Wo?
    Wo?
    Er fuhr wieder an den Kränzen vorbei, schaute aufs orange glühende Armaturenbrett, auf die Straße, in den Rückspiegel. Hatte er sich alles nur eingebildet? Halluziniert? Kommt schon, Jungs, was steckt dahinter? Was hattet ihr mir voraus? Habt ihr einen leeren Sarg begraben? Na schön, und wo ist dann bitte Michael?
    Allmählich beruhigte er sich ein wenig, konnte klarer denken, sich vorübergehend ablenken. Michael war nicht da. Keine Leiche. Niemand

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